Mustique, die private Insel mit Villen der Reichen und Schönen, wollten wir zunächst auslassen. Ungefähr 100 große Privathäuser, deren Grundstücke und Zufahrten nicht betreten werden dürfen, das schien uns den Besuch nicht wert. Die Beschränkungen haben aber auch eine positive Seite: Die nicht bebauten Teile der Insel sind naturbelassen. Es gibt wunderschöne Strände, die öffentlich zugänglich sind. Und schnorcheln ist bereits ab dem Mooringplatz sehr lohnend.
Mustique ist heute im Besitz der Mustique Company, deren Anteile von den Hauseigentümern gehalten werden. Zu denen gehören Namen wie Mick Jagger, Brian Adams, Tommy Hilfiger, Merril Lynch, der Eigentümer von Puma usw.
Den Ursprung nahm diese große geschlossene Gemeinschaft in den 1950er Jahren, als der Brite Colin Tennant die Insel von ihren Eigentümern aus Bequia kaufte.
Tennant schenkte der englischen Prinzessin Margaret zur Hochzeit ein Grundstück auf Mustique. Sie war die erste Celebrity der Insel und kam oft her. Tennants Parties waren legendär. Er schaffte es, die Insel zu einem Mekka der Reichen zu machen.
Heute hat die Mustique Company das Privateigentum auf 120 Villen beschränkt. Grundeigentum ist nicht mehr zu erwerben, nurmehr Häuser, die von ihren Eigentümern zum Verkauf gegeben werden. Die Company reglementiert alles auf der Insel, sorgt aber auch für eine umfassende Infrastruktur mit Pferdestall, Soccer- und Cricketplatz, Schule, Kindergarten, Tankstelle, Picknickplätzen am Strand nebst Emergency Telefon dort. Die Picknickplätze können Inselbewohner für ihre Events reservieren.
Eine Landebahn für Flugzeuge gibt es ebenfalls. Allerdings dürfen dort keine Privatjets landen. Vielmehr müssen die betuchten Besucher ihre Privatjets auf den umliegenden Inseln unterbringen und von dort aus einfliegen.
Die Company unterhält Unterkünfte für die auf der Insel beschäftigten Arbeiter. Während die Hausangestellten auf den Grundstücken der jeweiligen Hauseigentümer leben, wohnen die meist aus St Vincent stammenden Arbeiter in einer eigenen kleinen Community. Sie liegt am entgegen gesetzten Teil der Insel als Lovell, der einzige Ort der Insel. Die Arbeiter können ihre Freundin für 2-3 Tage in die Unterkunft holen, leben ansonsten aber vom Ortsleben abgetrennt in ihren Unterkünften.
Als wir in der Britannia Bay eintreffen, der einzigen Bucht, auf der man in Mustique anlegen darf, ankert dort eine große Privatyacht. Lady Britt hat an Steuerbord eine lange Wasserrutsche und an Backbord eine Armada an Wasserspielzeugen für die Großen. Willkommen auf der Insel der Superreichen.
In der Britannia Bay dürfen nur Yachten mit Länge über 60 feet ankern. Alle anderen müssen an eine der 35 Bojen gehen, die gut befestigt sind. Hochziehen kann man sie nicht und Hilfe beim Anlegen sahen wir nur abends. Für den Besuch der Insel ist eine Gebühr fällig, die für unser 51feet Schiff 220 EC Dollar betrug. Dafür darf man 3 Nächte bleiben.
An Land liegt Basil’s Bar, eine der bekanntesten Bars der Karibik. In der man wohl auch Berühmtheiten wie Mick Jagger antreffen kann. Als wir dort einen teuren (mehr als doppelt so teuer wie auf den umliegenden Inseln) Cocktail schlürften, war keine Celebrity da. Platz gab es in Hülle und Fülle. Und dennoch wurden wir ausgesprochen deutlich zum Bezahlen aufgefordert, als unsere Gläser leer waren. Das hatten wir bisher auf den karibischen Inseln nicht.
An Basil’s Bar angrenzend liegen meerseitig versteckt hinter Grün einige Fischerhäuser und ein Fischmarkt. Auf der anderen Straßenseite kann man shoppen in Häusern, die aus Disneyworld stammen könnten. Der örtliche Lebensmittelmarkt verkauft sogar Nespressokapseln, das hatten wir bisher noch auf keiner Insel.
Die Straße zwischen Fischerhäusern und Shopping ist gut befahren. Alle Naselang kurvt eines der motorisierten Golfcars an uns vorbei. Mules werden sie hier genannt. Ruhig ist es nicht.
Die Straße führt hinauf in den einzigen Ort der Insel, Lovell. Von oben hat man einen schönen Blick in die Britannia Bay.
Der Ort hat eine mächtige Einfahrt, fast wie eine gated community. Und wirkt damit wie der Rest der Insel eigentümlich. Ich fühle mich wie im Aquarium, blicke in wohl funktionierendes geordnetes Ambiente, bei dem ich fast jegliches Alltagsgefühl vermisse.
Was es auf der Insel in Hülle und Fülle gibt sind Landschildkröten. Mehrfach sehen wir eine auf der Straße. Der Skipper betätigt sich als Retter.
In der Nacht finden etliche Moskitos ihren Weg hinaus in die Invia. Das hatten wir bisher nicht. Mustique hat ihren Namen von den unzähligen hier lebenden Mücken, die angeblich deutlich weniger sind als früher. Angesichts von Sumpfflächen im Inselinnern sind die zahlreichen Mücken kein Wunder.
Noch ein Nachtrag zu unserem vorangegangenen Beitrag über Bequia: Auf dem kurzen Weg von Bequia nach Mustique fuhren wir im Süden von Bequia an der Moonhole Siedlung vorbei. Sie hat ihren Namen von einem Felsbogen. Ein amerikanischer Architekt baute hier sein Traumhaus unter dem Felsbogen. Andere Häuser und ein Hotel folgten. Sie haben keine geraden Linien, folgen den natürlichen Firmen der Felsen, und haben nur teilweise Fenster.
Weiter Richtung West Cay liegt ein gestrandeter Frachter an den Fels gepresst.