Flagge & Coronavirus: INVIA geht nach Polen

Das eine hat nichts mit dem anderen zu tun? Denkste!

Es ist Mitte April 2020. Der Planet steht still, die Welt hält den Atem an. Ausgangssperren fast überall. Unsere Uhr tickt: Die Hurricanesaison rückt näher. Wir liegen in der Francis Bay auf St John, US Virgin Islands. Eine wunderschöne Insel. Mitten im Hurricanegürtel. Alle Grenzen sind geschlossen: Wir können nirgendwo hin. Nirgendwo? Stimmt nicht ganz, die 1.200 nm entfernten USA würden uns Zuflucht gewähren. Wofür wir sehr dankbar sind.

Martinique ist als Überseedépartement und Region Frankreichs ein vollintegrierter Teil des französischen Staates und damit Teil der Europäischen Union.

Die EU lässt uns nicht rein:

Nur Yachten unter europäischer Flagge mit europäischer Crew dürfen nach Martinique einreisen. Europäer sind wir, sogar EU Bürger.

Aber INVIA trägt die Flagge der Marshall Inseln:

Am Heck der INVIA weht die Marshall Islands Flagge
Damit wir nicht ganz staatenlos – inkognito sind, führen wir eine kleine deutsche Flagge an Backbord

Wir fackeln nicht lange:

INVIA soll die Flagge wechseln.

Inzwischen wohnen wir offiziell in Panama und nicht mehr in der Schweiz. Die fehlende gegenseitige nautische Anerkennung stünde dem Erhalt der deutschen Flagge also nicht mehr im Wege. Aber es wäre ein sehr langwieriger Weg. Ein Hinweis für alle deutschen Segler, die meinen ihr Flaggenzertifikat beim ADAC usw. wäre doch ganz unkompliziert: INVIA ist über 15m lang und muss daher zwingend ins Schiffsregister, das von den Registergerichten geführt wird. Abgesehen davon dass ein Flaggenzertifikat kein Eigentumsnachweis ist und es daher nicht alle Länder anerkennen.

Aus unseren Versuchen in 2017 haben wir noch die Kopie eines offiziellen Schiffsmessbriefs des BSH. Beim BSH hatten wir seinerzeit sehr kompetente Mitarbeiter angetroffen. Möglicherweise würde man uns dort unkompliziert, basierend auf der 2017 gemachten offiziellen „Vermessung“, einen neuen Messbrief ausstellen. Dennoch sind wir weiterhin Auslandsdeutsche. Ob die seinerzeitigen Hindernisse bei den Registergerichten inzwischen ausgeräumt sind? Wir wissen es nicht.

Eine Anfrage der capitania beim Registergericht Duisburg, mit dem wir damals gut zusammenarbeiten konnten, bleibt ohne Antwort. Dank Coronavirus und Homeoffice stehen unsere Chancen sehr schlecht, dort kurzfristig einen arbeitswilligen Rechtspfleger anzutreffen. Da wir die Kundenfreundlichkeit deutscher Behörden noch zur Genüge kennen, lassen wir die Finger von dem Gedanken deutsche Registrierung. Der Prozess würde sicher Monate dauern, und unzählige Besuche für notarielle Beglaubigungen und Apostillen erfordern.

Im Internet finden wir diverse Anbieter, die eine EU Registrierung anbieten. Polen soll für Yachten unter 24m Länge sehr schnell gehen. Hmpf. Ausgerechnet ein Land, das ich gleich 2 mal mit dem Diebstahl meines Autos verbinde. Aber gut – beide Diebstähle sind Jahrzehnte her. Trotzdem: Grmpf. Aargh. Nicht wirklich, oder? Doch. Die Kosten sind überschaubar, und auch nur einmalig zu zahlen. Dass ich eine UK und keine polnische MMSI bekomme, verstehe ich nicht so ganz – aber seis drum.

Unsere große Schweizer Flagge liegt seit Jahren unbenutzt an Bord. All unseren Schweizer Freunden – und davon haben wir zum Glück etliche – möchte ich aus tiefstem Herzen versichern: Was danach damit passierte, ist wirklich ein Frevel. Der mir weh tat. Denn ich fühle mich der Schweiz nach fast 13 Jahren im Kanton ZH, und eingebürgerten Kindern, sehr verbunden. Was ich in einigen BLOG Beiträgen (einfach mal danach suchen) deutlich gemacht habe. Aber: Es ging nicht anders – die Farben passten einfach
Es war einmal…..
Die selbst genähte polnische Flagge weht nun am Heck der INVIA
Neuer Heimathafen: GDANSK