Entspanntes Bequia

Wir ankern nun den 9. Tag in der Admirality Bay von Bequia. Wie auch in der Cumberland Bay auf St Vincent sorgen nette Begegnungen für Wohlgefühl. Und nachdem wir uns in Schwimmnähe vor den Princess Margaret Beach verlegt hatten und auch das Wetter für Urlaub am Hausstrand passt, vergehen die Tage sehr entspannt.

Blick von unserem Ankerplatz auf den Strand

Wer wollte, müsste hier sein Schiff gar nicht verlassen. Denn frisches Brot fürs Frühstück, Wasser, Diesel, Eis, Lebensmittel kann man sich bringen, Wäsche abholen, waschen und sauber wieder anliefern lassen. Mobile Servicestellen fahren in der Bucht umher und bieten per VHF 68 ihre Dienste an.

mobile Servicestelle
mobile Servicestelle
mobile Servicestelle

Fürs Verproviantieren findet man im Ort neben dem Obst- und Gemüsemarkt eine Vielzahl von Ständen, daneben auch einige Läden. Wer etwas Bestimmtes sucht, gehe in die Backstreet zu Doris. Ihr Laden ist bis oben hin vollgestopft mit Herrlichkeiten aus aller Herren Länder einschließlich zB Lindt Schokolade, aber auch heimischen Produkten wie zB Schokolade aus St Vincent.

Doris Fresh Food Versorgungsparadies

Wir studieren täglich das örtliche Veranstaltungsprogramm im Beqiua what where and when. Livemusik gibt es immer irgendwo.

Bequia Info

Das Infoblatt liegt in der Touriinfo neben dem Hauptanleger aus. Weitere Infos hören wir in der morgendlichen Funkrunde auf VHF 68, die von Cheryl, der Eigentümerin des Figtree bzw zumeist von ihrer Tochter Lafayette geleitet wird. Cheryl arbeitete früher in der Blindenhilfe und war zu Ausbildungszwecken einige Zeit in Deutschland. Ihre Tochter hat im Figtree einen Buchclub für Kinder ins Leben gerufen, an dem auch die Kinder von Yachties teilnehmen dürfen (Samstags, siehe Funkrunde). Viele Dankesbriefe von Kindern für Leseerlebnisse und Versorgung im Figtree zeigen, wie gut dieses Angebot ist. Und beide Damen leiten den Figtree mit einer Herzlichkeit, die anspricht. Sowohl die sehr freundlichen Bedienungen als auch Cheryl erkennen uns beim wiederholten Besuch wieder und begrüßen uns so herzlich, dass wir uns wirklich willkommen fühlen.

Panoramabild von Peggys Rock: Links der Flughafen, Rechts unsere Ankerbucht – dazwischen liegt Peggy´s Rock

Den schönsten Blick auf die Admirality Bay hat man von Peggy’s Rock, dem höchsten Punkt der Insel. Eine der zahlreichen Legenden der Insel sagt, Peggy hätte mit ihren Adleraugen von dort oben die Fischschwärme sehen und den Fischern zeigen können. Nun ja, es ist schon sehr weit oben, selbst für Adleraugen – aber Legenden haben ja immer diesen unglaublichen Touch. Wir genießen die tolle Aussicht auf die Bucht und auf die zahlreichen Nachbarinseln an einem Sonntag, an dem die Bucht sehr gut gefüllt ist.

Skipper auf Peggys Rock
Auf dem Weg zu Peggys Rock
Wanderpfad zu Peggys Rock

Der Run auf die strandnah gelegenen Ankerplätze begann bereits am frühen Samstagmorgen. Etliche Segler laufen für das Wochenende ein. Zudem tummeln sich Leute von einem der Kreuzfahrtschiffe, die immer wieder mal draußen in der Bucht ankern, im Ort und am Strand. Wer Ruhe sucht, kommt besser erst ab Montag her, wenn die Ankerplätze wieder etwas leerer sind. Kreuzfahrtschiffe kommen allerdings auch unter der Woche.

Kreuzfahrtschiff vor Bequia
Kreuzfahrtschiff vor Bequia

Wie das Panoramafoto zeigt, ist Bequia eine schmale längliche Insel mit einer hügeligen Mitte. Alle Straßen gehen steil über diese Mitte rauf und runter. Gebaut wurden sie erst ab 1980. Das passt zu dieser Insel, die trotz zahlreicher Segler und einiger netter Hotels ganz entspannt geblieben ist. Genauso wie die Landebahn vom kleinen nationalen Flughafen, die umgeben ist von Weiden mit Ziegen. Die Leute vor Ort sind freundlich, wollen zwar verkaufen, sind aber nicht aufdringlich dabei.

Flughafen Bequia

Auch von der Nordseite der Admirality Bay kann man Ausblicke auf die Bucht und auf die Nachbarinsel St Vincent nehmen. Auf einer Anhöhe stehen Reste eines von Briten errichteten Forts mit noch ein paar Kanonen. Bei unserem Spaziergang dorthin geht kurz vor dem Ziel einer dieser plötzlich und sintflutartig hereinbrechenden tropischen Schauer mit Begleitböen los. Puuh, ungemütlich im nassen Wind auf der Anhöhe. Wie gut, dass ein Einheimischer den öffentlichen kleinen Pavillon dort oben mit seinem Schmuck- und Tshirtstand belegt und die Wetterseite mit Planen geschützt hat. Umgeben von Waren bibbern wir mit ihm hinter löchrigen Planen, bis die leider ausgiebigen Schauer vorbei sind. Keinen Augenblick hat der gute Mann versucht, uns etwas von seinen Waren aufzuschwatzen. Im Ort gibt es sein Angebot noch vielfach und wie so oft auf den Inseln verkaufen direkt nebeneinander mehrere Ladies das Gleiche. Wie das einträglich sein kann?

Auf dem Weg kommen wir an der katholischen Kirche des Ortes vorbei, die etwas seitab auf einem Hügel liegt.

kath. Kirche in Port Elizabeth

Zentral liegt die anglikanische Kirche im Ort. Offenbar kann man für einen Verstorbenen Glasfenster in der Kirche aufhängen lassen. Die bunten Gedenkfenster schmücken die großen Glasfenster der Kirche.

Anglikanische Kirche Port Elizabeth
Anglikanische Kirche Port Elizabeth

Der Weg zum Fort führt an einem gelb gestrichenen Haus vorbei, dessen Innenleben gerade renoviert wird. Wie wir lesen, ist die Bäckerei im oberen Stockwerk dennoch geöffnet. Wir folgen dem verführerischen Duft und erstehen ein schweres Weißbrot, noch ofenwarm und sehr lecker. Gekauft direkt in der Backstube, die quasi im Eingang ein Verkaufsfenster hat.

Bäckerei Port Elizabeth
Bäckerei Port Elizabeth

Den gegrillten Schweineschwanz, den nicht nur der Nachbar der Bäckerei anbietet, haben wir bis heute nicht getestet. Ist wahrscheinlich eine knusprige Knabberangelegenheit.

Schweineschwanz vom Grill

Dafür probieren wir uns durch sämtliche unbekannte tropische Obstsorten. Soursop, eine dicke leicht stachelige groß grüne Frucht mit sehr süßem weißen weichem Fleisch ist nicht ganz so unser Ding. Aber sehr lecker finden wir die auf Bequia wachsenden Sapodillas. Den süßen Geschmack kann man schwer beschreiben, er wird jedenfalls mit höherem Reifegrad karamellig. Und während viele von den auf Bequia verkauften Früchten mit der täglichen Fähre von St Vincent kommen, wächst Sapodilla vor unseren Augen auf der Insel am Baum.

Sapodilla

Für einen Ausflug zu Brother King im Nordosten der Insel nutzen wir wieder mal einen kostengünstigen Dollarvan. Diese Sammeltaxis sind das Verkehrsmittel, mit dem die Einheimischen über die Insel befördert werden, während die Taxen die Touristen fahren. Auch wenn die Fahrer der Dollarvans die Schildkrötenstation nicht im Normalprogramm haben, kann man mit ihnen eine Fahrt dorthin aushandeln. Deutlich günstiger als per Taxi.

Dollarbus

Und in unserem Fall so nett. Als wir ankommen, ist auf der Farm niemand zu sehen. Sämtliche Passagiere im Dollarvan versuchen, jemanden herbei zu rufen und beschweren sich untereinander, da käme jemand fürs Geschäft auf die Farm und niemand kümmere sich, das könne ja wohl nicht sein. Was offenbar auch nicht sein kann, ist uns einfach aussetzen und unserem Schicksal überlassen. Die gesammelte Mannschaft wartet mit uns, bis Brother King auftaucht. Schimpfend, er müsse auch mal die Toilette nutzen und die Station sei offen, wir könnten doch einfach rein gehen.

Eingang zum Turtle Sanctuary

Er ist inzwischen über 80 Jahre alt und war bis vor 24 Jahren Berufstaucher. Inzwischen hat er sich die Rettung von kleinen Schildkröten, ihre Aufzucht und das Entlassen zurück ins Meer zur Aufgabe gemacht. Da Schildkröten erst mit 25 Jahren geschlechtsreif werden, nähert sich im folgenden Jahr zum ersten Mal die Chance, dass eine seiner ausgesetzten Schildkröten Eier legt. Die Schildkröten von Brother King haben hinten im Panzer zwei kleine Löcher als Wiedererkennungsmerkmal. Mit über 80 Jahren träumt Brother King davon, die Vermehrung seiner Schildkröten zu erleben, das seiner Bank als Erfolg vorzuführen und dann einen Kredit zur Erweiterung seiner Station zu erhalten.

Baby Schildkröten in der Aufzucht
Schildkrötenaufzucht
Schildkrötenaufzucht

Brother King wurde während unseres 1-stündigen Besuches nicht müde, den Touristen die immer gleichen Fragen zu beantworten. Seine Aufgabe ist keine einfache, denn die Schildkröten sind in der Natur Einzelgänger und beißen einander in der Station, wo Brother King sie dann separieren und pflegen muss.

Arbeiten am Rigg

(Ergänzung des captains):

Unser Rig bedurfte einer professionellen Überprüfung. Beim Weg von St Lucia nach St Vincent fiel mir auf, dass die Hauptwant auf der Leeseite recht lose ist. Das war auf dieser Strecke die Steuerbordwant und damit die Seite, welche wir bei der Atlantiküberquerung meistens auf der Luvseite hatten.

Mir ist nicht wohl beim Anblick der kaum gespannten Wanten. Mir fehlt aber auch die Erfahrung um alles richtig einzuschätzen. Und auch über die richtigen Spannungswerte verfüge ich nicht. Ein professioneller Rigger soll sich die Sache daher mal ansehen. Dazu sei gesagt: Wir reden hier nicht von einem kleinen Yoghurtbecher sondern vom Rigg eines Blauwasser-Performance-Katamarans mit einer Masthöhe jenseits von 23m und einer Segelfläche jenseits der 150qm unter Normaltakelage. Die Dimensionen der Stage und Wanten sind immens. Die zu spannen erfordert Werkzeug in einer Größe, die ich nicht mehr an Bord habe. Mir evtl. für die Zukunft aber doch zulegen werde. Fürs Erste aber fühle ich mich überfordert bzw. genauer gesagt: Unsicher ob der gewaltigen Kräfte, welche das Rigg aufzunehmen hat. Stephane Denner vom Otremer AfterSales Service orientierte mich zwischenzeitlich auch per EMail mit Empfehlungen und Richtwerten über die Spannung. Was mir auch nochmal Respekt einflößt. Das 1.Mal will ich sowas daher mit einem Profi an der Hand angehen. In der Blue Lagoon auf St Vincent wurde ich nicht fündig. Bequia soll laut unserem Törnführer aber darüber verfügen. Der von Chris Doyle empfohlene Piper Marine Store entpuppt sich als kompletter Reinfall. Abgesehen davon, dass dort bei jeder sich bietenden Gelegenheit versucht wird, den Segler über den Tisch zu ziehen.

Docside Marine hingegen ist zu empfehlen, von Piper Marine kann ich nur abraten. Und fürs Rigging sehr zu empfehlen ist John Sharratt vom SVG Yachtservice, im selben Gebäude wie der Vercharterer Sail Grenadines nahe beim Bequia YachtClub gelegen. SVG führt u.a. auch für die Teilnehmer der ARC World Tour RigChecks durch. John ist sehr kompetent und professionell, eine unbedingte Empfehlung auch für andere Arbeiten!

Komplette Bildergalerie:

Eine Antwort auf „Entspanntes Bequia“

  1. Hallo ihr beiden
    Wir fanden Bequia auch umwerfend sympathisch! Fahrt in die Tobago Cays nur bei wirklich wenig Wind. Sonst ist es dort nicht einfach zu schnorcheln.
    Viel Spaß noch.
    Uli von der Baradal

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