Es wurde mehr Text als geplant. Daher ein eigener Beitrag. Die capitania hat mittlerweile den vorherigen BLOG – Beitrag „Barbados“ – bisher eine reine Bildersammlung – mit einem schönen Reisebericht ergänzt.
Solange der captain/Skipper Schiff & Crew nicht einklariert hat und die Q-Flagge noch gesetzt ist, darf die Crew nicht von Bord. Also mache ich mich eilig auf, das Procedere zu erledigen. Oliver möchte mit an Land. Nicht ganz vorschriftsmäßig, aber er bleibt als Bewacher beim Dinghy. Das geht schon.
Da wir an einem Arbeitstag & am frühen vormittag vor Bridgetown Anker geworfen hatten, sollte das klappen. Neben uns liegt die kleine Andiamo von zwei deutschen Jungs, die in Mindelo hinter uns am selben Steg lagen. Die Jungs sind an Bord – also sage ich erstmal Hallo und erkundige mich nach dem Procedere.
Mit dem Dinghy fahre ich in die Flußmündung von Bridgetown, unter der Hebebrücke durch, wo ich Oliver mit dem Dinghy parke. Etwa 15-20 Minuten Fußmarsch sind es von dort zum Fährhafen und Kreuzfahrtschiff-Terminal. Da muß ich hin. Am Eingang zum riesigen Terminal angekommen, erfolgt erstmal ein kurzer Securitycheck, dann werden meine Personalien, Passdaten, Angaben zum Schiff usw. aufgenommen. Alles easy, immer zu einem Scherz bereit – aber dennoch bestimmt. Und alles irgendwie britisch, gepaart mit karibischem Humor – den ich sehr mag. Und der meinem eigenen entspricht. Nur ein paar Stunden bin ich hier und muß schon sagen: Es gefällt mir, diese Mood. Man kann durchaus korrekt sein und muß trotzdem nicht zum Lachen in den Keller oder ein Miesepeter-Gesicht aufziehen.
Ich bekomme ein Armband verpasst und darf passieren. Ein weiterer 5 minütiger Fussmarsch übers riesige Gelände (Barbados kann bis zu 6 Kreuzfahrtschiffe gleichzeitig abfertigen). Endlich bin ich bei der Immigration:
Ich: „Hallo, ich bin captain eines kleinen Segelschiffs und möchte einklarieren“
Lady (wiegt im Takt der laufenden Musik): „Willkommen auf Barbados, Sir. Aber ich bin der Letzte in der Reihe captain. Erst müssen Sie zur Gesundheitsbehörde, dann zum Zoll, dann kommen Sie zu mir.“
Ich: „Oh keineswegs –für mich sind Sie die Nummer 1. Aber wie komme ich denn zur Gesundung?“
Lady (lacht und strahlt): „Endlich einer, der weiß wie hier die Rangfolge ist! Bitte sagen Sie das auch mal den anderen Seglern…. Captain, so leid es mir tut aber erst die Treppe hoch links zur Gesundheitskontrolle, gegenüber ist der Zoll.“
Ich geh die Treppe hoch zum Health office, wo ich einem gut gelaunten Officer auf einem Formular bestätige dass die gesamte Crew bei guter Gesundheit ist und keine ansteckenden Krankheiten einschleppt. Das Formular muß ich übrigens nicht selbst ausfüllen, er macht das für mich, nachdem ich ihm eine bereits vorbereitete Crewliste überreiche. „Ich kann das schneller als Sie, denn ich weiß was wo rein muss“. Nur unterschreiben und das Datum eintragen muß ich selbst. Er bringt mich zum Zoll gegenüber – aber der Beamte ist nicht da. Er bringt mich wieder runter zur Immigration und berichtet kurz.
Lady: „Also der Zoll ist nicht da aber da müssen Sie noch hin. Ich mach jetzt aber mal die Immigration. Und die Stempel in die Pässe. Hier, dieses Formular müssen Sie pro Crew Mitglied ausfüllen.“
Ich (blicke auf das Formular mit unzähligen Feldern): „Pro Crew Mitglied? Ich habe eine ausgiebige CrewListe mit allen Daten hier, reicht das nicht?“
Lady: „Captain ihre CrewListe ist perfekt. Ich wünschte jeder captain hätte das schon. Sie haben die Liste auch gleich 4fach mit. Deswegen müssen wir auch nur noch dieses eine Formular ausfüllen, aber leider 1 je Crewmitglied. Wir machen das zusammen: Ich mach 2 und Sie machen 2. Haben wir nen Deal?“
Anschließend warte ich vor dem Zoll bis jemand kommt. Mehrfach wird mir versichert, dass er unterwegs ist. Nach 1h gebe ich auf und laufe ohne Zoll-Einklarierung zurück.
Ausklarieren
Zum Ausklarieren gucke ich natürlich trotzdem zuerst bei der Immigration vorbei, denn die liegt nun mal prominent im Erdgeschoss. Gleiches Procedere: Die kommt zum Schluss. Man muss zunächst zur Hafenbehörde und 50 USD oder 100 BBD abdrücken. Pro Schiff, egal wie groß, egal wie lange man blieb, egal wieviel Crew. Läuft auch hier formal korrekt aber locker flockig im Umgang ab. Diesmal ist die gesamte Crew dabei, der wird aber vom Officer freundlich mitgeteilt, dass das ne Sache zwischen Männern wäre und nur der Skipper zu ihm ins Büro darf.
Dann –zum Zoll. Ein älterer Herr in dekorierter Uniform empfängt mich, im Hintergrund läuft Musik aus dem Radio. Ja – und jetzt kommt das Problem: Ich habe eben zuvor nicht beim Zoll einklariert. Er macht ein strenges Gesicht, erklärt mir das wäre illegal und ich müsste mit ner hohen Strafe rechnen. Ich schildere die Situation, übertreibe meine Wartezeit etwas. Er frägt, wann ich denn hier gewesen wäre usw. Grinst sich eins, sagt mir nochmals dass mein Handeln nicht OK wäre. Und meint dann:
„So sehen Sie, das ist unser Buch. Hmm. Heute haben wir den 11.1., nicht wahr? (tatsächlich ist es der 13.1. aber am, 11.1. sind wir angekommen). Mein Kollege, diese Kokosnuss, hat auf dem Datumsstempel den 13.1. eingestellt, das muss ich jetzt korrigieren, und dann klarieren wir Sie ein.“
Diverse Formulare, die er alle für mich ausfüllt (nicht ohne sich dafür zu bedanken, dass ich ihm eine perfekte Crewliste in ausreichender Anzahl übergeben habe). Dann sind wir einklariert. Er guckt mich an:
„Was wünschen Sie, captain? Ah ja, Ausklarieren. Ok, dann stempeln wir hier mal den 13.1.“ Und weiter geht’s mit diversen Formularen, die er ebenfalls alle für mich ausfüllt. Ich muss nur unterschreiben. Als er nach den Alkoholika an Bord fragt und erkläre ich, dass wir einige Liter Rum eingekauft haben und frage, ob das ein Problem wäre. „Ein Problem? Guter Rum macht keine Probleme.“
Last but not least geht’s zur Immigration. Ich erspare mir jetzt die Schilderung, es läuft einfach wieder sehr menschlich-freundlich ab. Auch wenn die Vielzahl der Formulare nerven kann.
Schoen peinlich fuer mich die Ortszeit falsch zu ermitteln. Und das nachdem ich selber zZt. in der East Coast Zeitzone lebe. Weiterhin alles Gute und fair winds.
Kann schon mal passieren…. Bist Du mit einem Boot unterwegs? In diesem Fall auch Dir: Fair winds!
Halo Dorothee, hallo Stefan!
Ich habe euren Eintrag „Ein- und Ausklarieren in Barbados“ gelesen und mich sehr über die hilfreichen Informationen gefreut. Wir liegen mit unserer Catana 47 zu Zeit auch auf Land in Chaguaramas und fliegen am 27. Dezember dort hin zurück um wieder aufzubrechen. Unser nächstes Ziel: Barbados. Dort wollen wir ein weiteres Crew Mitglied aufnehmen, das per Flugzeug dort hin kommt. Dazu meine Frage: Habt ihr Erfahrungen sammeln können, was das aufnehmen neuer Crewmitglieder betrifft? Und: Ist es möglich in der Carlisle Bay zu ankern und dann mit dem Dinghi zum Zoll in den Hafen zu fahren? Auf verschiedenen anderen Seiten habe ich gelesen, dass dies nicht geht.
Vielen Dank im Voraus und liebe Grüße,
Julian
Hallo Julian,
ihr brecht spät auf…. Wir wollen Ende Oktober wieder im Wasser sein.
Zu Deiner Frage:
Wir hatten unseren Crew-Wechsel in Martinique, deswegen fehlt mir die persöniche Erfahrung mit Barbados. An sich ist das Verfahren aber Standard, mir ist nichts zu Ohren gekommen dass es in Barbados komplizierter sein sollte.
Wir selbst haben in der Carlisle Bay geankert & einklariert wie auch ausklariert. Dinghy & dann Fußmarsch (oder Taxi)
Wir schaffen es leider nicht eher… Schade, aber vielleicht sieht man sich mal in der Karibik.
Vielen Dank für die Info, dann muss ich da keine Bedenken haben.