Wolkig, neblig, kühl

So haben wir uns den Sommer im Long Island Sound nicht vorgestellt. Erst windarm und schwül-heiß, dann Tropensturm Elsa, dann wolkig, kühl, neblig und wieder windarm. Mit wenigen Ausnahmen kein Segelwetter. Herbstgefühle kommen auf.

Aus Europa erreichen uns Nachrichten und Fotos über Unwetter und starke Regenfälle. Teile der USA brüten immer noch in sengender Hitze. Das Wetter spielt verückt. Wir wollen angesichts dessen nicht unzählige weitere Motorstunden mit INVIA ansammeln. Und verlassen gerade mit Shelter Island den nördlichsten Punkt unseres US-Törns. Ab jetzt geht es zurück, zurück nach Annapolis und dann in die Schweiz.

Mit den Thimble Islands und Shelter Island haben wir nochmals 2 schöne Gegenden erkundet. Die Thimble Islands sind ein spezielles Ziel. Aus Gletscherzeiten blieben ehemalige Berggipfel zurück als eine Ansammlung von Felsen im Meer.

Je nachdem, wo man die Grenze zwischen Felsblock und Insel zieht, zählt man 100 bis 365 Felsen/ Inseln aus busch- und baumbestandenem Granit. 23 der Felsen sind besiedelt, zum Teil nur mit einem Haus (mehr zu den Inseln hier: https://connecticuthistory.org/the-thimble-islands-little-islands-with-a-big-history/).

Wir navigieren durch das Felsenmeer. Vergewissern uns vorsorglich beim Kapitän eines durch die Inselwelt fahrenden Ausflugsbootes über die Tiefenangaben. Denn Navionics und Rasterkarte zeigen unterschiedliche Tiefen. Richtig ist die online gratis erhältliche Rasterkarte von NOAA. An unserem ursprünglich avisierten Ankerplatz bei Money Island finden wir rund um das Mooringfeld Sperrbojen „no anchorage“. Im südlichen Teil des Channel zwischen High Island und Pot Island, der in unserer Karte als no anchorage zone gekennzeichnet ist, ankern hingegen etliche einheimische Boote. Es ist schließlich Sonntag und Ausflugstag. Wir fragen herum und es heißt, man dürfe in diesem Bereich ankern. Dabei genügend Abstand zur grünen Boje halten, die eine Flachzone markiert. Der Grund sei in der Hälfte nahe High Island gut. Letzteres ist besonders wichtig für uns, denn nach wie vor wissen wir nicht, ob unser Spade-Edelstahlanker ein Problem hat und möglicherweise nicht richtig greift.

Blick vom Ankerplatz Richtung High Island
Blick vom Ankerplatz Richtung High Island
Blick Richtung Pot Island

Leider ist das Wetter so wolkig, dass wir die schöne Inselwelt kaum fotografieren können. Erst gegen Abend kommt die Sonne ein wenig heraus. Wir verbringen eine ruhige Nacht am Anker. Und wachen morgens im Nebel auf. Der lichtet sich glücklicherweise bald etwas, aber es bleibt kühl und wir müssen wieder einmal motoren. Shelter Island mit seinem vielen Baumbestand und Fahrradverleih ist unser Ziel. Wir reservieren telefonisch eine Boje bei Jacks Marine (https://stores.truevalue.com/ny/shelter-island-heights/6727/).

Der Anbieter ist zwar auch auf Dockwa gelistet, dem Online Buchungssystem für Marinaplätze und Moorings https://dockwa.com/.

Anders als die anderen will er seine Mooring aber lieber übers Telefon als über das Buchungssystem vergeben, um die Kommission an Dockwa zu sparen. Soll uns recht sein, wir erhalten die Boje an zentraler Lage vor Dering Harbor so deutlich günstiger.

Leuchtturm bei Shelter Island
Villa an der Einfahrt nach Dering Harbor

Bei der Einfahrt nach Dering Harbor winken uns 4 Personen von einem Monohull heran. Jon und Holly hatten wir zuvor in Port Jefferson getroffen. Bill und Libby haben ihnen gerade ihren Monohull abgekauft und erkennen uns wieder als Helfer aus Carriacou. Der Captain hatte ihnen bei einem Problem mit ihrem Dinghymotor geholfen. Als Dankeschön laden sie uns gemeinsam mit Jon und Holly in ihre schöne Villa mit Privatstrand in Shelter Island ein. Den Amerikanern sagen wir Deutsche gerne nach, sie seien oberflächlich freundlich. Wir haben hier bisher zwar keine tiefen Freundschaften aufgebaut, dafür sind wir auch jeweils zu kurz am Ort. Hatten aber eine Vielzahl schöner persönlicher Begegnungen und können das Vorurteil nicht bestätigen.

Nach dem schönen Abend leihen wir am nächsten Morgen für 4 h Fahrräder aus. Bei Piccozzi an der Tankstelle von Dering Harbor bekommen wir mit Gangschaltung und Handbremsen sehr gut ausgestattete Räder (25 Dollar für 4h, 35 Dollar für 8h).

http://www.jwpiccozzi.com/details.html#shelter-island-bike-shop

Zumeist haben wir wenig Autoverkehr
Der Kleine – ein farbenprächtiger Northern Cardinal – ist wohl Opfer des Autoverkehrs geworden. Mit Hilfe eines großen Blattes, an das er sich klammert, können wir ihn immerhin ins Grüne am Straßenrand setzen und hoffen, er erholt sich wieder.

Die Windmühle auf der Farm von Sylvester Manor, dort gibt es auch einen Farmladen

Wir touren bei wolkig kühlem Wetter bis nach Rams Island und durch die Inselmitte zurück. Shelter Island ist etwas hügelig und so haben wir nach 4h genug Workout. Ein Drittel der bewaldeten Insel ist Schutzgebiet mit Eichenwald, Marschland und Stränden. Dering Harbor hat eine Reihe viktorianischer Häuser, die als National Historic Site geschützt sind.

Viktorianische Häuser in Dering Harbor
Außerhalb auf Shelter Island

Es geht entspannt zu, Verkehrsregelung geht ohne Ampeln. Der Fahrradverleiher meint, Schlösser für die Leihfahrräder seien unnötig. Offenbar ist der Charakter der Insel noch nicht im Wandel, obgleich Grundstücke hier in direkter Nachbarschaft zu den Hamptons begehrter werden (für weitere Infos zur Entwicklung der Insel: https://www.nytimes.com/2018/05/16/realestate/living-on-shelter-island-ny.amp.html).

Angesichts des kühlen Wetters bevorzuge ich für einmal Bordküche gegenüber einem Restaurantbesuch und heize bei der Zubereitung von Ofengemüse INVIAs Salon auf, bis es gemütlich ist. Am anderen Morgen wieder Nebel. Da ein weiterer windarmer Tag mit motoren bevorsteht und wir den Tidenstrom ausnutzen wollen, müssen wir um 8 Uhr morgens im Nebel los.

Viel Funkverkehr begleitet uns. Denn angesichts der schlechten Sicht vereinbart man vorsorglich frühzeitig, wer wen wie passieren wird.

Nach etwas mehr als 2h schafft die Sonne es endlich durch die Nebeldecke und die Sicht wird langsam besser, wenn auch immer noch nicht klar, bevor es gegen Mittag wieder neblig zu zieht.

Es wird zunächst lichter, bevor es wieder zuzieht. Das Beitragsbild mit dem Captain, der im dichten Nebel vorsorglich per Tröte unsere Position verkündet, stammt von circa 13 Uhr.

Immerhin können wir nach und nach die Kleidungsschichten verringern. Gegen 13.30 Uhr siegt die Sonne über den Nebel, aber es bleibt sehr diesig. Wir freuen uns auf Port Jefferson, das uns beim letzten Besuch gut gefallen hatte.

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