Wir machen uns auf. Zurück nach Annapolis. Seit 2 Wochen beobachten wir das Wetterfenster. Es dominiert der Südwind – nicht optimal wenn man nach Süden segeln will. Aber seit etwa 1 Woche werden so rund um den 19.7. – die Details variieren noch je nach Wettermodell – für einen kurzen Zeitraum westliche Winde vorhergesagt.
In Shelter Island – in der Google Maps Karte mit einem roten Punkt gekennzeichnet – drehen wir um. Die ursprüngliche Idee, evtl. bis Boston oder gar drüber hinaus nach Maine zu gehen, verwerfen wir. Es hat einfach zu wenig Wind. Permanent laufen die Motoren. Das nervt. Ohne Wind ist auch die hohe Luftfeuchte unangenehm, es wird schwül. Oder es hat gleich zu viel Wind, nämlich Gewitterstürme. Oder Nebel. Ja ich weiss, Jammern auf hohem Niveau – erst recht wenn wir uns die Nachrichten aus Deutschland vor Augen halten. Dort spielt das Wetter erst recht verrückt, die Bilder der Flutkatastrophe erreichen uns auch hier. Aber wir drehen um. Dennoch bleiben viele nette Erlebnisse, auch sehr nette menschliche Begegnungen, im Gedächtnis.
Von Shelter Island motoren wir zurück nach Port Jefferson. Ein sehr nettes Städtchen mit vielen Bars & Restaurants. Und tolle Livemusik an diversen Stelle, u.a. auch im Stadtpark. Auch wochentags.
2 Nächte liegen wir dort nochmal an einer Boje des Port Jeff Yacht Clubs. Weiter zurück in die Oyster Bay, auch dort nochmals ausgehen, Live Musik und die Gastronomie geniessen. Und ich darf einen kurzen Blick in die Garage des Motorrad-Händlers werfen, die war beim letzten Besuch geschlossen:
Nächster Stop ist Port Washington, dort wo wir zuletzt bei 40 – 45kn Wind unser Ankerdrama hatten und auch diverse andere Yachten auf Drift gingen. Und schon wieder kündigt sich kurz vor Erreichen der Bucht ein Gewitter an! Die Coast Guard New York warnt per Funk vor schweren Gewitterstürmen. Und am Horizont zieht es rabenschwarz herauf. Mist aber auch nochmal! Schnell die Segel geborgen – ja tatsächlich gabs mal für kurze Zeit segelbaren Wind – und mit beiden Motoren auf 2.200 rpm schnell in die Bucht. Dort liegt u.a., an einer gelben Boje der Stadt festgemacht, die VAIREA. Und wir haben Glück, wir können noch eine freie Boje ergattern. Denn nach erneutem Ankern in dieser Bucht ist uns beiden nicht. Das Gewitter zieht im Wesentlichen an uns vorbei, ausser Regen und etwas über 20kn Wind bekommen wir nicht viel ab.
Die Wettermodelle ECMWF und GFS haben inzwischen konvergiert und zeigen in etwa denselben Windverlauf: Sonntag Abend und die Nacht hindurch sind westliche Winde vorhergesagt. Also planen wir um, werden nicht tagsüber gehen und nicht mit Ankerstopp in Atlantic City. Sondern nachts und dann in einem Rutsch durch bis Cape May.
Wir lösen Sonntags um 05:00 morgens die Boje und machen uns auf. Erstmal durch den East River, an New York & Manhattan vorbei, bis Sandy Hook. Dort warten wir einige Stunden, bis am späten Nachmittag der Wind von Süd auf West drehen soll. Das frühe Losgehen ist erforderlich, weil im East River sehr starker Gezeitenstrom von bis zu 5kn herrscht. Und wir nicht gegen den Strom ankämpfen, sondern es so timen wollen, dass der Strom uns schiebt.
Im Moment gondeln bzw. schaukeln wir nahe der Coast Guard Station bei Sandy Hook – der Liegeplatz ist nicht besonders ruhig. Aber ein guter Absprungpunkt. In 1h wollen wir los.