Von Kakalarm bis Galante

Leichtwindsegeln nach St Lucia. Herrlich und für die Karibik sehr ungewöhnlich. Tatsächlich hatten wir seit der Atlantiküberquerung kein Segel für Leichtwind gebraucht. Umso mehr genießen wir den Törn. Am nächsten Tag können wir nochmals Leichtwindsegeln Richtung Martinique. Der Schrecken wartet in der Bucht Le Marin, als wir das Großsegel einholen. Captain, Kakalarm!!!

 

Aus der Segeltasche schaut mich eine sicher 5 cm große Kakerlake an. Dieses Tier kann definitiv nicht an Bord bleiben! Der Captain schafft Abhilfe mittels Insektensprays. Wir beschließen : Das Tierle ist uns zugeflogen, denn wir hätten doch schon längst bemerkt haben müssen, wenn wir ein solches Haustier durchgefüttert hätten. Überhaupt hatten wir ja in der Rodney Bay keinen Wind und hatte die ganze innere Bucht faulig gestunken. Sicher hatten wir die Kakerlake von dort importiert, ein einsamer ungewollter blinder Passagier, trösten wir uns.

Die Entspannung hält nicht lange an. Nach einem schönen Abend mit Fred und Flo von der Boudiou und mit Astrid und Laurent von der Isolablue kommen wir spät auf die Invia zurück. Es ist stockdunkel. Der Klassiker passiert: Ich will es mir gerade im Salon gemütlich machen, da sehe ich erneut eine sicher 5 cm große Kakerlake laufen, aufgeschreckt durch das Licht. Dieses Mal im Schiff, das geht gar nicht! Wieder meuchelt der Captain mit Insektenspray. Wir durchsuchen nochmals alles, finden aber keine weiteren Spuren. Wir hatten hoffentlich nur diese 2 Mitfahrer unterwegs eingesammelt….

Tatsächlich fliegen Kakerlaken dieser Größe ab und an auf Schiffe. Ute und HJ von der Taimada trösten uns, diese Art würde keine Eier an Bord legen. Na hoffentlich nicht! Jedenfalls ist die Invia jetzt wieder mit Fallen und Gel gegen Kakerlaken bestückt, Vorsorge ist doch besser. Danke an die Taimadas fürs Fallen kaufen und mitbringen! Jetzt wissen wir, dass es sogar Bastelsets für Kakerlakenhäuser gibt und man bei dieser Fallenart gut beobachten kann, ob der Köder gefressen wird. Die Fallen kann man ua in den kleinen Märkten von Saint Anne kaufen.

Das Anker Feld vor Saint Anne ist gut gefüllt. Man liegt ja auch nett hier in der großen Bucht vor dem kleinen Ort. Wir treffen auf die Crew des Schweizer Katamaran Vairea, mit der wir bisher nur Kontakt übers Netz hatten. Und verbringen mit ihnen und der Crew der Taimada einen schönen Abend an Bord der Invia.

Von einem anderen Katamaran erfahren wir, dass es viel Schlimmeres gibt als Kakerlaken an Bord. Das Holz ihres Kats wird gerade von Flugtermiten zerfressen. Das Schiff muss begast werden, nachdem Sprayvernichtung seit August keinen durchschlagenden Erfolg hatte. Der Experte auf Martinique sagt dazu, sie hätten jährlich ca 20 solcher Fälle. Wir sehen nun genauer hin, wenn Gefliege an Bord kommt. Was an den derzeit windarmen Tagen gerne der Fall ist. Aber nun genug vom Gevieche.

Regenbogen über Portsmouth

Wir verlassen Martinique für einen Übernachtungsstopp in Portsmouth auf Dominica. Diese schöne Insel hatten wir schon im Frühjahr ausgiebig besucht und wollen das windarme Wetter daher für einen weiteren Schlag nach Marie Galante nutzen. Das Bojenfeld in Portsmouth ist jetzt, Ende November, sehr leer. Kein Mitglied der Organisation Pays kommt, um einen Bojenplatz zu verkaufen. Das war im Frühjahr ganz anders, als Pays am Strand auch Barbecue für die Segler veranstaltete. Wir ankern vor Portsmouth. Immer wieder ziehen Schauer durch und die Sonne malt herrliche Regenbogen.

Zum Leichtwindsegeln schoten wir erstmals unser Code O wie einen asymmetrischen Spi und setzen ihn bis zu einem True Wind Angle von 140 Grad ein. Das klappt bestens. Damit ist dieses Segel vielseitiger einsetzbar als bisher gedacht.

Die Überfahrt nach Marie Galante gegenan im 2.Reff absolviert Invia mit dem für Amwindkurse typischen Hopsen. Doch ist die galante Marie dank der tollen Segeleigenschaften unseres Schiffs schnell in Sichtweite, das tröstet.

Ankern StLouis
StLouis
Blick auf St Louis
Haus
In St Louis
Friedhof StLouis
Marie Galante St Louis

Das Wasser in der Bucht von St Louis ist herrlich klar. Der Steg zum Ort ist beflaggt. Die Teilnehmer der Rallye Isles du Soleil laufen hier ein nach einer Atlantiküberquerung ab La Palma, Kanaren. Trotz dessen ist der Ort sehr ruhig. Vieles schließt um 13 Uhr und macht dann auch gar nicht mehr auf. Betriebsam ist nur der Super U Express etwas außerhalb des Ortes hinter der Tankstelle , der aber auch von 13 Uhr bis 15.30 Uhr die Schotten dicht macht. Und der Mietwagenschalter direkt am Fährsteg. Hier läuft die Fähre von den Isles des Saints ein, die Tagestouristen ausspuckt.

Die kleine Marie Galante kann man im Mietwagen ohne weiteres an einem Tag erkunden. Wie wir auf unserer Mietwagentour feststellen, kann man auf der Insel aber auch mehrere Tage verbringen und immer wieder Neues entdecken. Es gibt etliche ausgeschilderte Wanderwege, eine sehr beeindruckende Küstenlandschaft und eine Vielzahl von Stränden mit türkisem Wasser. Wir sind begeistert vom klaren Wasser und von den Felsformationen, die besonders an der Ostküste beeindrucken.

Klares Wasser

Marie Galante
Marie Galante
Marie Galante
Osrküste
Marie Galante
Felsbogen
Felsbogen
Marie Galante

Während die Küste durch  Felsformationen beeindruckt, ist das Inselinnere vielfach grasig fruchtbar. Viele Kühe gibt es, oft einzeln angebunden. Ein Ochsenfuhrwerk sehen wir im Betrieb auf einer Seitenstraße. Ziegen sind manchmal im Vorgarten angebunden, Schweine unter Palmen. Beschaulich ist es. Da erscheint der Dekoladen in St Louis mit seinem geschmückten Weihnachtsbaum und dem Rentierschlitten vor der Tür fast zu modern. Aber eben, wir haben vielleicht Nebensaison erlebt und ein falsches Bild bekommen.

Weihnachtsschmuck im Angebot
Landschaft Ostküste
Windräder alte Generation
Windräder Ostküste
Marie Galante
Fuhrwerk mit Ochse
Schwein

Touristischer als St Louis scheint Capesterre. Aber vielleicht sind wir eben auch außerhalb der Saison da.

Capesterre Strand
Blick aus der Kirchentür von Capestere
Marie Galante
Marie Galante
Marie Galante
Marie Galante
WC

Noch heute wird auf Marie Galante viel Zuckerrohr angebaut. Es gibt Zucker von Marie Galante und natürlich Rum. Den gibt es sogar im 5l Kanister. Vieles ist zweisprachig angeschrieben: Französisch und Creol.

Vorbei an Zuckerrohrfeldern
Zucker
Rum im 5l Kanister

Früher wurden die Felder von Sklaven bearbeitet. Ein mit EU-Mitteln gefördertes Projekt zeigt ausgewählte Standorte auf Guadeloupe und den Nachbarinseln, auf denen früher mittels Sklavenarbeit Erträge erzielt wurden. Auf Marie Galante waren das Zuckerrohranbau und Indigogewinung. Zum Projekt gehört ua die Habitation Murat im Hauptort von Marie Galante, Grand Bourgh. Der Ort ist eher nichtssagend, St Louis erscheint uns deutlich netter. Aber das Gelände der Habitation Murat mit Park, tollem Blick aufs Meer und auch das kleine Ecomusee sind einen Besuch wert.

Grand Bourgh
Habitation Murat
Habitation Murat
Holztrotinette
Holztrotinette
Ruhepause im Park Murat
Park Murat

Videos:

Vorschau auf Petit Terre:

Komplette Bildergalerie:

2 Antworten auf „Von Kakalarm bis Galante“

  1. Beruhigend zu lesen, dass die fliegenden Kakerlaken keine Eierträger sein sollen. Wir haben schon 2x bei der Rückkehr aufs Boot zu später Stunde Kakerlaken angetroffen. Das erste Mal hatte sich das kleine Tierchen gleich selbst gerichtet und sich in unserem Wasserbecken fürs Fussbad ersäuft. Das zweite Mal musste meine wurde meine Badelatsche zweckentfremdet. Beruhigend: im Schiff drin fanden wir nie eine, nur auf Deck 🙂 🙂

    1. Wir glauben doch jetzt einfach mal, was man uns sagt, nicht wahr, Köbi? Vorsorglich Köder ausbringen ist vielleicht die beste Reaktion. Liebe Grüße!

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