INVIA wird eingebürgert

Wir sind zu Meistern im Wechsel von Flagge & Schiffsregistrierung geworden. Inzwischen haben wir sage und schreibe die 4. Registrierung vollzogen – aber nur die 3. Flagge. Denn die jetzige Flagge ist identisch mit der aus dem 1. Versuch.

Wir sind den Polen sehr dankbar, dass sie INVIA doch recht zügig und unkompliziert einen Heimathafen ermöglicht haben. Und uns so in der letzten Saison das Anlaufen der französischen Inseln & Schutzsuche dort in der beginnenden Hurrikanzeit ermöglich haben (Erst im Laufe der polnischen Registrierung wurde klar, dass Grenada für Segler aufmacht und wir somit eine Bleibe südlich der französischen Inseln außerhalb des Hurricanegürtels bekommen).

Aber so wirklich heimisch haben wir uns mit der rot-weißen Flagge nicht gefühlt. Selbst wenn deren Wurzeln sehr schweizerisch waren. Siehe Abschiede – und eroberte Polen die Schweiz?

Nach Rückkehr in Europa nahmen wir daher nochmal das Projekt „Deutsche Flagge“ in Angriff.

Regensburg will die INVIA nicht

Als gebürtiger (Nieder)bayer würde ich den Heimathafen „Regensburg“ bevorzugen. Aber das dortige Registergericht stellte sich quer. Weil wir Auslandsdeutsche sind, immer noch die alte Leier.

Emden will uns!

Schlussendlich wurden wir in Emden fündig, fanden dort einen engagierten Rechtspfleger und ein ebensolches Registergericht. Zur Erinnerung: INVIA ist über 15m lang, daher ist ein Flaggenzertifikat von ADAC & Consorten keine Option.

Gedauert hats dann doch länger als erwartet. Etliche Monate, bis alles soweit war. Weil das BSH mit dem Schiffsmessbrief bzw. der Erteilung der Berechtigung zum Führen der deutschen Flagge plötzlich etwas harzte. Ging dann ein wenig hin und her. Dann war das Registergericht total überlastet. Erst nach unserem Abflug aus Frankfurt trafen die Unterlagen bei unserer Flaggenrechtsbeauftragten ein. Flugs noch per Email die Unterlagen an die Bundesnetzagentur gemailt, dann hatten wir binnen weniger Tage auch die deutsche MMSI. Das Kürzel steht für „Maritime Mobile Service Identity“ und ist sowas wie eine eindeutige Identifikationsnummer für eine Seefunkstelle. Die MMSI ist auch erforderlich für den DSC-Funk & unser aktives AIS. Das AIS wiederum ist ein Gerätesystem, das unter anderem unseren Schiffsnamen, die MMSI, unsere Position, Geschwindigkeit & Fahrtrichtung ausstrahlt. So dass andere mit einem AIS-Empfänger auf ihrem Bildschirm erkennen können, wer sich in ihrer Nähe noch so tummelt.

Der aktuelle Fall des Einhandseglers Boris Herrmann hat einer größeren Öffentlichkeit grade die Bedeutung des AIS vor Augen geführt: Nach etwa 80 Tagen einhand & nonstop rund um die Welt ist er nur 90 Seemeilen vor dem Ziel in sehr aussichtsreicher Position für Platz 3, evtl. auch Platz 2, mit einem Fischtrawler kollidiert. Weil der wohl sein AIS – widerrechtlich – ausgeschaltet hatte und somit auf dem AIS-Schirm unsichtbar war. So zumindest mein aktueller Informatinsstand, die Details sickern erst langsam durch.

Aber zurück zur Invia. Inzwischen sind alle Registerunterlagen per Kurier in Grenada eingetroffen, und wir schreiten zur Umflaggung.

GDANSK wird abgekratzt und durch EMDEN ersetzt
Noch die deutsche Flagge aufgezogen – dann sieht das Heck in Zukunft so aus

Ansonsten gehen die Arbeiten an der INVIA – endlich – voran. Zäh, aber es bewegt sich. Interessanterweise trafen wir in Grenada Marine ein deutsches Paar, das sein Schiff kurz vor uns aus dem Wasser geholt hatten. Und bei denen alle beauftragten Arbeiten während ihrer Abwesenheit und zu ihrer Zufriedenheit erledigt wurden. Auch sie kannten aber nur Segler, die unzufrieden mit der Marina waren.

Es wird poliert: Auf diese Arbeit hat keiner von uns Lust
Anbringung von neuem Antifouling

Unsere Toilettenspülung ist seit jeher ein Problempunkt. Das Schmutzwasser aus der Spülung wird über ein recht dickes und sehr langes Rohr durch den Bug nach vorne in den Schmutzwassertank geführt. Der Einlass liegt dann auch noch etwa 2,5m höher als der Auslass des WCs. Das führt bei Seegang (durch die Beschleunigungskräfte, die auf eine 2,5m hohe Wassersäule wirken) immer zu einem Rückfluss des Schmutzwassers ins WC. Manchmal reicht auch schon eine längerer Standzeit. In den BVIs habe ich ein neues & besseres Rückschlagsventil eingebaut – das war schon eine gute Abhilfe. Weil aber solche Ventile nach einer gewissen Zeit gerne verkalken, ist das wohl nicht von Dauer. Insbesondere wenn salzhaltiges Meerwasser aus der Spülung auf Urin trifft, kalziniert es sehr schnell aus.

Daher habe ich ein 3-Wege Ventil eingebaut. Sind wir auf See – wo der Schmutzwassertank meist nicht im Einsatz ist – kann damit die 2,5m Höhe und ein Teil der langen Leitung umgangen werden.

Am Durchlass des Saildrives – also dort, wo der Getriebe- und Propellerschacht unten aus dem Rumpf tritt – sind noch ein paar Arbeiten nötig. An einer Seite löst sich das Gelcoat vom Laminat, an der anderen die Gummidichtung. Das wird hoffentlich am Freitag noch erledigt, so dass es übers Wochenende austrocknen kann.

Auch Klein-Skippy – uns neues Maskottchen – findet einen Platz. Wobei neu stimmt ja nicht, es gab bisher gar keines! Vielen Dank an Herta und René für das herzige Geschenk und die vielen Überlegungen zum passenden Maskottchen. Auf dass Klein-Skippys Barthaare künftig rechtzeitig vor jedweder unguten Situation warnen! Ab sofort jedenfalls wacht Klein-Skippy über dem Navitisch.

Einwasserung nach dem Wochenende!

Am Montag den 1.2.2021 soll INVIA eingewassert werden. Bis dahin sind wir weiterhin gut im La Sagesse Hotel untergebracht. Seit einigen Tagen ist dort neben uns noch ein weiteres Paar. Amerikaner, frisch aus den USA und in Quarantäne. So wie auch wir nach unserer Ankunft waren. Alles ist vorbildlich organisiert: Wir haben unsere Frühstücks – und Abendessenzeiten, sie ihre, so dass wir bis zu ihrer Entlassung aus der Quarantäne strikt getrennt bleiben. Schließlich möchte niemand, dass wir unsere Freiheit so kurz vorm Einwassern der Invia wegen eventueller Verstöße gegen die Coronavirus Regelungen verlieren.

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