Inzwischen sind wir seit fast 6 Wochen in der Francis/Maho Bay. Und immer noch entdecken und erfahren wir Neues. Inselgeschichte erleben wir auf unserer Reef Bay Trail Wanderung. Und moderne Inselgeschichte schreiben einmal mehr die hiesigen Behörden.
Wieder einmal erleben wir, wie hier verschiedene Behörden nebeneinander ins Chaos arbeiten statt miteinander für Ordnung zu sorgen. Ausgangspunkt ist eine Regelung über die Einfuhr von pflanzlichen Bestandteilen ins Gebiet der USVI. Um die Ansiedlung nicht heimischer Pflanzen zu verhindern, sollen aus anderen Territorien neu eingeführte pflanzliche Bestandteile nicht im Hausmüll landen. Das hiesige Government beauftragte die Costums and Border Patrol auf der Nachbarinsel St Thomas mit der Kontrolle neu eingelaufener Boote auf eben diese pflanzlichen Einfuhrartikel. Anlass wahrscheinlich die Vielzahl an ankommenden Booten, die heute Morgen mit der Salty Dawg Rallye ab St Thomas Richtung USküste starteten.
Daraus wurde : Sämtliche Boote dürfen Abfall, der mit pflanzlichen Bestandteilen kontaminiert ist wie zB auch Umverpackung von Sandwiches mit Gemüsebeilage, nur noch in einer bestimmten Marina mit spezieller Entsorgungsstruktur abgeben. Kosten 35 Dollar pro Abfallsack. Bis zu 500 Dollar Buße steht auf Fehlverhalten. Unsere so geschätzte Abfallentsorgung durch Einheimische, die per Boot alles einsammeln und entsorgen: Obsolet! Zum Glück endet auch diese Geschichte wie mehrere Behördenirrtümer zuvor auch: Das Government stellt auf Nachfrage richtig, dass die Segler nicht betroffen sind, die sich hier seit Wochen aufhalten und natürlich genau das in den Abfall befördern, was sie zuvor hier auf der Insel gekauft haben. Jetzt hoffen wir, unsere Abfallentsorgung kann weiterlaufen wie bisher.
Inselgeschichte aus der Kolonialzeit entdecken wir auf dem Reef Bay Trail. Immer wieder faszinierend sind die Ruinen aus den Zeiten des Zuckerrohranbaus. Sich vorzustellen wie die Sklaven mühsam Terrassen für den Anbau anlegen mussten. Wie sie Steinmauern errichten mussten zum Schutz der Pflanzen vor Bodenerosion. Und zu sehen wie schnell die Natur sich zurück erobert, was der Mensch mit so viel Mühe angelegt hatte.
Die Natur ist ebenso faszinierend.
Wespen bauen hängende Nester nur wenig über Kopfhöhe.
Termiten siedeln sich auf Bäumen an. Die teils riesigen Nester können auch schon mal zu schwer werden und abstürzen.
Echsen in verschiedenen Größen bewegen sich flink springend fort, farblich immer an ihre Umgebung angepasst.
Und Einsiedlerkrebse haben ihren Weg vom Meer herauf zum waldigen Reef Bay Trail gefunden. Und sich auf dem Weg das passende Muschel- oder Schneckenhaus gesucht, das ihren weichen Hinterleib schützt. Zur Eiablage bewegen sich die nachtaktiven Tiere zurück ans Meer, von wo auch die jungen das Land erobern. Abgesehen davon leben die Krebse in den Wäldern. Wird das Haus dem heranwachsenden Krebs zu klein, sucht er sich ein größeres. Findet er eines, das zu groß ist, verharrt er laut Wikipedia dort bis zu 8h. Er wartet auf den nächsten Einsiedlerkrebs, der die gleiche Probe durchführt. Findet ein Krebs ein passendes größeres Haus, gibt es einen Ringtausch der Häuser zwischen den anderen wartenden Krebsen. Jeder versucht ein nächst größeres Haus zu besiedeln.
Nachdem inzwischen fast täglich ein Schauer die Insel bewässert, erblühen die Pflanzen. Wir sehen etliches für uns Neues am Wegesrand. Und so ist St John auch nach fast 6 Wochen ein wunderschöner Ort für uns.