Die Rodney Bay überrascht uns in mehrfacher Hinsicht.
Zum einen waren wir angesichts der Kartenlage und der zahlreichen Fotos einer gut belegten Ankerbucht davon ausgegangen, wir könnten in der großen Bucht beliebig ankern. Fehlanzeige, der Boden erwies sich als sehr „variabel“. Bereits der Eigentümer der 51er Outremer „Wanderer“, hinter dessen Katamaran wir uns legten, berichtete von erheblichen Schwierigkeiten, sich sicher zu verankern. Und auch wir hatten so unsere Probleme, haltenden Ankergrund zu finden. Korallen und Steine machen das in der Bucht nicht leicht. Nach etlichen Versuchen ankerten wir schließlich vor Gros Islet einige hundert Meter draußen in Verlängerung der Marina Einfahrt. Da wussten wir noch nichts vom FridayStreetFestival…
Zum anderen wohnen in Rodney Bay zahlreiche europäische und amerikanische Zuwanderer und gibt es entsprechend gut ausgebaute Infrastruktur. Internationale Schule, zahlreiche Ärzte, und und. Zu kaufen gibt es so gut wie alles. Restaurants und Bars sind sehr gut.
Für mich gewann die Bucht bereits in den ersten Minuten nach dem Ankerfall einen besonderen Reiz. Denn mit lautem Rufen näherte sich ein seltsames Gefährt, das sich als schwimmender Obst- und Gemüseladen entpuppt (siehe Beitragsbild). Da konnte ich natürlich nicht widerstehen und machte das Geschäft, obgleich wir noch nicht einmal die Eastcaribbean Dollars hervorgecramt hatten. Der Händler nahm auch Euro und die Preise waren zivil. Hätte ich mal nicht so viel auf einmal gekauft oder hätten wir mal in den Folgetagen mehr auf der Invia gegessen. Dann hätte ich den Händler in den Folgetagen, an denen er sich erwartungsvoll näherte, nicht enttäuschen müssen.
Der Fuß des Skippers gewinnt wieder seine angestammte Form. Aber er braucht dazu viel Schonung. Also keine großen Wanderungen. Rodney Bay verlangt das auch nicht. Wir können bequem mit dem Dinghy in die Marina mit etlichen Restaurants und Bars fahren oder zum Dinghysteg vor den Einkaufsmalls im Süden des Hafenbeckens. Obgleich es im Ort mehrere Hotels gibt, wird schnell eines klar: Hier leben etliche Auswanderer. Und es gibt eine deutlich erkennbare Trennung zwischen Norden und Süden der großen Bucht von Rodney Bay.
Im Norden der Bucht wohnen die Einheimischen im Ort Gros Islet mit seinen bunten und zumeist kleinen Holzhäusern . Im Süden der Bucht mit zahlreichen Villen und auf den Hügeln wohnen die Zugewanderten. Hier gibt es etliche Ärzte und große Shoppingmalls.
Die Einwohner von Gros Islet sind stolz auf ihre jeden Freitagabend zwischen 18 Uhr und 2 Uhr nachts stattfindende StreetParty. Bereits seit 1983 bauen die Einwohner des Ortes jeden Freitag Barstände und Grills sowie riesige Boxen für satten Sound im Ort auf, im wesentlichen konzentriert auf eine Straße und die parallel zum Strand führende Straße. Wenn wir es richtig verstanden haben, gibt ein Haus an der Straße das Recht, davor einen Stand aufzubauen und geht das Recht verloren, wenn über 1 Jahr lang kein Verkaufsstand aufgebaut wurde.
Bereits bei meinem Spaziergang am Nachmittag wird im Ort eifrig gewerkelt. Getränke werden angekarrt und in Kühlboxen verstaut, Grills aufgebaut. Man bereitet sich auf den Abend vor, der noch etwas Besonderes bringt. Denn St Lucia feiert 40 Jahre Unabhängigkeit. Überall werden St Lucia Tshirts und Fähnchen verkauft und etliche Einheimische tragen solche. Die kleinen Mädels haben wie immer Zöpfe und Flechtfrisuren, dieses mal aber mit Haarspangen in den Nationalfarben. Säulen und was immer dazu günstig ist, trägt Banderolen in eben diesen Farben.
Auf einem sehr eingewachsenen Platz sehe ich diese eigentümlichen Gerippe. Rechts davon steht etwas, das die Sache klar macht. Es handelt sich um den „Parkplatz“ der örtlichen Steelband und die Drahtwagen beherbergen bei Anlässen je 3 Steeldrums. Schade, die haben wir nicht in Aktion gesehen.
Offenbar tun auch die Zugewanderten etwas für den Ort. Im Ort hängt an einem Gebäude eine Flagge, wonach ein Sponsership des örtlichen RotaryClubs besteht. Und auch das finde ich:
Hinter Gros Islet beginnt der Strand, der sich bis Pigeon Island im Norden der Bucht zieht. Hier genießen die Einheimischen bei mitgebrachtem Picknik, Grill und zahlreichen Getränken die Freizeit am Unabhängigkeitstag. Man fährt mit dem Auto an den Strand und lagert sich einfach davor oder ein paar Meter davon entfernt. Dazwischen schraubt mal einer die Musik im Auto auf volle Lautstärke oder mit Freunden an seinem Motorrad rum. Ein fliegender Eisverkäufer verkauft aus der Kühltruhe in seinem Pkw Eis in der Waffel. Auf dem Spielplatz vor dem Strand wird gespielt und geruht. Direkt angrenzend vor Pigeon Island geht dieser Strandteil nahtlos in einen Hotelstrand über.
Als wir abends in den Ort kommen (per Taxi, alles für den Skipperfuß), raucht es aus etlichen Grills und alle paar Meter will man uns Getränke verkaufen. Besonders gefährlich sehen große Flaschen mit handgeschriebenen Etiketten „Rumpunsch“, „Spiced Rum“ aus. Rumpunsch ist Fruchtsaft mit Rum, oft sehr süß. Spiced Rum ist Rum mit Gewürzen und wird von den Einheimischen auch als Magenmittel angepriesen.
Uns gefällt es in der Rodney Bay. Die Unterschiede sind uns dabei klar. So zB die sehr moderne Dyson Wascharmatur im an die Marina angrenzenden Harbourclub (mit hervorragender Swiss Bakery) oder die Marinaeinfahrt oder das gegenüber liegende Geschäftshaus mit Büros von PWC und KPMG im Vergleich zu den Bildern aus Gros Islet.
Aber wir sehen auch, dass Einheimische und Zugewanderte entspannt miteinander umgehen.
Und so genießen wir die schöne Bucht und die Infrastruktur.
Der Skipper geht tauchen – auf den Tag genau zum ersten Mal wieder seit 9 Jahren. Und ich gehe reiten, zum ersten Mal wieder seit Kindertagen. Beides wollen wir wiederholen.
Immer noch nicht gesehen haben wir die Karnevalsfeiern an den Wochenenden. Dass uns dabei etwas entgeht, wird jedenfalls beim Besuch des Telefonladens zum Erwerb einer lokalen Simcard klar:
Immer wieder spannend zu lesen. Ihr seit auf dem Weg südwärts? Dann werden unsere Wege sich irgendwo kreuzen!! Freue mich darauf!!
Schön auch wir freuen uns auf ein Wiedersehen
Wir hatten geplant die Hurrikansaison in Bonaire und Curaçao zu verbringen (INVIA würde in Curaçao an Land gestellt) aber ich denke wir entscheiden uns doch für Trinidad