Annapolis

Annapolis ist Amerikas Segelhauptstadt. Und geschichtsträchtig. In diesem Mix aus Marinainfrastruktur und Historie soll INVIA einen Dauerliegeplatz bekommen.

 

Vier Unterzeichner der amerikanischen Unabhängigkeitserklärung stammen aus Annapolis. Ihre Häuser stehen heute noch. Das Maryland Statehouse von 1779, das Parlamentsgebäude, ist das älteste durchgängig für Regierungszwecke genutzte Statehouse der USA. Wir bewundern den Umgang der Amerikaner mit ihrer Geschichte. Wir können ohne weiteres als Besucher ins Statehouse und in dessen Erdgeschoss die historischen Sitzungssäle besuchen, zu denen wir etliche Tafeln mit Erläuterungen vorfinden.

Statehouse mit Holzdomkuppel. Die Domkuppel wurde einer Augsburger Kuppel nachgebaut.
Sitz des Governors neben dem Statehouse
Statehouse von der Rückseite gesehen
Platz vor dem Statehouse
Sitzungssäle

Die Statue im Statehouse und Tafeln mit Erläuterungen dienen dazu, Geschichte zu vermitteln.
Statue von Thurgood Marshall beim Statehouse. Er stammte aus der Gegend von Baltimore und kämpfte zeitlebens für gleiche Rechte von Farbigen und Weißen.
Thurgood Marshall wurde als erster Afroamerikaner an den U.S. Supreme Court berufen. Ruth Bader Ginsburg war ebenfalls Richterin am Supreme Court und kämpfte für Geschlechtergerechtigkeit. Die Streetart ist Teil des Projektes „kids making history“, das Geschichte an Kinder über Wandbilder vermitteln möchte.

Von Beginn an, Annapolis wurde 1695 gegründet, hatte die Stadt maritime Bedeutung. Gelegen an der geschützten Chesapeake Bay und durchzogen von Flüssen war und ist sie der ideale Ort für Hafen, Bootsbau und Seafood. Seit über 40 Jahren finden große Boatshows in Annapolis statt. Das frei ausliegende Portbook Annapolis mit Informationen über maritime Infrastruktur in Annapolis umfasst 92 Seiten. Ein Mekka also für Arbeiten am Schiff.

In diesem Mekka hat gerade B&G Marine Services mit Paul Geppert als Vertreter den Betrieb für Yacht Management und Refit Services eröffnet (https://www.bgbvi.com/bg-opens-in-annapolis/) . Paul arbeitete zuvor für B&G Marine Services Tortola, BVI. Mit seinen Arbeiten auf unserer INVIA waren wir seinerzeit hoch zufrieden. Paul ist selbst langjähriger Schiffseigner und ist sowohl kompetent als auch so engagiert, dass wir ihm INVIA anvertrauen können. Anders als andernorts wissen wir bei ihm, dass beauftragte Arbeit auch in unserer Abwesenheit gut erledigt wird.

Abwesenheit, mag sich da so mancher fragen? Hier kommen sie, unsere Vorstellungen für die nächsten Monate: Wir werden die Tage um den Independence Day, das ist der 4.7., in New York verbringen. Die Feiern zum Unabhängigkeitstag werden wir live und zentral in Nähe der Liberty erleben. Danach geht es nach Long Island. Wie weit nördlich von dort aus noch haben wir nicht festgelegt. Fest steht aber, dass wir INVIA spätestens in der ersten Augustwoche in Annapolis in die Marina stellen werden. Und vorbereiten werden auf eine Lagerzeit bis November. Im November wird INVIA nach Saint Martin /Sint Maarten gehen. Eine wenig verlockende Segelzeit und ein Kurs gegenan, der noch weniger verlockend ist. Zumindest ich werde dafür nicht an Bord sein. Der Captain hat sich noch nicht definitiv entschieden, ob er für die Strecke an Bord sein möchte. Muss er aber auch nicht, denn wir haben eine andere gute Möglichkeit gefunden.

Fehlt nur der Marinaplatz in Annapolis. Trotz einer fast unüberschaubaren Zahl an Liegeplätzen in Annapolis ist es nicht einfach, einen für INVIA zu finden. Zwar hatte man uns im Mittelmeer immer gesagt, unsere INVIA werde in den amerikanischen Marinas vergleichsweise klein sein. Tatsächlich ist sie hier bisher groß. Jedenfalls in der Chesapeake Bay sind überwiegend Monohulls unterwegs und die Liegeplätze in den Marinas sind für diese ausgelegt. Katamaran-Liegeplätze sind rar. Vor dem Hintergrund wird verständlich, in welch sauren Apfel wir beißen müssen, um INVIA an einem sicheren Platz in Annapolis lassen zu können. Die Bert Jabins Marina, in der B&G und Paul sitzen, verlangt von uns die Buchung und Bezahlung des Platzes ab quasi sofort, obwohl INVIA den Platz erst Anfang August belegen soll. Solange unser Schiff nicht dort liegt, behält sich die Marina das Recht vor, dort andere Schiffe zu vertäuen. Und natürlich von deren Eigentümern auch zu kassieren. Uns passt dieses Geschäftsgehabe gar nicht. Aber der einzige alternative Liegeplatz in der auf Katamarane spezialisierten Marina Pier7 wäre längsseits an einem altersschwach wirkenden Holzsteg, zudem viel offener gelegen als der bei Bert Jabins.

INVIAs bestens geschützter Liegeplatz in der Bert Jabins Marina

Abseits der Organisation für INVIAs Zeit in Annapolis genießen wir unseren Aufenthalt. Annapolis bietet mit historischem Distrikt, einem reichen Angebot an Restaurants und Bars und dem großen Angebot von Aktivitäten auf dem Wasser viel.

Historic District Annapolis

Main Street Annapolis

Wir ankern zunächst direkt vor dem Spa Creek, einem der Haupt-Wassereinfahrtswege. Um uns herum wuselt es in einem fort. Kinder in Optimisten kommen von ihrem Segelkurs zurück und fahren winkend direkt am Heck der INVIA vorbei. Die Teilnehmer einer Segelregatta schießen unter Segeln an uns vorbei auf dem Rückweg zu ihren Marinaplätzen, die sie unter Segeln – ohne Hilfsmotor – ansteuern. Leider düsen auch Jetskifahrer und Motoryachten an uns vorbei.

Optirennen um INVIA
Regatta vor Annapolis

Am anderen Tag verlegen wir uns in den ruhigen und geschützten Eastport Back Creek an eine Boje der Stadt Annapolis (https://www.annapolis.gov/183/Moorings). Von dort können wir leicht mit dem Dinghy an einem öffentlichen Steg am Ende der Sixt Street in Eastport anlegen. Wir stellen fest, dass es vor der linken Seite des Steges (gesehen vom Fluss aus) deutlich flacher ist als rechts. Von Eastport aus ist es ein bequemer Spaziergang in den Historic District.

Als wir an den Steg zurück kommen, begegnet uns ein Segler mit den Worten, er sei ein „bad guy“ und versichert, er kenne den Leidtragenden und sei mit ihm in einer Bar. Seine schlechte Tat muss sehr mühsam gewesen sein.

Wir liegen in Spuckweite zur Bert Jabins Marina und machen uns gerade mit dem Dinghy und unserer Wäsche auf zur Marina, als uns ein Polizeiboot anhält. Wir erfahren, dass wir im Dinghy unsere Rettungswesten tragen müssen. Paul Geppert erzählt später, man müsse seit Kurzem zusätzlich das Starterkabel vom Dinghy um das Handgelenk führen, sobald das Schiff ins Gleiten komme (https://www.boatus.com/news-room/release/new-boat-engine-cutoff-switch-law-goes-into-e). Die Regel sei aufgrund zahlreicher Unfälle eingeführt worden. Der Wassersport habe zu Covid Zeiten extrem zugenommen und auch viele Unerfahrene bewegten sich seither auf dem Wasser. Der erhöhten Unfallgefahr begegne man mit den landesweit geltenden strikten Regeln.

INVIA liegt an einer Mooring direkt vor der Bert Jabins Marina
Mit unseren Offshore-Sicherheitswesten gesichert bewältigen wir die große Distanz zur Marina

Wie schön ist es, dass Annemarie und Volker mit ihrer Escape auch in Annapolis sind. Sie waren schon mehrfach hier und kennen sich bestens aus. Zusammen schlemmen wir bei Ruthschris ganz hervorragende Steaks (https://www.ruthschris.com/restaurant-locations/annapolis/). Der Captain und ich finden am Tag drauf im Vin 909  einen Blumengarten und darin gute Weinauswahl und Küche (http://vin909.com/).

Unterwegs zum Vin909. Man sieht: Annapolis ist Fußgängerfreundlich. Und zudem auch Fahrradfahrerfreundlich, es gibt Radwege hier.
Das Vin909 hat einen sehr schönen Garten, in dem man auf Bänken sitzend auch einfach ein Glas Wein trinken kann

Für beide Restaurants empfiehlt sich Reservieren. Alternativ mindestens 1h vor der gewünschten Essenszeit zum Restaurant gehen, einen Tisch reservieren und spazieren gehen, während man auf das Freiwerden des Tisches wartet. Da man in den USA sofort nach Beenden des Essens die Rechnung bringt, kann man durchaus auf akzeptable Wartezeit bauen, auch wenn zunächst alle Tische belegt sind.

Wir freuen uns darauf, Annapolis bei unserer Rückkehr von der New York-nordwärts-Tour weiter zu erkunden. Wer jetzt schon neugierig auf mehr von Annapolis ist, kann sich auf dem Blog der Escape bestens informieren https://sailingescape.blog/2020/08/12/wir-sind-verliebt/

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