Von Annapolis geht’s mit schönem Segelwind die Upper Chesapeake Bay weiter hinauf gen Norden. Bevor wir dann durch den Chesapeake-Delaware Kanal gehen. Der Kanal ist der meistbefahrene Kanal der USA und der am 3stärksten der Welt. Nur im Panama- und Suez-Kanal gibt es mehr Betrieb. Am Ende des Kanals geht’s in den Delaware Fluss, in dem wir dann nach Süden abbiegen um wieder raus auf den Atlantik zu kommen.
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Unter herrlichem Segelwind gehen wir hinter Annapolis unter den Doppelbrücken William P. Lane Jr. Memorial Bridges durch bis in den Bohemia River.
Bei leichtem achterlichen Winden vermisse ich nur mal wieder schmerzlich unser Code D. Das Code 0 aus schwerem Kevlar ist dafür kein Ersatz. Es geht zwar besser als mit unserer kleinen Arbeitsfock, aber das Code 0 ist nunmal für einen anderen Winkel zum Wind konstruiert als für einen achterlichen.
Der Bohemia Fluss ist flach und die Bucht, in der wir ankern, ist es auch.
Mich wundern die zahlreichen Monohulls die mit uns vor Anker liegen, denn wir haben bei Ebbe nur noch 0,8m Wasser unter den Rümpfen. Wir verbringen dort die Nacht, bevor wir uns morgen auf den Weg durch den Kanal zu machen. Die Durchfahrt hat es in sich, denn es herrscht starker Strom von bis zu 3kn. Und zwar in die eine oder andere Richtung, je nachdem ob Ebbe oder Flut vorliegt.
Das Dumme daran:
Auch im Delaware Fluss gibt es starken Strom von ebenfalls bis zu 3kn. Der dann aber genau anders rum geht. Sprich: Wenn wir durch den Kanal mit voller Strömungsunterstützung „fliegen“ wollen, haben wir am Ausgang des Kanals, im Delaware Fluss auf dem Weg nach Süden, den Strom genau gegen uns. Der ideale Kompromiss wäre, etwa 2h vor Hochwasser in den Kanal einzufahren. Nur ist Hochwasser um 14:30 – viel zu spät am nachmittag, um es bis Cape May zu schaffen. Wir müssten dann irgendwo im Delaware Fluss ankern. Das geht praktisch überall ausserhalb des für die Großschiffahrt betonnten Fahrwassers. Ist nur nicht so verlockend, zumal die Welle recht unangenehm werden kann. Es sind rund 20kn Wind vorhergesagt. Da nun der Fluss mit den Gezeiten 2x täglich die Fliessrichtung ändert, heisst das, es steht 1x Wind gegen Strom. Das ergibt, gerade in flachen Gewässern, wirklich eklige kurze steile Wellen – da will man nicht wirklich drin übernachten. Wenn ich könnte, würde ich die Strecke an einem anderen Tag mit anderen Bedingungen gehen. Aber wir wollen in den Norden nach New York – und wenn wir das noch 1 oder 2 Tage aufschieben, könnte sich das passende Wetterfenster mit gemütlichem Südwind schliessen.
Ich halte noch kurz Rücksprache mit Volker, dem Skipper der Escape (Schiff und Crew sind in Annapolis geblieben), und entscheide mich dazu, am frühen Morgen los zu gehen.
Mit rauschender Fahrt düsen wir durch den Kanal. Und merken rein gar nichts davon, dass er so stark befahren ist. Begegnungsverkehr haben wir genau 2x: Eine schwimmende Bar. Und ein Polizeiboot, das mit sagenhaften 40 Knoten an uns vorbeirast.
Der Spass beginnt aufzuhören, als wir den Kanal passiert haben. Welle gibt es wenig, aber leider auch nicht den vorhergesagten Wind. Dafür Gegenstrom. Der Wind nimmt erst zu, als wir weiter den Fluss hinaus Richtung Atlantik gehen: Er nimmt zu, genauso wie der Strom. Und kommt genau auf die Nase.
Wirklich Segeln können wir nicht. Denn wenn wir aufkreuzen, brauchen wir zu lange, um noch bei Tageslicht bis Cape May zu kommen. Mühsam kämpfen wir uns gegen den Strom. Freude kommt auch nicht auf, als der Strom kentert, also die Gezeiten kippen und sich die Fliessrichtung ändert, der Strom uns also schiebt: Denn der Wind hat jetzt auf 20 – 23kn zugenommen. Und nun steht dann Strom gegen Welle. Grrr….. Seeeeehr mühsam kämpfen wir uns nun nicht mehr gegen den Strom aber gegen diese Sch…..-Hackwellen.
Kurz vor Sonnenuntergang erreichen wir endlich Cape May.
Der etwas weiter weg vom Fahrwasser gelegene Ankerplatz ist voll, das wissen wir bereits von unseren Freunden auf der VAIREA, die dort seit gestern liegen. Aber vor der grünen Spiere ist noch mehr als genug Platz. Der Haltegrund ist gut und das Wasser ruhig –sofern nicht grade wieder ein Motorboot vorbeirauscht, denn ab dieser Stelle wird Gas gegeben. Egal – der Anker fällt, er hält – und ich gönne mir einen Cocktail mit einem ordentlichen Schuss drin. Strecke danach alle Viere von mir.
Geschafft!
Die Kurzfassung:
Es war ein besch…eidener Tag!
Am nächsten Morgen sieht die Welt schon ganz anders aus. Ich entdecke etliche urzeitliche Pfeilschwanzkrebse. Diese Tierart gibt es seit rund 440 Millionen Jahren – es sind tatsächlich lebende Fossilien und man dachte lange, sie wären ausgestorben. Normalerweise leben sie auf dem Meeresboden, schwimmen aber auch mal an der Oberfläche. Sie ernähren sich von Muscheln und Aas, das sie auf dem Boden finden.
Diese Brückendurchfahrten, mamma mia….ich kann so gut mit der Capitania mitfühlen.