Wie im letzten Beitrag bereits berichtet, hatte Annemarie von der Escape die gute Idee, einen Tagesausflug per Fahrrad und Fähre von Oxford nach St Michaels zu machen. Als Ziel haben wir neben dem schönen Ort auch die ein oder andere Boutique im Auge. Bloß ein Fahrrad haben wir nicht…
Wir sind nicht die einzigen mit Radlambitionen im Umkreis. St Michaels hat mehrere Fahrrad-Verleihe, die zum Teil auch Räder in die Umgebung ausliefern. Die Fahrräder von dort sind besser ausgestattet als die simple Variante Marinafahrrad, die wir bisher hatten. Die kommt nämlich ohne Handbremse, Licht, Gepäckträger, Gangschaltung daher. Dafür sind die kommerziellen Verleihe deutlich teurer, z.B. http://www.shorepedalandpaddle.com/.
Wir haben wieder einmal Glück in Oxford. Die dortige Safe Harbor Marina verleiht ihre Fahrräder, Variante Basicausstattung wie oben geschildert, auch an Nicht-Marina-Gäste. Kostet uns 15 Dollar pro Tag https://shmarinas.com/locations/safe-harbor-oxford/.
Der Captain schließt sich uns an, gibt aber bekannt, er werde sich für unsere Shoppingrunde ausklinken. Damit haben Annemarie und ich kein Problem. Und der Captain angesichts des schönen Ortes mit Brauerei und Eisläden auch nicht. Zu dritt nehmen wir die Oxford-Bellevue-Fähre über den Tred Avon River. Die Fähre gilt in den USA als die älteste in Privateigentum: https://oxfordferry.com/history/.
Den Fährkapitän lernen wir persönlich kennen. Wie im letzten Beitrag beschrieben rettet er INVIA, nachdem der Anker geslippt war. Er und seine Frau haben die Fähre 2002 gekauft. Und mit informativen Fototafeln über die Geschichte der Fähre ausgestattet. Sie beide fahren die Fähre im Wechsel.



Ab Bellevue radeln wir durch schöne Wald- und Feldlandschaft. Definitiv eine lohnende Tour, die wir alle drei genießen. Erst näher an St Michaels wechselt die wenig befahrene Landstraße in Highway. Der mit breitem Seitenstreifen immer noch gut geeignet für Radfahrer ist.





St Michaels ist größer und vor allem touristischer als Oxford. Wie in Oxford säumen gepflegte Häuser aus dem 17.Jahrhundert die Straßen. Es gibt viele Bars, Restaurants und Läden wie Boutiquen und italienische Feinkost.

Die Einwohner von St Michaels sind stolz auf die erfolgreiche Verteidigung ihrer Stadt gegen die Briten Anfang des 19.Jahrhunderts:
„Am 10. August 1813 näherten sich britische Seeleute mit Kähnen der Stadt, um diese zu bombardieren. Die Einwohner löschten am Abend jedoch alle Lichter in den Häusern und entzündeten nur Laternen weit außerhalb in Bäumen. Daraufhin verfehlte der Beschuss mit Kanonen die Ziele in der Stadt. Nur das heute noch unter dem Namen Cannonball House bekannte Gebäude wurde leicht beschädigt. Nach dieser erfolgreichen Verteidigung bezeichneten sich die Einwohner von St. Michaels zuweilen als „Erfinder der militärischen Verdunkelung“ und gaben der Stadt den Spitznamen The Town that Fooled the British (Die Stadt, die die Briten täuschte).“
https://de.wikipedia.org/wiki/St._Michaels_(Maryland)
Das Städtchen hat eine Schiffsbautradition, die heute noch gepflegt wird. Annemarie und mir reicht es angesichts ausgedehnter Boutiquenbummelei nur noch für einen Gang zum Hafen mit maritimem Museum. Der Captain besichtigt das Chesapeake Bay Maritime Museum und findet die Ausstellung interessant. Unter anderem kann man eine Werft besuchen, in der noch traditioneller Bootsbau betrieben wird https://cbmm.org/. Und den Nachbau der Maryland Dove bewundern. Mit einem solchen Schiff waren die ersten Europäer 1634 in Maryland angelandet. Eine Maryland Dove befindet sich bereits am Dock im St Mary’s Museum. Der weitere Nachbau ist ebenfalls für das Museum bestimmt. Das Original sank auf einer Rückfahrt nach England.




Der Captain entdeckt noch weitere Kleinode in St Michaels :
Für den Rückweg nach Oxford stellt sich ein kleines Problem: Der Captain macht sich eher auf als Annemarie und ich. Er hat unser aller Fährticket in der Tasche, dh Annemarie und ich kommen ohne Ticket bei der Fähre an. Der Fährkapitän hat einen Helfer, der die Ticketkontrolle übernimmt. Und sich uns als einzigen Fahrgästen in den Weg stellt mit der Frage, ob da nicht etwas mit unserem Ticket sei. Als ich „Codeword Stefan“ antworte, grinst er breit und gibt den Weg frei. Ich kann mir gut vorstellen, mit wieviel Spaß und Feixen er und der Captain sich diese Variante überlegt hatten.