Mit dem dem Taxi fahren wir knapp 8km aus San Sebastian auf der GM-1 bis kurz vor den Mirador A. Lazcano, wo wir den Wanderpfad Richtung Enchereda beginnen. Beim Bauernhof Enchereda gabelt sich der Weg, wir nehmen den linken, kürzeren aber steileren Pfad Richtung Hermigua.
Der führt durch den Barranco de Las Casas, einer Schlucht, hoch zum Gipfel. Und entpuppt sich als wunderschöner, aber recht anstrengender Pfad mit einigen Klettereinlagen. Die capitania, gebürtige Nordrhein-Westfälische Flachlandtirolerin, ist dank jahrzehntelangem Aufenthalt im bayrischen und schweizerischen Gebirgsland aber gestählt und meistert die anspruchsvolle Herausforderung mit links. (Bis auf das Hängenbleiben an einer der zahlreichen Brombeerranken, an denen wir uns auf dem schmalen Pfad vorbei-und untendurch fädeln müssen. Fies wenn so eine an den nackten Beinen hängen bleibt. Aber den Hindernislauf durch Ranken hatten wir wohl bisher nicht ausreichend trainiert).
Die letzten Kilometer werden dann aber doch mühsam. Der mitgenommene Wasservorrat ist längst aufgebraucht, denn der Weg war wegen der „Abkürzung“ durch den Barranco viel anstrengender als vermutet. Und sicher deutlich länger als ausgeschildert. Schon auf La Palma fiel uns auf, dass man sich auf die Angaben nicht wirklich verlassen kann: Manchmal bedeutet die Angabe von z.B. „2km“: Es ist gleich um die Ecke, ein anderes Mal: „Noch 5 oder 6km“ – weil man als Fussgänger halt mit der Luftlinie nicht viel anfangen kann.
Der captain sehnt sich zusehends nach einem kühlen Bier und wird langsam ungeduldig. Dummerweise endet genau dann, als das Ziel Hermigua in Sicht kommt und die ersten Hütten erreicht sind, die Beschilderung des Wegs. Um Hermigua zu erreichen müssen wir noch über eine kleine Schlucht – und den Weg zu finden ist mühsamer als es den Anschein hat.
Mehr als 1 Stunde irren wir, immer durstiger und müder werdend, querfeldein umher. Immer wieder stehen wir vor einem Abgrund. Und nicht sehr angenehm ist der von der capitania schließlich vorgeschlagene Weg querfeldein zu einem Haus am Abgrund. Bestechend zwar ihre Argumentation, das Haus müsse doch irgendwie erschlossen sein. Aber das Haus entpuppt sich als unbewohnt und trohnt weglos am Abhang über der Schlucht. Sehr mies, dass es in einem Feld voller Kletten steht. Socken, Wanderschuhe, Hose, alles sitzt voll. Hatte der captain doch geahnt, dass diese Navigation nix ist.
Entnervt kehren wir zurück auf die Asphaltstraße. Notfalls laufen wir die entlang, obwohl sie weithin sichtbar in die falsche Richtung führt. Auf der Straße treffen wir zum Glück auf ein junges texanisch-britisches Pärchen. Wir sehen wohl arg mitgenommen aus, denn sie bietet uns erst mal Wasser aus ihrer Trinkflasche an. Darüber kommt ein weiteres deutsches Paar, das den Weg sucht. Das junge Paar zeigt uns den richtigen Abzweig und dabei lernen wir, dass alle Wege mit grünen Geländern öffentliche sind. Wir nehmen einen solchen, der an Häusern vorbei und durch Bananenplantagen die Schlucht mit Hermigua verbindet.
Gestärkt in einer – wieder mal von vielen Deutschen bevölkerten – Tapasbar nehmen wir den Linienbus zurück nach San Sebastian. Ein Einheimischer erzählt uns, dass der Bus auf den Kanaren allgemein „Guagua“ heißt und nicht Bus. Ach daher stand das überall auf La Palma an den Haltestellen.
Wir fallen um 20:00 hundemüde aber glücklich ins Bett.
???geil der Spitzname Flachlandtirolerin ?