So richtig gefreut haben wir uns auf die Dominikanische Republik (im weiteren DomRep abgekürzt) nicht. Letztes Jahr hatten wir sie ausgelassen, sind einfach dran vorbei von Puerto Rico direkt in die Bahamas.
Nachdem nicht nur die SY Flora und SY VAIREA begeistert berichteten, wollen wir der DomRep diesmal doch eine Chance geben. Zumal es die Strecke gut unterbricht. Auch die Buckelwale, die sich um diese Jahreszeit in der Bucht von Samana zur Paarung aber auch zum Gebären versammeln, wollen wir sehen. So richtig begeistert ist im Vorfeld aber insbesondere die capitania nicht. Kann man doch an den erlaubten Ankerplätzen u.a. nicht schwimmen, weil dort das Wasser zu verschmutzt ist.
Ankern ist nur an wenigen ausgesuchten Stellen, und nur mit vorheriger Erlaubnis möglich. So klarieren wir mit gemischten Erwartungen in Puerto Rico aus. Das geht in der Marina Pescaderia einfach & unkompliziert. José leitet das Formular per Fax an CBP weiter – von dort kommt binnen wenigen Minuten per Fax das abgestempelte Formular zurück. Das braucht man idR., um am nächsten Ort einzuklarieren (Ausnahme: die französischen Inseln und das US Gebiet: Die wollen da nichts sehen).
Entspannte Überfahrt
Wegen der Squall-Neigung – ab 13:00 ist derzeit der Himmel an der Westküste Puerto Ricos oft schon mit tiefdunklen Wolken überzogen – gehen wir am Morgen. Wollen die berüchtigte Mona-Passage bei Tageslicht hinter uns bringen.
Der Wind ist wie vorhergesagt schwach, aber gleichmäßig. Wir können unser neues Code D wunderbar einsetzen. Unser altes hatte sich ja auf der Überfahrt zu den Bahamas im letzten Jahr verabschiedet, war gerissen. Bei Delta Voiles in Frankreich hatten wir ein neues bestellt und nach St Martin liefern lassen, wo wir es Zoll- und MwSt frei unkompliziert in Empfang nehmen konnten. Wir sind sehr froh unser Lieblings- Leichtwindsegel wieder an Bord zu haben!
Das wegen seiner Wellen berühmt-berüchtigte Hourglass-Shoal an der Nord-Ost-Flanke der DomRep lassen wir in ausreichendem Abstand an unserer Backbordeseite. Bei nachlassendem Wind segeln wir der nord-östlichen Küste der Domrep entlang in die Nacht hinein.
Ursprünglich hatte ich überlegt zu bremsen, um erst bei Tageslicht in Samana einzulaufen. Aber wir bergen nur das Code D und setzen die Arbeitsfock. Die ist nachts mit kleiner Crew einfacher zu handhaben, falls aus irgendeinem Grund ein Manöver erforderlich wäre. Ein Reff ziehen wir nicht auch noch ein, denn der Wind hat nachgelassen und kommt zudem mehr von hinten, wodurch INVIA von sich aus langsamer wird. Ausserdem hatte mir Uli von der S/Y Baradal versichert, sein AIS anzulassen und mir erklärt, dass direkt neben ihm ausreichend Platz zum Ankern wäre.
Ankommen im Dunkeln leicht gemacht
Dank dieser tollen Unterstützung getraue ich mich, auch nachts in die unbekannte Bucht einzulaufen und im Dunkeln zu ankern.
Vor und in der langgezogenen Bucht sind sehr viele kleine Fischerboote. Aber alle haben ein Licht oder zumindest eine starke Taschenlampe, die sie zeigen, sobald sie die Lichter der INVIA näher kommen sehen. Dank des stabilen Wetters sind sie zudem auch auf dem Radar erkennbar. Die kleinen Holzbötchen werfen nur ein sehr schwaches Radarecho zurück, das bei Regen oder hohen Wellen oft nicht vom Streu-Echo unterschieden werden kann. Dank der ruhigen See und der klaren Luft fallen heute aber selbst schwache Radarechos auf.
Nur kurzzeitig erhöht sich mein Pulsschlag. Als just in einer Engstelle, genau zwischen einer roten und grünen Tonne und in völliger Dunkelheit, ein klitzekleines Holz-Ruderboot steht. Ich konnte aber schon vorher auf dem Radar erkennen, dass dort möglicherweise etwas liegt. Ich nähere mich daher mit Schleichfahrt. Als ich etwa 100m entfernt bin, nehme ich die starke Taschenlampe (Danke ein weiteres Mal an Michael von der SY SHADIN für dieses tolle Geschenk!) und leuchte in die Dunkelheit. Erkenne gleich den Kameraden, der seinerseits aus dem Schlaf hochschreckt und dann wie wild anfängt, aus dem Fahrwasser zu rudern. Ja sorry wenn ich Dich erschreckt habe – aber wer sein Schläfchen just mitten in einer engen Durchfahrt zwischen 2 Tonnen machen muss, und das auch noch unbeleuchtet: Der hat keine Rücksicht verdient.
Alles klappt perfekt. Und Uli ist wach – als wir um 04:00 morgens noch 2 nm entfernt sind, funkt er mich an, und geleitet mich direkt zum Ankerplatz. Auf 11m Wassertiefe fällt der Anker, hält auf Anhieb, und wir legen uns schlafen.
Luis hilft beim Einklarieren
Am Morgen gegen 09:30 kommt Luis vorbei mit 2 Vertretern der Armada.
Es ist Vorschrift dass sie an Bord kommen – in der DomRep kann man nicht einfach so in einem Büro Ein- und Ausklarieren. Ein Besuch von Offiziellen auf dem Schiff ist obligatorisch. Dabei werden die Papiere untersucht und fotografiert – zusammen mit der INVIA. Aber alles läuft sehr freundlich ab und durchsucht o.Ä. wird gar nichts. Luis fährt dann noch weiter zu einigen anderen Schiffen. Gegen 11:00 Uhr kommt er zurück und bringt mich an Land. Dort muss ich zur Immigration. 94 USD bezahle ich für uns beide und die INVIA (ich weiss nicht mehr genau wie die Kosten sich aufteilen). Danach noch zum Hafenmeister. Auch dort ein paar Formulare ausfüllen. 36 USD zahle ich als Ankergebühr für INVIA, 0.7 USD je Fuss Länge. Gültig für max. 1 Monat, danach müsste man wohl erneuern. Englisch spricht weder die Dame in der Immigration noch im Hafenbüro, aber mein rudimentäres Spanisch reicht aus. Und zur Not würde Luis draussen warten und könnte den Dolmetscher machen.
Ein Kollege von Luis begleitet mich noch zum Laden von claro, dem führenden örtlichen Mobilfunkanbieter. Umgerechnet 10 USD zahle ich für eine lokale SIM Karte (2 USD die Karte selbst, 8 USD der Tarif). Dafür bekomme ich 15 GB Datenvolumen, gültig für 15 Tage, und Hotspot/Teathering-fähig. Nicht so wie in den US Virgin Islands, wo ich 70 USD ausgab um für unseren Sohn eine AT&T Karte zu kaufen. Und sich dann heraus stellte, dass ein Teathering (also das Erzeugen eines WLAN Hotspots für andere Geräte) in diesem Tarif nicht erlaubt sind. 10 USD für 15 GB von claro sind unschlagbar, obwohl wir ansonsten mit unserer Goggle Fi recht zufrieden sind.
Nach St Martin, den US Virgins und Puerto Rico, wo es doch eher westlich-industrialisiert zugeht (wenngleich bspw. in Puerto Rico oftmals auf einem Niveau, das ich nur mit dem Ausdruck „verarmt“ beschreiben kann) freuen wir uns, hier wieder geballtes karibisches Lebensgefühl anzutreffen. Natürlich schwimmt auch die DomRep nicht im Wohlstand – aber den Menschen wohnt eine natürliche Fröhlichkeit inne.
Wir fühlen uns rundum willkommen. Niemand starrt uns an, niemand bettelt oder belästigt uns. Man freut sich sichtlich, dass wir hier sind und diese Gegend besuchen. Und nimmt dennoch nicht übermässig Notiz von uns – wir sind irgendwie Teil des Gesamtbildes. Wir sind sehr gespannt, ob das Gefühl anhält. Denn wir bleiben noch einige Zeit. Wetterbedingt macht es keinen Sinn, jetzt schon in die Bahamas aufzubrechen. Dort zieht gerade eine Nordfront durch, deren Auswirkungen wir hier viel besser abwarten können.
Schön dass Ihr es so gut angetroffen habt, die b wilder und Euer Bericht Mac hen direkt lust auf einen Besuch in Samana. Weiterhin ganz viel Spaß und Liebe Grüße