In unserer kleinen Welt

Wir liegen noch immer am gleichen Platz in der Maho Bay direkt vor dem Strand. Unsere „Welt“ ist viel kleiner geworden als während der Zeit des Segelns zuvor. Aber es geht uns in dieser kleinen Welt sehr gut.

 

Inzwischen sind alle Bojen in der Maho Bay belegt.

Auch die direkt angrenzende Francis Bay ist voll geworden. Die ersten Boote ankern verbotener Weise, weil keine Mooring Boje mehr frei ist. Und das obwohl zum Schutz des Meeresbodens in der Maho und der Francis Bay nur größere Schiffe hinterm Bojenfeld ankern dürfen. Wir hoffen die Regelverstöße bleiben folgenlos. Denn von anderen Inseln gibt es Berichte, wonach bei Regelverstößen weitere Beschränkungen eingeführt wurden. Verständliche Reaktion.

Francis Bay

Wir werden morgen mit einem Taxi in den Hauptort der Insel fahren, um eine lokale Simcard zu kaufen und frisches Obst und Gemüse. Noch haben wir WiFi über die geschlosse Strandbar, wollen aber vorbereitet sein auf den Fall, dass dieser Luxus abgeschaltet wird. Mit unserer Google Fi haben wir in der Bucht leider kein Netz. Und die Taxifahrt wird nötig, weil wir unseren Liegeplatz angesichts der Fülle an Booten nicht aufgeben wollen. Den mit Hilfe unseres Dinghys zu reservieren, während wir mit der Invia unterwegs sind, finden wir denn doch asozial. Obwohl: Täglich sieht man SUPs (stand up paddles) oder Dinghies an Mooring Bojen. Quasi wie das Strandtuch auf der Hotelliege zum Reservieren des Liegeplatzes für die Rückkehr.

Unser Nachbar

Auf etlichen Booten sind Kinder. Die auf unserem Nachbarboot spielen sehr gekonnt Tarzan und Jane. Genauso lustig sind die Bootseigner, die ihre Hunde für den Gassigang auf dem SUP an Land paddeln.

Wir erkunden derweil unsere kleine Welt weiter. Der Wind hat zugenommen und lässt die Wellen in den Nachbarbuchten ordentlich anschwellen. Wir liegen zum Glück sehr ruhig.

Schwell Trunk Bay

In der Cinnamon Bay warteten gestern wieder einmal Weißwedelhirsche auf uns. Der Captain sah eine Herde von mindestens 6 Tieren. Sie sind sehr zutraulich hier. Und so süß, siehe Beitragsbild!

Beim Wandern erfrischen Lime Berries. Kleine orange bis rote ovale Früchte, die einen klebrigen Saft abgeben. Je nach Reifegrad Bitter Orange – die hellen Früchte – bis hin zur weniger bitteren süßen Orange – die dunklen Früchte. Die Sträucher sind nicht heimisch hier, sondern wie auf anderen karibischen Inseln eingeschleppt. Sie vermehren sich dank vieler Samenkerne und zum Leidwesen des Nationalparks stark.

Lime Berry
Lime Berry und Kerne
Blüte Lime Berry

Noch nicht probiert habe ich Noni. Ich bin zwar ein großer Fan von Obst. Aber eine stinkige Frucht, die einen scharfen Geschmack ähnlich Harzer Käse haben soll? Die kann wirklich nur verzehren, wer den – umstrittenen – medizinischen Nutzen sucht. Angeblich soll der Saft der Frucht reich an Antioxidantien sein.

Noni
Nonistrauch

Da halten wir es lieber mit den Papayas, von denen in unserer kleinen Welt viele wachsen. Leider ist so ein Papaya Baum hoch und wachsen seine Früchte ganz oben. Schwer zu ernten also. Die grüne Papaya kann man zu Salat verarbeiten oder ähnlich wie Kürbis und Kohlrabi kochen. Wir sind mehr für den Fruchtgenuss. Und mussten lernen, dass eine grüne Papaya zumindest einen gelben Streifen haben muss, damit sie zu voller gelboranger Fruchtsüße reift. Erntet man sie ganz grün, wird sie zwar gelb, schmeckt aber bitter. Problem nur: Wenn hier eine Papaya gelb am Baum hängt, ist sie garantiert angefressen. Wir haben da Konkurrenz in unserer kleinen Welt.

Papaya
Papaya Blüten
Papaya

Gerne würde ich auch Sea Grapes probieren. Sie wachsen an erstaunlichen Sträuchern, die Salzwasser vertragen und an Sandstränden stehen. Auch am Maho Beach. Ihre essbaren Früchte werden erst im Laufe des Sommers reif. (Dann sitzen wir hoffentlich nicht mehr in der kleinen Welt fest!) Der Geschmack hat nichts gemein mit unseren Trauben, lese ich. Sie müssen viel Kern haben und eine eher ledrige Haut.

Sea Grape
Sea Grape

Auch noch nicht reif sind die Genips. Süßsaure Früchte, die gegen Sommerende reifen.

Genip

Beim Wandern in die Hänge hinterm Maho Beach entdecken wir eine Tausendfüßler Art, vor der uns eine Schautafel auf dem Leerpfad in der Cinnamon Bay gewarnt hatte.

Millipede

Die Millipede kann eine Substanz absondern, die zeitweise blind machen kann und übel auf der Haut brennen muss. Wir halten Abstand!

Beim Wandern passieren wir immer wieder breite Wasserrinnen. Nur ab und an steht darin etwas Wasser, das die Tiere zum Trinken nutzen. Viel mitgerissenes Totholz zeugt von Wassermassen, die hier bisweilen stürzen müssen. Die Rinnen stammen offenbar aus Plantagenzeiten. Die gerodeten und mit Zuckerrohr bebauten Flächen konnten bei starken Regenfällen das Wasser nicht mehr speichern. Das Regenwasser musste kanalisiert abgeführt werden, um Schäden für Mensch und Plantagen zu vermeiden.

Kanal
Kanal
Cinnamon Trail
Cinnamon Trail

Faszinierend sind die abgesägten Baumstämme am Cinnamon Trail. Sie haben keine Jahresringe, nur unscharfe Ringe oder Maserungen. Mangels Jahreszeiten bilden die tropischen Bäume keine Jahresringe aus. Auch diese Bäume brauchen aber – dann individuelle – Ruhezeiten. Sie und Zeiten mit viel und wenig Wasser kann man durch chemische Analyse erkennen, lesen wir.

Wir sind einige der Wege rundum noch nicht gegangen. Es gibt also weiterhin Neues zu entdecken in unserer kleinen Welt. Noch freuen wir uns täglich an ihrer Schönheit. Sollte das nicht mehr so sein, werden wir doch mal wieder einen Platzwechsel avisieren.

 

4 Antworten auf „In unserer kleinen Welt“

    1. Maybe you should think about loosing some miles on your way home and come back to the USVI? We’ll stuck here for a while I guess. Hope you’re good?

  1. Du entwickelst Dich ja zu einem gefragten Biologen lieber Stefan. Wenn das Corona-Elend vorbei bist, bieten sich Touren in die Wildnis mit Dir an und ein Job bei den Park Rangers ist Dir bestimmt gewiss;-))
    Btw., super tolles Foto des Reh

    1. Hi Martina,
      Danke für die Blumen…. Aber der Beitrag stammt tatsächlich von der capitania.
      Das Rehfoto ist von mir. Während ihr Euch auf dem Cinnamon Round Trail unterhalten hattet, saß ich bei den Ruinen und die Tiere kamen langsam bis auf wenige Meter heran.

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