Von unserer Ankunft am Sonntagnachmittag in Palmeira, Insel Sal, sind bis heute 4 Tage vergangen. Die Gefühle bei der Ankunft: Diesiges Wetter, trübes Wasser, am Ufer Kräne zum Ausladen der Frachtschiffe und die Kessel der Entsalzungsanlagen, kaum Grün. Dazwischen ein paar Häuser. Hm, Wohlgefühl kam zunächst bei keinem von uns auf:
Und jetzt, bei der Abfahrt aus Palmeira: Wehmut.
Ja, wir hatten dort eine richtig gute Zeit!
Erstes Wohlgefühl: Die Einheimischen sind unglaublich freundlich. Und Jair Ramon Jair (ist auf Facebook) genannt DJ, der mit seinem rotbraunen Holzboot Denis in der Bucht Taxiboot und Müllentsorger bietet, kümmert sich um alles und jeden. Das in einer unaufdringlichen Art und Weise. Und er sandte uns nach unserer Abreise aus Palmeira über Facebook eine Freundschaftsanfrage, so nett!
Zweites Wohlgefühl: Schnell kommt man in Kontakt zu anderen Langfahrern. Palmeira ist klein und hat wenig Infrastruktur. So läuft man sich zwangsläufig über den Weg. Und nachdem DJ mit den Einheimischen einen Abend in der örtlichen Sportsbar mit Buffet und Musik organisiert und bei den Langfahrern fleißig Werbung dafür gemacht hatte, kannten sich noch mehr Segler untereinander.
Drittes Wohlgefühl: Man ist als Segler mit dabei und nicht aussen vor. Die Einheimischen gehen einfach ihren Tätigkeiten nach. Man kann dann dazu kommen oder einfach nur zuschauen. Z.B. wenn die Fischer anlanden und ihre Ware sortieren, scheibchenweise den gefangen Thunfisch verkaufen etc. Niemand wird bedrängt oder bemustert – wir sind einfach Teil des normalen Lebens. Typisch für Palmeira: In der Sportsbar waren an dem oben erwähnten Abend nicht nur Segler, sondern auch Einheimische. Schon bald begannen die zu tanzen und zogen etliche Segler mit.
Touristisch wurde Palmeira nur, wenn die Fahrzeuge der TUI und anderer Pauschalreise-Veranstalter ihre Touristenfracht im Ort abluden. Ganz krass war der Anblick der offenen Jeeps im Militärlook, in denen in Militärkleidung gewandete Touristen mit Helm und Tüchern vor dem Mund saßen. Die fuhren durch den Ort auf dem Weg zur Wüstensafari:
Man denkt als Zuschauer, man werde gerade Zeuge einer Filmszene. Was die Einheimischen darüber wohl denken? Die Touristenfracht wird durch den Ort geführt, fotografiert wild um sich, bestaunt das örtliche Leben – und wird dann wieder in die Autos geladen. Die Einwohner Palmeiras haben davon nichts. Allenfalls die Nordafrikaner, die während dieser Zeiten im Ort ihren Ramsch verkaufen wollen – und die bei den Einheimischen nicht beliebt sind.
Was all das mit den Inseln und ihren Bewohnern macht, kann man in Santa Maria auf Sal sehen.
Dort gibt es weißen Sandstrand, türkisblaues Meer und etliche Hotels. Während das Bier in Palmeira 1 Euro kostet, bezahlt man im Strandlokal in Santa Maria das fünffache. Aber wer profitiert davon? Die Hotels und Restaurants sind augenscheinlich in der Hand von Ausländern.
Vor Santa Maria gibt es einen botanischen Garten, dessen Produkte wohl die verschwenderische Blütenfülle vor den Hotels und am Flughafen liefern. Bewässerung für wasserliebende Pflanzen auf einer wüstenartigen Insel – sicher nichts, was hier Tradition hat. Die vielen Ausflugsangebote stammen offensichtlich von Zugewanderten, die so ihr Geld verdienen. Den Einheimischen bleiben Jobs im Service. Klar, besser als nichts. Aber das gemütliche freundliche Miteinander aus Palmeira erlebten wir bei unserem Kurzbesuch nicht. Vielleicht waren wir aber auch zu kurz da. Immerhin leben am Steg in Santa Maria die Fischverkäuferinnen, die Taucher mit ihren Gästen und die mit dem Dinghy anlandenden Ankerlieger miteinander.
Noch zum Einklarieren in Palmeira:
Wir hatten auf den Kanaren nicht ausklariert, weil wir den Weg gegenan von Puerto Rico Gran Canaria nach Las Palmas nicht mehr auf uns nehmen wollten. Das interessierte in Palmeira niemanden. Als wir am Sonntagnachmittag eintrafen, informierte uns DJ alsbald, einklarieren sei erst am Montagmorgen möglich. Es sei aber unproblematisch, wenn wir bereits am Sonntag eine erste Landerkundung machen wollten, was wir dann auch taten. Daran störte sich beim Einklarieren am Montag niemand. Nicht einmal die Visa in unseren Pässen wollte man im Office sehen. Fragen nach mitgebrachten Lebensmitteln etc gab es nicht. Und an Bord kommen für einen Check wollte auch niemand.
Einzig das Setzen der kapverdischen Flagge wird mit Argusaugen begutachtet. Am dritten Liegetag kam der örtliche Policeofficer mit seinem Boot zu uns rausgefahren, um den Standort der Flagge zu rügen, die nicht weit genug oben gesetzt sei. Alles freundlich – aber bestimmt.
Lebensmittel
haben wir bisher auf Sal nicht eingekauft. Wir hatten uns auf den Kanaren gut bevorratet und sind froh darum. Frischen Fisch gibt es am Anleger in Palmeira täglich. Kartoffeln und Zwiebeln sahen wir in einem der kleinen Märkte in großen Säcken. Obst und Gemüse wird teilweise von Frauen auf der Straße verkauft. Kleinere Mengen gibt es in der Kühlung in den Läden, die Qualität haben wir nicht getestet. Kakerlaken gibt es auch auf Sal und man muss sich keine Illusionen über die Lagermöglichkeiten in den kleinen Läden machen.
Wasser gibt es für 1 Cent pro Liter an der Zapfstelle:
Restaurants
gibt es neben der erwähnten Sportsbar einige wenige, deren Öffnungstage willkürlich schienen. Abendessen gibt es bereits früh und man schließt beizeiten. Uns schmeckte der frisch gegrillte Fisch in der Esplanade Rotterdam gut und wir hatten dort gute Wifi-Versorgung.
SIM-Karten
fürs lokale Mobilfunknetz verkauft Patricia in ihrem kleinen Schreibwarenladen, der auch alle möglichen Haarstylingprodukte hat. DJ brachte uns hin. Patricia ist hinreißend auf ihre Art und unbedingt einen Besuch wert. Sie legte uns beiden die Simcard ins Dualsim-Handy ein und schaltete sie frei. Alles funktionierte. Eine PrePaid Karte mit 5GB Datenvolumen – Gültigkeit 2 Monate – kostet 12,50 €uro. 1 GB gibts für 5 €uro.
Von unserem Mitsegler Tobias haben wir uns in Palmeira leider verabschiedet. Wir haben die Zeit mit ihm sehr genossen. Immer gut gelaunt, zu jeder Mithilfe bereit, zuverlässig – Danke Tobias!
Derzeit liegen wir vor Santa Maria in Sal mit Blick auf die touristische Strandlandschaft vor uns. Dieser Liegeplatz hat den Vorteil, dass wir frei ankern und in der Nacht im Dunkeln zur Insel Sao Nicolau starten können, unserem nächsten Ziel.
Schon jetzt ist uns klar: Wir hätten mehr Zeit mitbringen sollen für diese freundlichen Menschen hier.
Hallo ihr beiden,
ihr habt eigentlich alles gesagt, was es zu sagen gibt. Ich habe euch heute als „Tourist“ vom Strand aus noch (sehnsüchtig) gesehen…
DANKE für die tolle Zeit an Bord!
Fair winds and following seas….