Windgeladene feuchte Luftmasse

Invia liegt immer noch gut vertäut am Steg in der Blue Pearl Marina, Sint Maarten. Die blaue Perle bleibt uns bisher verborgen. Das Wasser der riesigen Lagune ist mehr braun als blau und hat einen wenig dezenten fauligen Geruch. Eigentlich wollten wir morgen ablegen. Aber es ist wie immer beim Segeln. Planen ist das eine, in der Realität kommt meistens etwas Ungeplantes dazwischen.

 

INVIAs Liegeplatz in der BluePearl Marina

Das Ungeplante formulieren die Meteorologen so: „Eine relativ feuchte Luftmasse, begleitet von einem ziemlich starken Passatwind, nähert sich den Kleinen Antillen in Küstennähe mit anhaltenden Windgeschwindigkeiten von bis zu 45 km/h und Böen von 75 km/h oder sogar 80/85 km /h. Von Freitag bis Dienstag wird sich der Wellengang von 2 bis 4 m verstärken.“ Bei Predict Wind sieht die Vorhersage zB für den Samstagabend derzeit so aus:

Screenshot Predictwind

Dieses Wettergebiet lassen wir dann doch lieber in der gut geschützten Simpson Bay Sint Maarten durchziehen als irgendwo auf See. Alternative gleich gut geschütze Ankerplätze können wir nicht mehr rechtzeitig erreichen, weil wir noch auf einen Sensor für die Tankanzeige warten. Also hängen wir hier voraussichtlich noch 1 Woche dran. Nett sind die beiden Iguanas, die eines Tages am Steg der Marina auftauchen.

Besucher am Steg

Sint Maarten ist ein Paradies für Segler, die Arbeiten am Schiff erledigen wollen. Es gibt alles, zollfrei, und es gibt gute Fachleute. Die Lagune ist die größte der Karibik und hat etliche – zumeist teure – Marinas, aber auch viel Platz zum Ankern. Aufpassen muss man zum einen wegen der teils geringen Tiefen, also brav den Einfahrtskanal nutzen. Achten muss man aber auch auf die zahlreichen Wracks, die der Hurrikan Irma 2017 in der Lagune hinterlassen hat, siehe mehr Fotos im letzten Blog Eintrag.

Da reicht es nicht, seinen Ankerplatz in der Lagune mit „beim großen Wrack an der Brücke“ zu beschreiben, wie das ein Segler im morgendlichen Cruisersnet auf VHF 10 (ab 7.30 Uhr) versuchte. Das Wrack muss dann doch genauer beschrieben werden.

Überhaupt Brücke: Sint Maarten hat 2 Zugbrücken. Die Zufahrt für Segler vom offenen Meer in die Lagune führt unter einer der beiden durch. Als wir sie passieren, fährt vor uns eine Megayacht hindurch. Knapp ist das, denn die Durchfahrt ist eng und Strömung hat schon so manchem Captain Angstschweiß auf die Stirn getrieben.

Zugbrücke Simpson Bay
Brückenwärter

Im Nachhinein lesen wir, dass in der Woche um unsere Ankunft 3 Megayachten die Brücke gerammt haben. Eine hat dabei sogar das Häuschen des Brückenwärters abgerissen, offenbar an unserem Ankunftstag. Zum Glück konnte er rechtzeitig flüchten. Und sitzt nun ohne Häuschen und ohne Stuhl zu den Öffnungszeiten der Brücke auf seinem Platz.

Als wir das Ende der Brückendurchfahrt erreichen, sehen wir zahlreiche Kameralinsen auf uns gerichtet. Sensationsgierige warten auf der Terrasse des Yacht Clubs auf den nächsten Brückencrash. Und deshalb gibt es natürlich auf Youtube auch ein Video von der Zerstörung des Brückenhäuschens:

Touristisch begeistert uns Sint Maarten nicht. Auch wenn es auf den folgenden Fotos anders aussehen wird, da wir ausgewählte Objekte abgeknipst haben : Uns fehlt der Charme. Der Hauptort Philipsburg besteht aus Einkaufsmeile und wenig charmanter Strandpromenade. Alles bereit für den Ansturm der Kreuzfahrttouristen vom riesigen Terminal. An dem lagen bei unserer Vorbeifahrt gleichzeitig 5 Kreuzfahrtschiffe.

Auf dem Weg von Simpson Bay nach Philipsburg

Strandpromenade Front Street
Strandpromenade

Philipsburg
Einkaufsmeile Front Street Philipsburg
Kirche Philipsburg
Schule Philipsburg
Einer der zahlreichen Uhrenläden
Nette Shopping-Seitenstraße
Hinterhofidyll in Philipsburg

Die Lagune Simpson Bay ist dagegen das Ausgehviertel mit einer Vielzahl an Bars und Restaurants.

Eiscafe Carousel
Karussell im Eiscafe Carousel, in Einzelteilen aus Italien hergeschifft

Der Simpson Bay Beach am Rande der Lagune ist durchaus nett. Die zwischen Strand und Flughafen verlaufende Simpson Bay Road wird geprägt durch einen Mix aus älterer einfacher Bebauung und neuerer exklusiver Bebauung zum Strand hin.

Simpson Bay Beach
Bar Karakter Simpson Bay Beach
Ältere und neue Bebauung

Wohnen im Container, aber mit strikter Besuchsregelung
Katholische Kirche Simpson Bay Road
Friedhof Simpson Bay

Sint Maarten oder Saint Martin ist die kleinste bewohnte Insel, die 2 Staaten gehört. Sogar 2 verschiedene Autokennzeichen gibt es, wobei das holländische deutlich mehr Lebensfreude wider spiegelt.

Kennzeichen Sint Maarten
Kennzeichen Saint Martin

Marina und Flughafen liegen im holländischen Teil. Da die Insel klein ist, gilt es den Raum zu nutzen. Und so wohnt man direkt neben dem eingezäunten Rollfeld und liegt der berühmte Maho Beach nur durch eine Straße getrennt am Rollfeld. Sensationshungrige warten auf das Eintreffen der großen Überseeflieger, die auch schon mal das Strandleben durcheinander wirbeln beim Überflug. Gut dass man mit Warntafeln am Flughafengelände auf das Kommende eingestimmt wird ?.

Wohnen am Rollfeld
Warten auf den Flieger
Landeanflug
Warnschild am Flughafen Sint Maarten

Westlich des Maho Beach liegen die Mullet Bay mit Golfplatz und die Cupecoy Bay mit exklusiv aussehender neuer Bebauung. Vom Hurrikan zerstörte Gebäude sieht man direkt neben schicken Neubauten.

Mullet und Cupecoy Bay
Cupecoy neu
Cupecoy alt

Überhaupt stehen zwischen diesen Buchten und Sandy Ground an der Nordwestküste sehr schicke und sehr abgeriegelte Nobelbauten. Ganz anders Sandy Ground. Hier sehen wir noch Überreste der Demonstrationen auf der französischen Seite von Saint Martin in der Vorweihnachtszeit. Die Regierung hatte in einem Plan Zonen festgelegt, in denen der Wiederaufbau nach Hurrikan Irma untersagt sein sollte. Angeblich sollte es Ausnahmegenehmigungen für die von Reichen bewohnten Gebiete geben. Deren Bauten können natürlich auch mit den zur Verfügung stehenden Finanzen viel stabiler gebaut werden als die Häuser in den einfachen Wohngegenden wie Sandy Ground. Die Klassengesellschaft sorgte für Unruhen, bei denen die Bevölkerung Straßensperren errichtete und Autos abfackelte.

Straßenblockade Sandy Ground

Autowrack Sandy Ground
Busblockade

Der Hauptort im französischen Teil heißt Marigot. Auch er war von den Demonstrationen betroffen, doch sehen wir davon nichts mehr. Der Ort wirkt auf uns netter als Philipsburg, ist aber auch kleiner. Von anderen Cruisern hören wir, es gäbe in Marigot eine Reihe von Leuten mit Drogenproblemen.

Marigot
Marigot mit Shopping Mall und Fort
In der Shoppingmall

Ob tatsächlich der französische Teil weniger entwickelt und ärmer ist als der holländische, wie man oft liest, können wir nicht beurteilen. Beide Gebiete haben entwickelte noble Wohngegenden und Tourismus. Allerdings hat der holländische Teil mit dem Kreuzfahrtterminal, der Simpson Bay mit den zahlreichen Marinas und dem Flughafen eine deutlich breitere wirtschaftliche Basis.

 

 

 

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