Vertrieben aus dem Paradies

Aus und vorbei ist es mit unserer Hausnummer 93. Wir müssen gehen. Aber nicht nur wir, sondern alle, die schon länger in der Maho & Francis Bay liegen.

Grund ist eine Regelung, wonach man sich max. 30 Tage im Nationalpark St John aufhalten darf. Und sogar nur max.  7 Tage in derselben Bucht. Damit will der Nationalpark sicherstellen, dass allen Seglern diese Schönheiten offen stehen. Niemand soll sich dauerhaft einnisten und die Bojen blockieren.

 

Als immer mehr Segler in die US VIs einliefen, weil alle anderen Inseln in der Karibik ihre Grenzen schlossen und/oder Segler sogar aktiv vertrieben, hat die Regierung der US Virgin Islands diese Regelung außer Kraft gesetzt. Damit Segler nicht gezwungen sind, krampfhaft „ihre“ Boje zu verteidigen, wurde ein Reservationssystem eingeführt. Wir entschieden uns für die besagte Boje Nummer „93“.


Einschub

Ich liebe Amerika!

An dieser Stelle muss ich einfach mal eine Lanze für die USA brechen. Ich gehöre seit langem eher zu den Kritikern der (Noch-) Weltmacht. Aus vielerlei Gründen.

Ich muss etliches davon revidieren.

Die USA sind die EINZIGEN, die uns nicht nur Schutz und Aufnahme gewährten – sondern uns auch voll integrieren.

Alle anderen Inseln lassen uns nicht einreisen. Selbst Martinique verweigert uns wegen der fehlenden EU Flagge die Einreise. Und nicht wenige wie z.B. die benachbarten British Virgin Islands haben selbst einklarierte Segler vertrieben. Auf die einfache Weise, indem man z.B. die auf 1 Monat befristete Aufenthaltserlaubnis nicht verlängert. Oder, bei anderen mit längerer Aufenthaltserlaubnis, indem man drakonische und sinnlose Schikanen eingeführt hat.

Hinzu kommt bspw. in den BVIs ein unglaublich hochnäsig-arroganter Umgang, siehe meinen diesbezüglichen BLOG.

Bis der nächste Hurrikan wieder für Verwüstung sorgt und man sich dann hilferufend auch an die Segler wendet. Doch bitte zu spenden, zu helfen & wieder zu kommen damit die Wirtschaft auf die Beine kommt. So war es erst 2017 nach dem Hurricane Irma. Viele Segler haben geholfen. Das alles scheint längst vergessen.

Ich wünsche den Menschen auf den BVIs von Herzen, dass sie von einer solchen Katastrophe lange verschont bleiben. Aber falls doch, würde ich keinen Cent spenden. Nirgends in der Karibik wurde ich von den offiziellen Stellen so herablassend, ja feindlich, behandelt wie in den BVIs. Das werde ich nicht vergessen.

Wie viel anders geht man in den USA mit uns um. Soviel Unterstützung, so eine freundliche Aufnahme habe ich, der ich jahrelang „der Ausländer“ war, noch nirgendwo erfahren. Wir haben ein gültiges Visum, sind also legal im Land, bezahlen unsere Gebühren & beachten die Gesetze. Damit gehören wir ganz einfach dazu. Fertig, Aus. Keine Vorbehalte, kein Hintenrum Tuscheln, kein Ausgrenzen. Ja – ich liebe die Amerikaner, trotz des Trumpeltiers im Weissen Haus!


Zurück zu unserem Paradies:

Schnell waren alle Bojen belegt. Später wurde dann die Bojengebühr von 26 USD/Nacht wieder eingeführt. Was zu einem geringen Wechsel führte, weil einige diese Gebühr nicht an ihr Gastgeberland bezahlen wollten. Nicht unser Fall – wir fühlten uns wohl und empfanden es als legitim, dem Gastgeberland einen kleinen Obulus zu gönnen.

Zum 10.5. aber ist die Ausnahmegenehmigung ausgelaufen. Sie wurde noch auf den 15.5. verlängert – dann ist Schluss.

Sehr schade, wir verlieren quasi ein Stück Heimat. Und nehmen wieder mal Abschied von neuen, liebgewonnenen Freunden. Vor wirkliche Probleme stellt uns der Rauswurf aber nicht. Es gibt zahlreiche Ankerbuchten, die inzwischen wieder leerer geworden sind, weil viele Segler Richtung US-Ostküste unterwegs sind.

Und so segeln wir auf die Nachbarinsel St Thomas, die über keinen Nationalparkschutz verfügt. Wir werfen erstmal in der Magens Bay unseren Anker. Irgendwie werden wir es hier auch aushalten können:

Unser neuer Zufluchtsort, die Magens Bay auf St. Thomas. Wir waren im März schonmal hier – als einziges Segelschiff. Heute liegen 24 weitere und 3 Megayachten in der Bucht – aber alle weit genug weg. Die Bucht ist groß und INVIAs Tiefgang ist mit 90cm niedrig – das eröffnet Möglichkeiten.

Und weil die US Virgin Islands noch zur Karibik gehören, wo die linke Hand nicht weiß was die rechte macht, gehen wir vielleicht in ein paar Tagen zurück in die Maho / Francis Bay.

Natürlich gibts hin und wieder auch ein technisches Problem zu lösen. Unser Vorstag bzw. der Furler macht auf Amwindkursen seit kurzem ein schlagendes Geräusch. Selten, aber wenn, dann kräftig. Das gefällt mir überhaupt nicht! Als ich von dem Problem in der Outremer Owners Gruppe auf Facebook berichte, schaltet sich sofort der AfterSales Service von Outremer ein und gibt mir einige Tipps. Einfach grandios, dieser Service! Selbst nach 3 Jahren bei längst abgelaufener Garantiezeit nimmt man die Sorgen seiner Kunden ernst.

Unser (ehemaliger) Nachbar von der Toes in the water hat denselben Furler. Ich sehe mir an, wie seiner verbaut  ist und aussieht: Genau wie der von INVIA. Unser Schweizer Freund Michael – selbst Besitzer einer Outremer 45 – setzt sich gleich an den PC und mailt mir die passende Installationsanleitung für den Furler.

Allen Hilfestellungen zum trotz finde ich die Ursache nicht. Das gefällt mir nicht. Nächste Woche muss ich versuchen, einen guten Rigger aufzutreiben.

2 Antworten auf „Vertrieben aus dem Paradies“

  1. Liebe Dorothee
    Lieber Stefan

    Da möchte ich mich eurer Meinung über die Hilfsbereitschaft und Freundlichkeit der Amerikaner anschliessen. Als wir letzten Herbst in Bonaire waren, lagen da um die 90% nur amerikansche Schiffe. Trotzdem haben wir uns sehr wohl gefühlt. Sie organisierten eine tägliche Funkrunde, jeden Sonntag gab es ein Potlog in einem geschlossenen Restaurant, welches wir dafür nutzen durften, organisierten gemeinsame Tauchgegänge, Strandreinigungen, Wassergymnastik, am Mittwoch Happyour HotDog, am Donnerstag Happy-our für feine Drinks, u.s.w. Wir fühlten uns wie in einer grossen Familie unter all den Seglern.
    In der Bucht, in der ihr nun liegt, ankern viele von diesen Seglern aus Bonaire. SY-MaiThai, SY-think good things (das Schiff, das sich aufs Riff setzte), SY-Aria mit dem grossen Hund Moses und viele andere.
    Wenn ihr sie treffen solltet, dann lasst sie von uns herzlich grüssen
    Pia & Köbi mit Lupina

    1. Hallo das ist ja lustig! Die Aria von Bryan lag etwa 2 Monate in der Maho. Moses war der Star der Bucht.
      Irgendwie kamen wir aber nicht so recht in Kontakt, rund um die Aria war immer etwas los.

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