Noch immer haben wir unsere polnische Registrierung für INVIA nicht (die polnische Flagge hingegen liegt bereit, sie hat die capitania ja genäht). Noch immer also dürfen wir nicht nach Martinique. Noch ist das alles andere als problematisch, denn uns gefällt es wirklich gut hier. Die Lage ist sichtlich entspannt, die Temperaturen noch sehr angenehm und das Wasser glatt genug zum Schwimmen.
Freude zum 1.
Freude kommt auf, als Ralph & Wiebke aus Hamburg mit ihrer SY Flora in der Magens Bay ihren Anker hinter INVIA werfen. Eine schöne Hallberg-Rassy 43 mit Mittelcockpit. Dieses Schiff war mal in der engeren Wahl, bevor unsere Überlegungen sich dann auf einen Catamaran und dann weiter auf eine Outremer konzentrierten. Ralph & Wiebke verfolgen unseren BLOG schon fast seit Anfang. Und wir umgekehrt den ihren, seit sie das Mittelmeer – 1 Jahr nach uns – verlassen haben.
Hinzu kommt eine lustige Verbindung ganz anderer Art: In dem kleinen niederbayrischem Dorf, in dem ich aufwuchs, gibt es eine sehr engagierte, lebensfrohe & quirlige Kauffrau, die aus dem kleinen Kramerladen meiner Kindheit einen großen Markt gemacht hat. Vielmehr aber noch war sie lange Zeit Aufsichtsratsvorsitzende eines EDEKA Regionalverbands – und hatte in dieser Zeit öfters mit Ralph in Hamburg zu tun.
Liebe Angela, wir grüssen Dich hiermit recht herzlich!
Und freuen uns, Dich beim hoffentlich demnächst stattfindenden Besuch in meiner Heimat wieder persönlich zu treffen!!
Freude zum 2.
Zuerst kommen die frohen Nachrichten aus der Outremer-Owners-Gruppe auf Facebook – dort gibt es ein paar persönliche Verbindungen. Wenig später geht es wie ein Lauffeuer auch durch alle einschlägigen Cruiser-Foren:
Curacao öffnet seine Grenzen für Segler!
Yippiejeyh Yippiejey, denn Curacao liegt deutlich ausserhalb des Hurricanegürtels. Hatte vor Corona 3x tägliche Flüge nach Amsterdam (zzgl. diverse in die USA). Und selbst jetzt, während des Lockdown, zumindest 1x wöchentlich einen Flug von & nach Amsterdam. Curacao hat ferner eine Marina mit einer Haul-Out Möglichkeit, groß genug für die INVIA. So daß wir ein wenig rund um Curacao segeln und den Sommer über INVIA an Land stellen könnten. Nach einer 14 tägigen Quarantäne – die wir auf dem Schiff vor Anker liegend verbringen würden. So unsere Hoffnung, denn die Details werden grade zwischen der Regierung und Vertretern der Marina & des Yachtverbands diskutiert.
Enttäuschung
Was dann an Details verlangt wird – empfinden wir als blanken Hohn. Es ist schlichtweg hahnebüchener Unsinn. Wir sollen für 14 Tage in Quarantäne – gut so. Das ist überhaupt kein Problem, zumal wir und alle übrigen Segler auf dem jeweiligen Schiff ja ohnehin eine Art Dauer-Quarantäne praktizieren. Kein Ort ist sicherer und besser, um sich vor einer Infektion durch andere zu schützen als ein Segelschiff.
Aber die Quarantäne sollen wir nicht etwa auf unserer INVIA machen – sondern in einem von der Regierung geführten & kontrollierten „Hotel“. Einkaserniert mit unzähligen anderen, möglicherweise ansteckenden, Personen. INVIA soll während der Zeit (kostenpflichtig) in der Marina allein gelassen werden. Allein für die 14 Tage Quarantäne-Gefängnis müssten wir mehr als 4.000 USD bezahlen, geschätzt weitere 2.000 USD für INVIA. Und dazu vor allen Dingen die Ansteckungsgefahr. So etwas machen wir nie und nimmer!
Die Alternative zur Quarantäne ist auch nicht gerade geistreich:
Ankunft an einem Mittwoch morgen zwischen 06:00 und 12:00. Danach hat man Zeit sein Schiff zu organisieren, es der Marina für den Haul-Out zu übergeben und den abendlichen Fliueger nach Amsterdam zu besteigen.
Wer sich so etwas nur ausdenkt?
Egal von wo aus man startet – ob von den Virgin Islands oder Martinique oder oder: Es sind mind. 400 Seemeilen (750 km) nach Curacao. Kein Segelschiff ist in der Lage, über diese Strecke seine Ankunftszeit so genau einzuhalten. Wind & Welle sind nie so genau kalkulierbar. Und wer jemals ein Segelschiff für den Haul Out vorbereitet hat weiß, wie aufwendig das ist.
Reste von Salz und Schweiss oder Hautfett sind überall und ein idealer Nährboden für Schimmel. Daher ist vor einer Trockenlagerung in den Tropen eine gründliche Reinigung zwingend. Das lässt sich auch nicht unterwegs machen, denn ein paar Salzspuren irgendwo in den Kleidern oder Bezügen reichen aus: Das Salz zieht die Feuchtigkeit an und der Schimmel wuchert. X fach schon erlebt. Und überhaupt – wer bitte überlässt Wildfremden sein Schiff während einer so kritischen Aktion wie dem Haul-Out? Irgendwo falsch angesetzt und schon sind im besten Fall ein paar Instrumente defekt, im schlechtesten Fall die tragende Struktur beschädigt. Grade bei einer Outremer, die auf Leichtbauweise getrimmt ist und nur an ausgesuchten Stellen gehoben werden darf.
Freude die 3.
Noch während ich über Curacao´s Regierung den Kopf schüttle, kommt der Nachbar:
Aruba öffnet seine Grenzen!
14 Tage Quarantäne, aber vor Anker auf dem eigenen Schiff. Und Reisetage auf See werden angerechnet. Das macht Sinn!
Wehrmutstropfen: Nach der Quarantäne darf man nicht weiter mit dem Segelschiff herumreisen. Rein darf nur, wer einen Marinaplatz für die Zeit danach fest gebucht hat. Sprich: Man muss danach in ein Hotel oder eben in den Flieger. Wobei derzeit aber noch keine Flüge gehen, der Flughafen ist geschlossen. Ich melde mich dennoch mal an. Die Marina macht Druck und behauptet, nur noch wenige Stellplätze auf dem Trockendock zu haben. Und will Schiffe bevorzugen, die früh im Juni raus wollen. Das ist uns etwas zu früh. Zumal Aruba plant, ab Juli den Flughafen wieder zu öffnen und Touristen ins Land zu lassen. Solange keine Flüge gehen holen wir INVIA auch nicht aus dem Wasser. Und idealerweise wollen wir nicht vor Juli nach Europa, die Zeit dort wird noch lange genug.
Freude die 4.
Grenada öffnet seine Grenzen!
Auch hier 14 Tage Quarantäne (ohne Anrechnung der Reisetage auf See). Danach darf man sich offenbar frei im Land bewegen. Grenada hat mehrere Marinas mit der Infrastruktur zum Haul Out & Trockenlagerung. Wer einreisen will, muss sich einen Slot buchen. Es gibt einen Slot pro Woche, aber kein unrealistisch enges Zeitfenster sondern erstreckt über 72h. Pro Slot (und damit pro Woche) dürfen max. 50 Schiffe einreisen. Ich reserviere uns den Slot für den Zeitraum 17 – 19.6.
Qual der Wahl
Sowohl Grenada wie Aruba sind für uns eine Option.
Für Aruba spricht, dass die ABC Inseln niederländisch geprägt sind und ein recht stabiles politisches System haben. Die Gefahr, dass plötzlich aus heiterem Himmel die Grenzen geschlossen werden und wir möglicherweise 1 Jahr lang nicht zurück zum Schiff können, ist geringer. Ausserdem kennen wir die Inseln noch nicht. Köbi und Pia von der Schweizer SY Lupina haben den letzten Sommer auf den ABCs verbracht und planen, wieder dorthin zu gehen. Zudem wollen einige Outremer Eigner nach Aruba. Wäre schön, die dort wieder zusehen!
Gegen Aruba spricht die derzeit noch fehlende Möglichkeit, nach der Quarantäne noch etwas zu segeln und der latente Druck, möglich früh dorthin zu gehen. Darüber hinaus liegt Aruba sehr weit westlich – es wird dann im Herbst/Winter ein ordentlicher Kampf gegenan, zurück in die Virgin Islands zu kommen.
Für Grenada spricht die uns bekannte Infrastruktur und die gute seglerische Erreichbarkeit. Zwar ist es in etwa genau so weit wie nach Aruba, aber keine Offshore Passage sondern entlang des Inselgürtels. Insbesondere der Rückweg in die Virgin Islands im Herbst/Winter wäre deutlich angenehmer.: Weniger gegenan und hoffentlich dann wieder mit Möglichkeiten, auf anderen Inseln einen Stopp einzulegen. Auch in Grenada würden wir etliche Bekannte und Freunde wiedertreffen. Wie die Baradal, die Dragonfly & die Dorothy Rose. Die Taimada von Ute & HJ werden wir vermutlich nur kurz sehen, denn die haben sich bereits einen viel früheren Termin gesichert.
Gegen Grenada spricht vor allen Dingen, dass ich wenig Vertrauen in die lokale Regierung bzw. den Gouverneur habe. Dieser wirkt auf mich sehr polemisch & erratisch. Seiner Ansicht nach sind die Ausländer an allem Schuld. Ich würde ihm durchaus zutrauen, später die Grenzen oder vor allem die Marinas für längere Zeit zu schließen. Sodass niemand mehr sein Schiff zu Wasser lassen kann – während die Gebühren monatlich weiter laufen. Ich stehe mit dieser Ansicht nicht alleine dar. Hier in den USVI habe ich einige Amerikaner getroffen, die bereits in Grenada waren und aus genau dieser Angst Grenada Richtung USA verlassen haben. Etliche, die hier sind, wollen aus just diesem Grund nicht nach Grenada und suchen nach Alternativen bzw. wollen nach Aruba. Und auch in den Cruiserforen haben andere dieselbe Befürchtung.
Wir haben also tatsächlich die Qual der Wahl. Im Moment tendieren wir zu Grenada, aber bis zur Umsetzung lassen wir uns noch Zeit.
Liebe Invia Crew,
ganz lieben Dank für Euere Grüsse,eine Riesenüberraschung und Freude,schön auch Euer Kontakt mit meinen Hamburger Edekanern.Passt auf Euch gut auf,bleibt gesund,und ein frohes Wiedersehen in Massing.
Servus,Angela
Wieso nicht den „sauren Apfel“ beissen und ein Fahrt ins Mittelmeer, z.B. nach Port Camargue ins Auge fassen. Trans Ocean organisiert Rückkehr aus der Karibik, wahrscheinlich nicht so umfassend wie die Amis. Ich bin fünfmal aus der Karibik nach Europa gesegelt und ausser einer Ueberfahrt zu der ich schon im Februar aus Fort Lauderdale starten musste, erinnere ich mich gerne daran.
Ihr habt so einen tollen Kat ausgerüstet mit allem und mehr als des Seglers Herz begehrt. Und dann winkt ein Sommer im Mittelmeer und anschliessend eine Ueberquerung z.B. mit vorherigem Besuch von Westafrika nach der Karibik oder nach Südamerika. Ich weiss im Moment kann man noch nicht soweit planen; aber ihr habt die Möglichkeit mit eurem Kat der schon auf alles vorbereitet ist, kurzfristig zu entscheiden.
Audaces fortuna juvat!
Handbreit!
James
Hallo James bzw. Jacob,
Ich fühle mich sehr geehrt: Jemand mit Deiner enormen Erfahrung verfolgt noch immer den BLOG von uns Greenhörnern?!? Danke, es ist so schön von Dir zu lesen! Wir schicken herzliche Grüsse zu Dir in die Schweiz – oder bist Du wieder irgendwo auf dem Ozean unterwegs?
Ja, es hätte durchaus auch Charme mit INVIA ins Mittelmeer zurück. Und dann wieder retour: Wir haben viel zu wenig Zeit auf den traumhaften Kapverden verbracht, etliche Inseln dort ausgelassen. Auch der Senegal muss schön sein. Aber bis vor kurzem waren alle Häfen im Mittelmeer noch geschlossen, erst jetzt gibt es so langsam erste Öffnungen. Und auch die offenbar nur sehr zögerlich. Auch sonst passt das irgendwie nicht in unsere aktuelle Stimmung. Heute haben wir erfahren, dass Antigua für Segler aufmacht – angeblich gar ohne Quarantäne. Auch St Lucia soll sich wieder öffnen, Details kenne ich noch nicht. Und – wir haben hier in den US Virgin Islands so viele neue Freunde gefunden, die in letzter Minute umdisponiert haben und wie wir nicht an die US Ostküste gehen. Sondern in den Süden. Das machen wir auch und wollen dann entscheiden, wann wir INVIA aus dem Wasser holen um nach Europa zu fliegen.
Wir grüssen Dich ganz herzlich aus Charlotte Amalie, wo wir heute Proviant gebunkert haben. In entspannter, unkomplizierter Atmosphäre. Nur der obligatorische Mundschutz ist wirklich lästig.