Gewitter

Wie eine Gewitterwolke überschattet der brutale Krieg in der Ukraine unser tägliches Leben. Es ist beileibe nicht so, dass diese drohende Wolke an uns einfach vorbei zieht. Frühmorgens, meist so ab 06:00 Uhr oder etwas früher, ist meine 1. Aktion: Verfolgen der aktuellen Nachrichtenlage (als Segler leben wir idR. mit dem Sonnenlauf und gehen meist früher ins Bett – „Sailors midnight“ ist 21:00 Uhr. Entsprechend früher sind wir wach. Ich zumindest…..).

Bei mir heisst das: Handy in die Hand, Emails lesen, Aufrufen der DLF (Deutschlandfunk)-App und der Tagesschau. Danach gelegentlich RT (Russia Today), versuchen die neuste Propaganda zu erfassen. Nach dem Kaffee, wenn ich etwas wacher bin, die NZZ. Meiner persönlichen Ansicht nach die einzige noch verbliebene Tageszeitung im deutschsprachigen Raum mit Qualitätsjournalismus.

Der nachfolgende Absatz stammt aus dem BLOG unserer Segelfreunde von der VAIREA. Ich muss ihn einfach zitieren, denn er trifft haargenau meine Gefühle:

…. ich frage mich, kann ich überhaupt? Darf ich überhaupt Berichte über die schönen Begebenheiten an wundervollen Orten dieser Welt schreiben oder gar Bilder davon zeigen während dem dieser blutige Krieg tobt? Auf dem Weg zur Problemlösung dieses Dilemmas hat mir der folgende Satz einer Seglerkollegin sehr geholfen.
«Es ist diese Gleichzeitigkeit der Dinge, in der wir nun mal leben. Ich finde nur wichtig dabei, dass es nicht zur Gleichgültigkeit werden darf»!
Und so versuche ich mit ganz viel Empathie diese Balance zu finden zwischen dem ungetrübten Hier und dem verheerenden Dort.

In diesem Sinne blogge ich weiter, wenn auch mit gebremsten Enthusiasmus. Die aktuelle Nachrichtenlage im Hinterkopf. Die Großoffensive rund um Mariupol hat begonnen. Meine Gedanken sind bei den Menschen vor Ort. Zivilisten wie Soldaten.  Ukrainischen wie russischen. Ja, auch den russischen. Denn sie alle sind Söhne von Eltern, Ehemänner, Väter. Es sind Menschen. Warum dieser Krieg? Warum dieses Leid? Warum diese Zerstörung? Warum dieses Sterben, dieses Töten? Warum nur lassen sich die Massen so manipulieren, dass sie in diesen sinnlosen Krieg ziehen? Manipulieren von einem Machthaber, der selbst sein Leben nicht riskieren muss, der auch seine eigenen Kinder nicht los schickt?

Ich muss immer wieder an diesen Satz denken:

Stell Dir vor es ist Krieg.
Und keiner geht hin.

Und jetzt muss ich aufhören, weiter zu schreiben. Ich kann es nicht. Morgen ist ein neuer Tag, dann starte ich einen neuen Versuch.

2 Antworten auf „Gewitter“

  1. There is a meme about starting the day. First check news on Ukraine then get coffee. It permeates our existence because it is so terrible that there is so much death, destruction and violence which seems so pointless. And yet we have our own lives we are living where there is beauty and joy. It is sometimes hard to reconcile.
    We cannot be indifferent for sure.

  2. Lieber Stefan
    Manchmal sind auf „Warum‘s“ auch mit aller Kraft und Willen einfach keine Antworten zu finden. Weder extern noch in sich selbst. Vielleicht kann das akzeptieren, arrangieren in die Unabänderlichkeit der Situation oder das sich etwas abgrenzen ein Weg sein. Hier und dort, das Eine schliesst das Andere nicht aus, auch wenn diese Balance nicht einfach ist.

Kommentar verfassen

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.