Zurück in die Exumas

Es kommt mal wieder Westwind, der anschliessend auf Nord drehen und später eine Zeitlang aus Nord-Ost wehen soll. Zeit, uns langsam auf den Weg zurück Richtung Georgetown zu machen.

Denn Ende April kommen mit Herta & Rene nochmal Freunde zu Besuch. Sie fliegen nach Georgetown und gehen in Nassau wieder von Bord. Dort haben wir bereits einen Platz in der Marina reserviert. Dann wird es Zeit, dass INVIA sich aufmacht in Richtung Azoren. Und von dort zurück ins Mittelmeer. Später ist es zwar auf den Azoren schon wärmer, aber die Gefahr früher Hurrikanes in dem Gebiet steigt rapide. Und viel früher macht auch nicht Sinn, denn dann kann es noch ordentliche Nordstürme geben.

Egg & Royal Island

Von Spanish Wells gehen wir erstmal an die südwestliche Ecke von Royal Island, wo wir gut geschützt liegen können.

Unser Ankerplatz an der SüdWest-Ecke von Royal Island
Hier nochmal aus einer anderen Perspektive. Unten rechts im Bild: Egg Island
Egg Island mit Lagune
Auf Egg Island finden sich einige verlassene Ferienhäuser, viele dem Verfall preisgegeben.

Von dort zurück an die Südküste von Eluthera. Was bedeutet dass wir wieder durch den Current Cut gehen müssen.

Die Cuts und der Tidenstrom

Der Tidenstrom setzt im Current Cut besonders heftig. Bis zu 7 – 8kn wenn die Tangente bei der Tidenkurve am steilsten ist.

Wir timen unsere Abfahrt so, dass wir zur Slack tide ankommen. „Slack tide“ nennt man es, wenn die Tidenkurve am Kipp-Punkt steht. Also den Punkt des höchsten (= Hochpunkt der Flut) oder niedrigsten (= Tiefpunkt der Ebbe) Wasserstandes. Dann ist die Kurve flach, man hat eine längere Zeitspanne in der kaum Tidenstrom herscht. Je nach Mondphase sowie geographischen Gegebenheiten ist das etwa zwischen 20min und 1h vor und nach dem Kippunkt, mithin also ein Zeitfenster von 40min – 2h.

In der nautischen Ausbildung habe ich gelernt, die Tide anhand von Tabellen und Korekturfaktoren sowie der herschenden Mondphase zu berechnen. Macht in der Praxis kein Mensch – es gibt jede Menge Apps fürs Handy. Auch der Chartplotter liefert auf Knopfdruck die Tidenkurve von ausgesuchten Referenzpunkten.

Wir planen so, dass wir zur Zeit des tiefsten Wasserstands am Cut ankommen. Nicht davor, besser kurz danach, denn bei wieder steigender Tide (= einsetzender Flut) setzt der Strom von West nach Ost und schiebt uns damit durch. Durch den heute herschenden Westwind haben wir gleichzeitig den Wind von hinten. Die Cuts sind in den Bahamas nämlich durchaus tückisch: Wenn kräftiger Wind auf einen kräftigen Tidenstrom in entgegen gesetzter Richtung trifft. baut sich eine steile Welle auf. Damit ist nicht zu spassen, sie kann schnell gefährlich werden.

Klappt aber alles wie am Schnürchen, wir gehen mit laufenden Motoren und gesetztem Vorsegel butterweich hindurch.

Weitere Stopps auf dem Weg

Wir segeln im 1. Reff hart am Wind weiter. An der Twin Sister Anchorage ist es uns zu lärming, wir ankern nahe der Glass window bridge bei Goulding Cay:

Unser Ankerplatz bei Goulding Cay
Anflug auf die glass window bridge. Sehr gut erkennbar: Rechts der rauhe, tiefe Atlantik. Nur wenige hundert Meter entfernt liegt die Meerstiefe bereits bei 1.000m und fällt rasch auf über 4.900m. Kein Berg an Land ist so steil! Links die geschützte Flachzone von Eleuthera, weitläufig mit Wassertiefen um die 2-9m
Die glass window Bridge, diesmal mit der Drohne. Wir sind vor einigen Wochen bereits mit dem Mietwagen hier drüber gefahren.

Weiter nach Governor´s Harbour, jetzt in die Hauptbucht. Fröhliches Wiedersehen mit Ute und Hajot von der TAIMADA.

Dieses Drohnenbild stammt von unserem ersten Besuch. So leer war es dieses Mal nicht mehr. Der Anker hält so halbwegs – stärkere Winde möchte ich hier nicht abwettern.

Auch die La Vagabonde, eine Outremer 45, liegt dort. Elayna und Riley betreiben seit Jahren den wohl am häufigsten angeklickten Segel-Kanal auf YouTube. Tags darauf gehen wir zurück in die Alabaster Bay. Auch die La Vagbonde geht am nächsten Tag dorthin und wir können die zwei kleinen Söhne Lenny & Darwin an Bord der INVIA begrüssen, als Riley zu einem kurzen Besuch vorbei kommt. Zwei aufgeweckte, süße und wohlerzogene Knirpse, hat Spaß gemacht mit ihnen!

Weiter geht’s, zum South Palmetto Point für einen kurzen Stopp. Die capitania läuft zum Farmers Markt um frisches Obst, Gemüse & Salat einzukaufen. Der Wind bläst mit 20kn aus Südost – der Platz ist zu unruhig, um über Nacht zu bleiben. Wir gehen 2.5 nm weiter in die Ten Bay wo wir sehr geschützt liegen.

Bereits in der Alabaster Bay fielen uns diese merkwürdigen Schläuche auf. Schlangenförmig, wie eine dünne Haut, an einem Ende im Sand befestigt, während der Rest frei im Wasser schwebte. Eine klare Struktur war nicht zu erkennen.

Weiss jemand was das ist?

Nächster Stopp: Rock Sound Harbour. Der nach wie vor kräftige Wind soll drehen – wir planen in dieser geschützten Bucht etwa 2 Tage zu bleiben bis das Windfenster günstiger wird um zurück in die Exumas zu segeln.

Es ist Ostern und in Rock Sound Harbour findet das „Home Coming Festival“ statt. Bahamians, die auf andere Inseln oder ins Ausland verzogen sind, kommen zu Ostern zurück und man feiert gemeinsam das Wiedersehen. Wir haben u.a. ein Wiedersehen mit der Lifepart II, die mit uns in der Bight of Acklins eine Starkwindzone abwetterte.

Die Kolibris waren meist zu flink als dass wir sie mit unserer Handy-Kamera erwischen konnten. Der hier tat uns den Gefallen und verharrte lange genug.
Ein letzter Sundowner und Abendessen im Frigates Restaurant, bevor wir uns am nächsten Morgen wieder aufmachen. Das Klima hier im RockSound ist etwas eigenartig: Das Bier verdunstet schneller, als ich die Kamera zücken kann.

Nächster Stopp nach einer etwas ruppigen Überfahrt:

O´Briens Cay in den Exumas. Das Aquarium – eine sehr fisch- und korallenreiche Ecke, abschnorcheln. Hier ein Video vom letzten Jahr, immer noch aktuell:

Mit dem Dinghy nach Cambridge Cay und den Honeymoon Trail erlaufen. Kennen wir alles vom letzten Jahr, ist aber immer wieder schön.

Wie vorhergesagt hat es am nächsten Tag fast keinen Wind. Wir motoren durch die Exumas nach Staniel Cay.

Die Thunderball-Grotte war voll wie nie zuvor:

Zum Vergleich das Video vom letzten Jahr:

Als wir uns im Staniel Cay Yacht Club einen Drink genehmigen, kommt eines der zahlreichen Sportfischerboote von seinem Jagdausflug zurück. Der Fang – u.a. ein großer Nassau Grouper – wird ausgenommen und die Reste werden an die bereits wartenden Haie verfüttert. Bejubelt von den zahlreichenden anwesenden Touristen. Haie stehen in den Bahamas stehen unter strengem Naturschutz. Es sind faszinierende, majestätische Tiere – aber dieses Schauspiel finde ich widerlich. Trotzdem habe ich es mir angeschaut und gefilmt:

Zurück in Georgetown

Inzwischen sind wir zurück in Georgetown. Sind von Staniel Cay in einem Rutsch durch gesegelt, da ein kräftiger Ostwind kommen soll. Der auf dem Kurs unangenehme Welle von der Seite mit sich bringt, was wir vermeiden wollten.

Der Kat hinter uns kann die Karte nicht lesen – er ankert genau im Channel den das Mailboot benutzt.
Auch der starke Scheinwerfer eines anderen Mailboots, das nachts einläuft, stört ihn nicht.
Blick vom Monument aufs Ankerfeld

Wir feiern ein freudiges Wiedersehen mit der Queen of Hearts von Clark & Marylin. Die beiden waren 2020 in St John, USVI, unsere Nachbarn während des monatelangen Covid Lockdowns. Gross ist die Wiedersehensfreude auf beiden Seiten. Clark hat immer einen Riecher wo und wie er die besten Fische fängt und natürlich hat er auf dem Weg hierher wieder etwas an Land gezogen. Einen dicken Mahi Mahi, zu Deutsch auch Goldmakrele genannte. Das ist ein Tiefwasserfisch und damit unbedenklich.

Ciguatera

Riff-Fische wie Snapper, Grouper, Spanische Makrele usw. esse ich nicht mehr, bringe im seichteren Wasser daher auch keine Angel mehr aus. Obwohl sie sehr lecker schmecken – der Mutton Snapper und die spanischen Makrelen, die mir letztes Jahr an den Haken gingen, waren wirklich mega-lecker! Aber Vergiftungen durch Ciguatera kommen auch hier in den Bahamas vor.

Verantwortlich sind Ciguatoxin und Maitotoxin, die zu den stärksten bekannten Giftstoffen zählen. Sie verhindern die Weiterleitung der elektrischen Signale im Nervensystem, sind also Nervengifte. Die Giftstoffe entstammen bestimmten Geißeltierchen auf Algen und Seetang von Korallenriffen. Da sie in der Nahrungskette angereichert werden, sind besonders Raubfische wie Barrakudas, Zackenbarsche und Muränen belastet, aber auch Papageifische und Pflanzenfresser. Und eben alle oben genannten Fische im Riffbereich, die mit in der Nahrungskette stehen.

Das Fiese ist: Die Giftstoffe schaden den Fischen nicht – man merkt also nicht ob sie betroffen sind. Eine praktikable Methode, um das Vorhandensein im Fisch fest zustellen, gibt es nicht. Die Gifte sind hitzebeständig, können also beim Kochen nicht zerstört werden. Sie reichern sich im menschlichen Körper an. Meist merkt man das nicht einmal – bis eine kritische Grenze des Gifts erreicht ist. Und schon eine kleine Portion belastetes Fischfleisch kann dann ausreichen, um gravierende Beschwerden bis hin zum Tod durch Ersticken oder Herzversagen hervorzurufen. Weil der menschliche Körper die Gifte nicht abbauen kann, können die Beschwerden über Monate andauern. Ein Heilmethode ist bis dato nicht bekannt.

All das lässt mich inzwischen Abstand nehmen von gewissen Fischarten. Inzwischen konnte ich auch die capitania davon überzeugen selbst im Restaurant keinen Grouper, Snapper etc. mehr zu ordern.

Fische die im tiefen Wasser leben, wie eben Mahi Mahi, Thunfisch usw. sind hingegen nicht betroffen. Und deshalb geniessen wir den Fang von Clark, lecker von ihm auf seinem Grill zubereitet, mit großem Appetit.

Bildergalerie

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