Einmal Schnelldurchlauf

Skipper und Rudergänger

In die zwei Besuchswochen unseres Sohnes Henrik wollen wir möglichst viel Karibik packen. Er liebt das Segeln und so planen wir Besuche auf mehreren Inseln ein. Dumm nur, dass in seiner ersten Urlaubswoche die Himmelsschleusen so oft aufgehen. Und die Schauer bringen böigen Wind. Eigentlich ist jetzt Trockenzeit. Tatsächlich aber schüttet es uns täglich mehrfach ab. Einheimische meinen, das Wetter ändere sich zunehmend gegenüber früher.

Die zweite Urlaubswoche bringt kräftigen Wind, der die Schauerwolken in Zaum hält. Dafür wird nun das Segeln salziger. Skipper und Rudergänger trotzen tapfer den Salzduschen auf den Wegen nach Antigua und zurück. Den Besuch der Insel Montserrat müssen wir leider auslassen. Keiner hat Lust, so sehr gegen Wind und Wellen zu fighten.

Kurze Pause für den Rudergänger

 

Von Dominica führt uns die Rundtour über die Iles des Saintes im Süden von Guadeloupe. Am Ankerplatz vor Bourg des Saintes treffen wir Florence und Frederic von Flo-Fred en Bateaux wieder und tauschen uns ausgiebig aus. Sie haben eine Freundin, die dort als Köchein arbeitet. Ihr Restauranttipp “ Au bon vivre“ ist ein Volltreffer, wir schwelgen in französischer Küche.

Iles des Saintes, Bourg des Saintes
Iles des Saintes
Iles des Saintes
Unsere Ankerbucht auf Terre-de-Haut (Iles de Saintes)

An Guadeloupe gehen wir zunächst vorbei  bis nach Deshaies an der Nordwestküste Guadeloupes für einen verregneten Nachtstop. Diese Bucht ist die einzig geschützte größere Bucht im Nordwesten  Guadeloupes und entsprechend mit Ankerliegern gefüllt. Sie ist aber auch ein Windloch. Beim Ankern auf dem Rückweg von Antigua werden wir dort sehr verblasen. Überhaupt ist das Segeln an der Leeküste der Inseln bei Passatwinden zwischen 20-30kn nicht ganz entspannt. Fallwinde und Winddrehungen sind an der Tagesordnung. Man sieht sie auf dem Wasser kommen. Motoren bei Leichtwind und Reffen bei entsprechend starkem Wind kann innerhalb weniger Seemeilen stattfinden.

Unsere Ankerbucht in Deshaies (NordWestspitze Guadeloupe)

Bei zwischen 20kn und 30kn böigem Wind mit Schauern und ordentlich Welle segeln wir am nächsten Tag weiter nach Antigua. Im geschichtsträchtigen English Harbour finden wir eine wunderschöne Ankerbucht.

Ankern vor English Harbour Antigua

Allerdings gut gefüllt. Und wie wir nachts feststellen, sind Warnhinweise vor drehenden Winden berechtigt. Wir schrecken nachts von einem Geräusch auf, das nur Gelcoat auf Gelcoat sein konnte. Der Nachbarankerlieger, der erst später gekommen war, hatte sich zusätzlich mit einem Heckanker festgelegt. Anders als wir und die anderen Ankerlieger schwojte er daher nicht im drehenden Wind, sondern lag fest. Der drehende Wind hatte unser Heck an seinen Steuerbordbug getrieben. Sehr ungut, wenn ein Ankerlieger sich am dicht bepackten Ankerplatz anders als die anderen festlegt. Für uns hieß es nachts im Regen etwas Ankerkette einholen, um erneuten Kontakt zu vermeiden. Nur wenig später das nächste Problem. Der Wind schlief ein und die hinter uns liegende Yacht, bei der offenbar sehr viel Kette gesteckt worden war, trieb nach vorn. Der Skipper reagierte rechtzeitig, fuhr etwas vor und rettete unsere Solarpanels vor dem Aufspießen durch den Bugspriet dieser Yacht. Nochmals etwas Kette einholen, um erneute Kontakte mit den Nachbarn zu vermeiden. Den Rest der Nacht wachte der arme Skipper, es blieb aber alles ruhig.

Gelohnt hat sich der Aufenthalt im English Harbour dennoch. Der Hafen diente früher den Briten als Karibikstützpunkt. Ihre Unterwasserschiffe wurden in der gut geschützten Bucht in Nelson’s Dockyard gereinigt. Heute sind die Gebäude restauriert und gehören zum Unesco Welterbe.

Nelson’s Dockyard English Harbour Antigua
Nelson’s Dockyard Antigua

Vor dem Dockyard sehen wir  ein gerade erst eingetroffenes Ruderboot der Talisker Whisky Atlantic Challenge. Die Teilnehmer rudern von Gomera aus rund 3000 sm über den Atlantik bis Antigua. Tag und Nacht verbringen sie rudernd. Schlafen und Essen gibt es in eingestreuten Pausen. Unvorstellbar für uns, in Wind, hohen Atlantikwellen, Salz, Regen und vor allem auch segender Sonne Tag und Nacht in einem kleinen Boot, den Gewalten auf dem Atlantik voll ausgesetzt.

Ruderboot Talisker Whisky Atlantic Challenge English Harbour
Ankunft Talisker Whisky Atlantic Challenge English Harbour
Ruderboot Talisker Whisky Atlantic Challenge English Harbour

Wir genießen die Abendstimmung in Falmouth Harbour, der fußläufig vom English Harbour erreichbar ist. Hier gibt es etliches an Marineinfrastruktur. Zum Schwimmen lädt allerdings die Bucht am English Harbour mehr ein.

Ankern bei English Harbour Antigua
Falmouth Harbour Antigua

Den nächsten Tag verbringen wir an der Südwestküste Antiguas in der Carlisle Bay. Landschaftlich wunderschön und herrlich zum Schwimmen. Allerdings ist die Bucht wie so viele andere auf Antigua mit einem Luxushotel bebaut. Nach einem guten aber exorbitant teuren Drink in der Hotelbar fahren wir lieber zum Essen zurück in unser schwimmendes Heim, als das Hotelrestaurant zu testen.

Carlisle Bay Antigua
Carlisle Bay, Blick auf unseren Ankerplatz

Der Rückweg von Antigua gegen Wind und Welle ist harzig. Wir sehen die Segelyacht A,  die größte Segelyacht der Welt. Sie sahen wir zuletzt an unserem Winterliegeplatz Varazze in 2017. Die von Philippe Starck designte Yacht gehört einem russischen Milliardär. Uns gefällt das sehr reduzierte Design.

Die Segelyacht A
Die Segelyacht A

Von Deshaies im Nordwesten Guadeloupes aus erkunden wir den dortigen botanischen Garten. Der Garten in San Lucia war zwar besser, aber der von Guadeloupe ist durchaus auch sehenswert.

Botanischer Garten Guadeloupe
Botanischer Garten
Freier Papagei – allerdings nicht frei fotografiert sondern im botan. Garten Guadeloupe
Ficus
Henrik in Action im botanischen Garten
Schön – aber künstlich. Im botanischen Garten von Guadeloupe
Blütenpracht im botan. Garten Guadeloupe

Invia trotzt den Gewalten tapfer und wir landen heil wieder einmal an unserer altbekannten Boje von Seacat bei Roseau vor Dominica. Inzwischen ist das unser 4. Mal dort und wie Heimkommen. Wir erfahren, dass ein anderer Segler „unsere“ Boje, die wir von unterwegs über whatsapp reserviert hatten, räumen und sich an eine andere verlegen musste. Wir fühlen uns gut betreut hier. Und hoffen, dem Segler, der nördlich von Guadeloupe bei den nicht einfachen Segelbedingungen einen Mayday abgesetzt hatte, aber keine Position durchgeben konnte, wurde geholfen. Wir waren in der Zeit schon deutlich weiter südlich auf dem Weg nach Dominica und konnten leider nicht helfen.

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