Die Überfahrt von unserem letzten Ankerplatz in Martinique, der
Bucht von Saint-Pierre, zur Südwestküste von Dominica war mit etwas über 20 sm zwar nicht weit. 2,50 m hohe Welle von der Seite bei Wind von 25 bis 30 Knoten sorgten aber nicht für Wohlbefinden. Der captain hielt den Salzduschen samt Regen tapfer stand und INVIA zeigte einmal mehr, wie stabil sie durch widrige Verhältnisse geht (Anmerkung des captains: Soooo ein Kampf wars nun auch wieder nicht). Im 2.Reff und mit gerefftem Vorsegel erreichten wir bei 10kn Fahrt bald die Windabdeckung an der Südwestküste von Dominica. Schon bald fragte man sich: War etwas? So ruhig war es inzwischen auf dem Wasser.
Saint-Pierre (Martinique)
Zunächst nochmals zurück zur Übernachtung in Saint-Pierre. Der Ankerplatz war schwer verregnet und hielt eine unschöne Überraschung parat. Wieder einmal war es dank unzähliger Ankerlieger bei unserer Ankunft nicht einfach, einen Liegeplatz für die Nacht zu finden. Da der Ankergrund vor Saint-Pierre schnell auf 20 m und mehr abfällt, tummeln sich alle Yachties in Ufernähe. Die meisten ankern, wie auch wir vorhatten. In kleinerer Zahl liegen Yachten an Bojen, wahrscheinlich Dauerlieger. So auch unser Nachbar. Der Skipper fragte sich bereits vor dem Ankermanöver, ob bei wechselndem Wind der Abstand zum Nachbarlieger an der Boje ausreichend sein würde.
Anmerkung des captains: Das Problem bei einem Schiff an einer festen Boje ist, dass dieses, anders als ein Ankerlieger, keinen Schwojekreis hat. Es dreht sich zwar um die Boje – aber auf der Stelle. Ein Schiff vor Anker hingegen schwojt um einen Kreis, dessen Mittelpunkt der Anker bildet und dessen Radius abhängt von Kettenlänge & Wassertiefe. Weil bei drehendem Wind alle Schiffe in diesselbe Richtung schwojen, ändert sich der Abstand zueinander nur in Abhängigkeit von der Lage des Ankers und Kettenlänge. Ein Bojenlieger hingegen bleibt an derselben Stelle.
Alternative zu unserem Liegeplatz vor Anker: Keine auffindbar. Und es regnete. Und es war kühl. Hm, also zunächst an Bord bleiben und die Sache beobachten. Bis nach einem verregneten Abendessen war die Lage unproblematisch.
Poch-Poch-Poch: Kontakt!
Um 4 Uhr morgens wurden wir gleichzeitig wach. Das Pochen einer Boje am Rumpf der Invia hatte uns geweckt. Tatsächlich hatte der Wind gedreht und lagen wir am Bojennachbarn. Zum Glück waren beide Schiffe unbeschädigt. Der Skipper verlegte seinen Schlafplatz in den Salon. Und schlief natürlich nicht mehr. Bis zum Morgen blieb die Lage unproblematisch. Frühzeitig gingen wir Anker auf bei nach wie vor grauem Himmel und Regenwolken über den Bergen von Saint-Pierre.
Auf nach Dominica!
Wir entscheiden uns für eine Boje an der Südwestküste vor dem Hotel und Restaurant Ocean Edge. Beides liegt von Süden kommend vor Roseau. Die Bojen werden von Sea Cat gemanaged. Der Liegeplatz kostet 40 EC. Sea Cat nimmt Müll mit, bringt zu den Customs und organisiert Ausflüge. Aufs Erste scheinen uns die Leute zuverlässig. Zu empfehlen ist das Restaurant mit Bar Ocean Edge in der Bucht. Essen, Cocktails und Wifi prima, die Bedienung sehr freundlich und gut ausgebildet.
Auf der Suche nach einem Landeplatz für unser Dinghy in Roseau landen wir im Fischerhafen hinter dem Kreuzfahrtsteg. Wir werden sehr freundlich begrüßt. Man bedeutet uns, wir könnten uns in der Einfahrt zum Hafen vor der Tankstelle vertäuen.
Karibisches Flair, wie wir es auf Martinique vermisst hatten. Im Hauptort der Insel, Roseau, wunderschöne karibische Häuser mit verzierten Balkonen, einige moderne Zweckbauten und viele kleine Häuser. Sie ergeben ein buntes Bild.
Bei unserem ersten Besuch an einem Sonntagnachmittag ist der Ort wie ausgestorben. Nur im botanischen Garten des Ortes gibt es etwas Sonntagnachmittagsleben. Eine Familie feiert laut singend mit Picknik einen Geburtstag. Kinder spielen, Leute relaxen. Das Ganze hat weniger mit Botanik als mit öffentlichem kleinen Park zu tun. Möglicherweise wurde auch einiges im letzten Hurrikan zerstört, der 2017 Dominica schwer getroffen hatte.
Am Folgetag lebt der Ort. Kleine Marktstände mit vor allem Gemüse. Oder mit verschiedenem, was die Küche so brauchen kann.
Reichlich Autoverkehr, aber die Fahrer nehmen Rücksicht. Und mit einem Kreuzfahrtschiff am Terminal direkt vor dem Ort. Blickt man durch die Straßenzüge Richtung Meer, sieht man die Kleinstadt vor Kopf von Roseau.
Am Terminal versuchen zahlreiche Taxifahrer, Touren an die Passagiere zu verkaufen. Wir hören: Legt ein amerikanisches Schiff an, können wir Inselausflüge mit Wanderung wagen. Denn diese Passagiere wollten keine Ausflüge mit Wanderung. Legte dagegen ein Kreuzfahrtschiff mit deutschen Passagieren an, müsse man mit vollen Wanderwegen rechnen…
Wir entscheiden, erst mal den Ort auf uns wirken zu lassen und später mit dem Bus in einen anderen Küstenort zu fahren, nach Mero an der Westküste. Für den Landausflug ins grüne Inselinnere mit Wasserfällen und heißen Quellen haben wir ja noch genug Zeit in den nächsten Tagen.
Nach Mero fahren wir mit dem Sammeltaxi ab Roseau. Alles wirkt sehr gut organisiert und 4 Ostkaribische Dollar pro Person sind für die lange Fahrt wirklich günstig. Mero hat einen Strand, eine Seltenheit auf Dominica. Am Strand sehen wir einige Touristen, aber auch viele Einheimischen sitzen im Schatten. Die Landschaft oberhalb unterscheidet sich deutlich von der bisherigen an der Westküste. Offenbar regnen hier die Wolken nicht oft ab, denn die Vegetation ist deutlich weniger grün als wir sie bisher sahen.
Der Captain verlor sein teures Handy im Sammeltaxi. Und tatsächlich kehrte der Fahrer um und brachte es. Wir fühlen uns hier gut aufgehoben! Es heißt, wenn Christoph Kolumbus eine der von ihm entdeckten karibischen Inseln wieder erkennen würde, dann Dominica. Da der Insel bis auf wenige Ausnahmen karibische feine Sandstrände fehlen, ist sie bisher nicht vom Tourismus überrannt. Die Menschen sind sehr freundlich und bemühen sich um uns.
Könnte das evtl. ein Banyan-Baum sein, auch bengalische Feige genannt.
Liebe Grüße