Zwei Tage waren wir mit dem Mietwagen auf Martinique unterwegs, bevor wir die bevölkerte Bucht von Le Marin per Schiff verließen.
Die dem Wind abgewandte Westküste von Martinique wirkt sehr europäisch. Laubbäume und Gesträuch könnten sogar auch in einer nördlichen Landschaft in Europa stehen. Verstaut sind die Straßen. Die Einwohner Martiniques besitzen pro Kopf mehr Autos als die im Mutterland Frankreich. Und offenbar fahren viele morgens in den Hauptort der Insel, Fort de France, und am späteren Nachmittag wieder zurück. So brauchen wir vor allem eines für den Ausflug an die Westküste: Geduld.
Tropische Gefühle kommen bei uns erst auf, als wir zum Mont Pelee hinauf fahren. Der Vulkan hatte immerhin noch 1902 einen glühenden Ascheregen auf die ehemalige Hauptstadt von Martinique ergossen, auf St Pierre. Heute sieht man im wieder aufgebauten Ort nur wenig von der einstigen Pracht, eher herunter gekommen wirken viele Straßenzüge.
Vom Mont Pelee aus hat man bei klarer Sicht gewiss einen tollen Blick. Oft liegt der Berg aber in Wolken. So auch bei unserem Besuch. Und diese Wolken regnen durchaus häufiger mal ab. Nicht von ungefähr ist die Landschaft um den Mont Pelee tropisch wuchernd grün. Und auch die Gebiete im Inselinneren sind übergrün eingewachsen. Mich faszinieren besonders Farne, die Stämme wie kleine Bäume haben und entsprechend groß sind.
Häuser mit bunten Blumengärten liegen eingesprenkelt im tropischen Grün und leuchten schon von Weitem.
Die Ostküste und auch die Südostküste mit Saint Anne weisen eine ganz andere Landschaft auf als der Westen und die Inselmitte. Geschwungene grasbewachsene Hügel sehen aus wie grüne Dünen. Die Landschaft erinnert mich entfernt an Ostsee oder ans Allgäu. Allerdings passen einzelne Palmen und die vielen Zuckerrohrfelder nicht in dieses Ostsee-Allgäu-Bild.
Wunderschöne Buchten gibt es an der Ostküste, allerdings aufgrund vorgelagerter Riffe nicht einfach anzulaufen und mit eher trübem Wasser. Und wenn da nur nicht dieser faulige Gestank wäre, den wir sogar im geschlossenen Auto wahrnehmen. Zur Ursache, den Braunalgen, hatten wir berichtet.
An der Ostküste besichtigen wir ein wunderschön gelegenenes ehemaliges landwirtschaftliches Gut, das Chateau Dubuc. Ein französischer Landherr ließ hier im 18. Jahrhundert Zucker und Kaffee anbauen.
Den Sundowner mit Blick auf die Bucht von Le Marin nehmen wir zum Abschluss des Tages in Saint Anne. Ein Wrack am Strand mahnt, die Natur nicht zu unterschätzen. Ob das Schiff Hurricanopfer wurde? Wir wissen es nicht. Als wir an der Boje in Le Marin lagen, hatten wir einen mastlosen Vordermann. Der Monohull hatte seinen Mast in Saint Martin zur Hurricanzeit eingebüßt und wartete auf Reparatur.
Auch nach mehreren Tagen vor Ort vermochte Martinique unser Herz nicht zu erobern. Selbst vor Anker gehen in einer Bucht an der Westküste erwies sich als Stauproblem. Die Bucht war bei unserer Ankunft so gefüllt, dass wir keinen guten Ankerplatz finden konnten. Idylle sieht anders aus. Aber klar, Le Marine als riesiger Yachthafen mit mehreren Charterbasen führt zu entsprechenden Ballungen in den Ankerbuchten der Insel.