Cape May

Einen Besuch dieser Kleinstadt mussten wir auf dem Weg nach Norden, nach New York, auslassen. Hatten dort abends kurz vor Sonnenuntergang den Anker geworfen, um am nächsten Morgen weiter zu ziehen gen Atlantic City.

Dieses Bilder hatte ich vergessen in den letzten BLOG einzufügen. Sie zeigen einen Monohull bei Sandy Hook/New York. Der Skipper des mit einer Familie besetzten Monholls hatte die Tide unterschätzt und bei Hochwasser den Anker geworfen. Mit der Ebbe lag er dann auf Grund. Er lag nach unserer Ankunft noch etwa 90 Minuten dort, danach hatte ihn die Flut wieder flott gemacht und er zog von dannen.

Den Besuch von Cape May wollen wir unbedingt nachholen – sobald ich mich etwas ausgeruht hatte. Denn der lange Tag und die Nacht steckt mir doch etwas in den Knochen. Die capitania klagte über starke Halsschmerzen und exzessive Müdigkeit. Fiel somit fürs Wachegehen weitestgehend aus.

Um 05:00 Uhr morgens des Vortags sind wir ja in Port Washington aufgebrochen. In Sandy Hook dann ein paar Stunden gewartet, denn der Wind soll von SüdWest auf West und im Laufe der Nacht auf NordWest drehen. Und genau das tut er – die Realität entspricht exakt der Vorhersage! Wir (bzw. ich denn die capitania liegt flach) segeln hoch aber nicht hart am Wind, etwa 60 Grad TWA. Der Küste entlang nach Süden. Die ganze Nacht hindurch. Immer genau dann, wenn der Küstenverlauf abknickt und wir uns etwas westlicher halten müssen, dreht auch der Wind etwas nördlicher, sodass ich den Windwinkel beibehalten kann. Die Wellen sind langgezogen und nur rund 1,5m hoch – insgesamt also sehr angenehm. Nur der Wind könnte etwas konstanter sein, er variiert etwas arg zwischen 8 und 22kn.

Keine Kollision, Radar & AIS sei Dank

Anstrengend sind auch die zahlreichen Fischerboote – eins davon sogar völlig unbeleuchtet, dafür aber mit AIS. Der Mond ist schon lange untergegangen, der Himmel wolkenbedeckt – es ist zappenduster. Optisch war das Fischerboot nicht auszumachen – jedoch auf dem Radar deutlich zu sehen. Es ist eigentlich kein Boot mehr sondern ein ordentliches Stahlschiff. Und es sendet ein aktives AIS Signal mit Namen & MMSI Kennung. Daher weiss ich, was da vor mir ist – andernfalls wäre ich vermutlich direkt hinein gedonnert. Der Fischer eiert mit seinem Kahn und rund 5kn Fahrt vor mir hin und her. Ich bin schneller und muss überholen, weiss aber nicht an welcher Seite weil er Zick Zack fährt. Dank AIS kann ich das Schiff mit Namen anfunken und bekomme auch zügig Antwort. Wir verständigen uns darauf, dass er die nächsten Minuten geradeaus fährt und ich ihn an seiner Backbordseite überhole. Geht alles easy, klappt alles gut. Nur auf meine Frage, warum er denn in rabenschwarzer Nacht völlig unbeleuchtet durch die Gegend eiert, bekomme ich keine Antwort. Seltsam.

Die capitania versorgt mich liebevoll mit heissem Tee, obwohl sie selbst schlapp darniederliegt. Und bereitet mir ein leckeres Frühstück und übernimmt für eine Stunde das Ruder, als die Morgendämmerung kommt. Denn ich bin groggy, ausgepowert, müde, und freue mich mal für kurze Zeit die Augen schliessen zu können. Und bin froh als in Cape May der Anker fällt – und auf Anhieb hält.

Cape May liegt auf der Südspitze der Cape May Halbinsel, direkt am Ausgang der Delaware Bay und ist die südlichste Stadt von New Jersey. Die Stadt hat rund 4.100 Einwohner – im Sommer kommen noch bis zu 100.000 Feriengäste hinzu.

Ich klaue mal ein paar Sätze aus Wikipedia:

Die Stadt wurde im Jahre 1620 von dem niederländischen Kapitän Cornelis Jacobszoon May gegründet und ist damit eine der ältesten Siedlungen an der Ostküste der USA. Bereits seit dem 18. Jahrhundert machte sich Cape May unter wohlhabenden Bürgern von New York und Philadelphia einen Namen als attraktive Sommerfrische. Vor allem deswegen ist man in Cape May stolz auf das offizielle Motto The Nation’s Oldest Seashore Resort („Der älteste Badeort der Nation“). Seit den Anfängen als Ferienort begannen Sommerfrischler auch, sich in Cape May eigene Häuser zu errichten, von denen viele noch heute erhalten sind,

Die Hauptattraktion des Ortes ist neben den hervorragenden Stränden sicherlich die große Anzahl viktorianischer Villen des 19. Jahrhunderts.

Dazu eine Anmerkung: Das „hervorragend“ stammt aus Wikipedia. Uns begeistern sie mitnichten, aber wer einmal in den Bahamas war – der findet nirgendwo mehr Wasser das noch klarer, noch türkiser ist. Oder noch schönere Strände. Allenfalls Barbuda mit seinem rosafarbenen Sand – der könnte konkurrieren.

Die vielen meist aus Holz erbauten Villen sind eine wahre Pracht und machen für uns den Charme von Cape May aus.

Da sich das touristische Interesse der Städter seit dem Eisenbahnbau und insbesondere zu Beginn des 20. Jahrhunderts weiter nach Süden, z. B. nach Florida, verlagerte, wurden die meisten der vorwiegend aus Holz erbauten Villen nicht im Laufe der Zeit durch lukrativere Neubauten ersetzt, sondern blieben bis in unsere Zeit erhalten. Zu einem Markenzeichen der Villen gerade in Cape May wurde dabei der pastellfarbige Anstrich der meisten Häuser. Aufgrund der ungewöhnlich gut erhaltenen Viertel wurde Cape May am 11. Mai 1976 als National Historic Landmark der USA anerkannt. Cape May ist außerdem seit 1924 Sitz des einzigen Ausbildungszentrums der United States Coast Guard, der Küstenwache der USA. Unser Ankerplatz liegt genau gegenüber dem Ausbildungsgelände – wir hören täglich zum Sonnenuntergang die Nationalhymne und bekommen tagsüber den Drill der Truppen mit.

1 ½ Tage liegen wir in Cape May vor Anker. Wieder nur einen halben Tag denn um 02:00 nachts heben wir den Anker, um nach Chesapeake City zu gehen. Wir müssen durch die Delaware Bay und den anschließenden Chesapeake-Delaware Kanal. Da heisst es, auf den Gezeitenstrom zu achten. Die Delaware Bay kann tückisch sein, das haben wir auf der Hinfahrt am eigenen Leib erfahren. Aber dieses Mal haben wir schwächeren Wind. Und zudem lässt sich die Fahrt in die jetzige Richtung viel besser planen als umgekehrt. In dieser Richtung kann man nämlich die Route so timen, dass man fast während der gesamten Fahrt die Strömung in der Bay von hinten hat. Richtig geplant erreicht man den CD- Kanal genau dann, wenn die Strömung in der Bay kentert, und hat dann bei der Fahrt durch den CD-Kanal wiederum den Strom genau von hinten.

Anhand der Tidenstrom-Daten errechne ich für den folgenden Tag einen optimalen Zeitpunkt von 02:00 Uhr morgens, um Cape May zu verlassen. Also bleibt uns wieder mal nur eine kurze Nacht.

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