Gran Canaria ist sehr abwechslungsreich. Das gilt sowohl für diese wirklich schöne Insel als auch für unseren Aufenthalt hier.
In den ersten 2 Tagen sind wir mit der Schiffspflege beschäftigt. Wie immer gibt es etwas auf der Invia zu basteln. Dieses Mal ist es ua die Ankerkette, die bereits 2 der eingeklipsten Längenmarkierungen eingebüßt hat. Der Skipper findet in der Marina Klipse, die wir ergänzen. Teuer ist der Einkauf von Schiffzubehör in dieser Marina. Konträr zum Liegeplatz, der mit 20 Euro für unsere Invia sehr günstig ist.
Eigentlich wollten wir auch das innen sehr eingesandete Dinghy reinigen und seine metallene Heckwand farbig lackieren. Die Farbe soll potentielle Diebe abhalten, das dann gut identifizierbare Gefährt zu klauen. Noch kam es aber nicht dazu.
Denn über Schiffsputz und Einkauf verging die Zeit wie immer viel zu schnell. Und gewaschen werden muss ja auch noch. Die Marina hat zwar 4 Waschmaschinen, die sind aber mit 12kg für 8 Euro ziemlich groß bemessen, falls man farb-/temperaturgetrennt waschen möchte. Und dass nur einer der 3 Trockner funktioniert, macht die Sache etwas zäh für die Hafenlieger.
Wir laufen von der Marina zum nicht ganz nahen Fährhafen, um bei Avis zu guten Konditionen einen Mietwagen zu nehmen. Fußläufig gibt es im Umkreis der Marina wenig Spannendes. Auch fanden wir in der näheren Umgebung der Marina keine uns ansprechenden Restaurants. Ein Abendessen im British Club von Las Palmas, den wir zu Fuß ansteuerten, war ganz ok. In der Marina machten wir mit den Restaurants wechselnde Erfahrungen.
Wir freuen uns daher, mit dem Auto mehr zu erkunden. Aber Achtung beim Parken in der Marina. Unbedingt beim Officer an der Einfahrt ein Monatsticket lösen und nicht am Automaten per Einzeltag bezahlen. Der Automat wollte 15 Euro von uns für nicht mal 24h. Der Officer nahm 6,10 Euro für 1 Monat. Diese Preisgestaltung vollziehe nach, wer kann.
Wir sind überrascht, als wir uns mit dem Mietwagen von Las Palmas aus Richtung Inselmitte aufmachen. Die stadtnahe Bebauung ist wie die entlang der Marina funktional, mehrstöckige langgezogene Riegel mit Flachdach. Die Vegetation dort karg. Aber als wir weiter auf unser erstes Ziel Tejeda hinfahren, wird die Vegetation üppig grün. Wir nähern uns Valleseco, das zwar dem Namen nach trocken scheint, tatsächlich aber das regenreichste und üppigste Gebiet der Insel ist.
Tejeda als Wallfahrtsort hat offenbar sonst durchaus mehr Besucher als an diesem Tag, wovon großzügige Parkplätze zeugen. Wir empfinden den Ort beschaulich und das Innere der Kirche prunkvoll. Der Cafe con Leche ist mit 1,20 Euro so günstig wie noch nirgendwo.
Weiter geht die Fahrt rauf und runter auf schmalen Straßen mit beeindruckender Bergkulisse und tollen Ausblicken. Wir fahren zum höchsten Pass der Insel, Cruz de Tejeda, der zugleich beliebtes Ausflugsziel der Einheimischen ist. Da Nationalfeiertag ist, herrscht entsprechendes Treiben am Pass. Marktstände bieten Handcraft, ältere Männer warten mit besattelten Eseln auf Kinder, die sie dann über die Passstraße führen. Es gibt unzählige Wanderwege, 2 Hotels und Restaurants. Der Ausblick auf das Wahrzeichen der Insel, den Gebirgszug Roque Nublo, ist toll. 2 Felsen ragen solitär aus dem Bergmassiv hoch. Die Einheimischen nennen sie Mönch und Frosch. Aber auch zur anderen Seite hin gibt es imposante Gebirgszüge zu sehen.
Als wir über schmale Straßen weiter nach Teror fahren, wähnen wir uns in einem Gebiet, das sich vom Brand erholt. So karg ist es plötzlich nach dem üppigen Grün zuvor. Aber da es zahlreiche grüne Nadelbäume gibt, die im felsigen gelbbedeckten Boden wachsen, kann es nicht gebrannt haben. Offenbar bleiben die Regenwolken in dem Gebiet nicht hängen.
Teror ist ein wunderschöner gepflegter Ort umgeben von Bergen und reichlich grün blühend, der mit Recht in die Liste der schönsten Orte Spaniens aufgenommen wurde. Obgleich die Restaurants etliche Besucher haben, wirkt der Ort nicht zu touristisch, um sich wohl fühlen zu können. Wir genießen die tolle Berglandschaft drumherum und den Blumengeschmückten Ort.
Die Fahrt Richtung Roque Nublo und von dort weiter nach Puerto de Mogan im Süden der Insel wird anstrengend. Die Straßen gehen in Serpentinen und sind so schmal, dass man sich an ausgeprägte Kurven vorsichtig rantastet, um etwaigen Begegnungsverkehr passieren zu lassen. Inzwischen hängen Wolken in den Bergen und es ist kühl hier oben. Wir erreichen einen Stausee mit etlichen gut genutzten Grillplätzen in der Umgebung von Soria.
Den Berg in unzähligen Sepentinen runter geht es über Mogan nach Puerto Mogan im touristischen Süden der Insel. Die Feriensiedlung am Meer erschlägt nach der Ruhe in den Bergen zunächst. Man spricht vielfach Deutsch. Massen an kleinen Läden, Restaurants und Bars, ein kleiner gut gefüllter Sandstrand und eine zugegeben sehr nett angelegte Marina. Sie wird auch kanarisches Venedig genannt, weil die Appartmentsiedlung in der Marina von einigen Kanälen durchzogen ist. Wenn man sich mal eingefunden hat, ist die Marina sicher ganz nett, für unsere Invia aber zu klein.
Beim Stopp in der Vegueta, der Altstadt von Las Palmas,sind die touristischen Orte leer, wie zB Kathedrale, Plaza Santa Ana. Man findet nicht wie sonst Bars und Restaurants dort, wo Hinweisschilder auf bedeutende Plätze bzw Bauwerke deuten. Das Leben tobt vielmehr im Stadtteil Triana. Dort gibt es etliche nette Restaurants und Bars sowie viele Einkaufsmöglichkeiten in und entlang der Cala Mayor Triana.
Eines der Highlights unseres Aufenthalts auf Gran Canaria ist das Tal Guayadeque. Das Museum am Eingang der tiefen Schlucht vulkanischen Ursprungs informiert lohnend. Wir erfahren einiges über die Wohnhöhlen, die im erodierten Vulkanfels der Schlucht zum Teil noch heute bewohnt sind. Zum Teil werden die Höhlen auch als Lagerräume genutzt. Natürlich ist es touristisch, aber jedenfalls während unseres Besuches nicht zu voll. Wir nehmen das ausgesprochen nett angebrachte Angebot eines Einheimischen an, seine Wohnhöhle zu besichtigen und zu fotografieren, bewundern seine Küche, Wohn- und Esszimmer, sein fließendes Leitungs-und das Brunnenwasser, beides draußen vor der Höhle. Und lassen einen kleinen Dank da, klar.
Wir essen im Restaurant bei den ersten Wohnhöhlen wirklich gut und sehr günstig. Auch im hinteren Tal gibt es noch Restaurants. Offenbar auch preisgünstig, denn der Cafe Solo kostet uns dort nur 94 Cent.
Wir könnten uns gut länger auf Gran Canaria aufhalten. Aber angesichts des heranziehenden Windgebietes überlegen wir hin und her, was sinnvoll ist. Während heute Morgen noch ein Weitersegeln nach Teneriffa möglichst am früheren morgigen Sonntag sinnvoll schien, spricht die Windvorhersage heute Abend eher für den Montag als Segeltag. Wir werden morgen früh nochmals schauen und dann entscheiden. Den Liegeplatz in Las Palmas haben wir bis Montag, den in Santa Cruz auf Teneriffa ab Sonntag sicher. Das Gebiet mit starken Winden, wohl als Randerscheinung des Hurrikan Leslie, zieht heran. Unsicher ist aber heute Abend noch, wann es welche Auswirkungen in unserem geografischen Umfeld zeigen wird.
Ergänzung: Wir blieben dann doch noch einen Tag länger und nutzten den zu einem ausgiebigen Spaziergang an den Stadtstrand Las Canteras. Entlang geht eine Fußgängerpromenade mit etlichen Bars und Restaurants. Absolut lohnend der Blick auf die Wellenreiter bei passenden Bedingungen. Als wir dort waren, brachen sich die Wellen wuchtig und versuchten unzählige Wellenreiter, surfend auf den Wellen zu liegen.