Zum ersten Mal in dieser Saison haben wir wind- und wellenarmes Wetter. Ideal für einen Besuch bei der Affeninsel Cayo Santiago, bei den Manatees (zu Deutsch: Rundschwanzseekühen) im ausgedehnten Mangrovengebiet von Jobos und bei den Schildkröten im Schutzgebiet Isla Caja de Muertos. Wobei – in der super geschützten Bahia de Jobos hätten wir gut auch bei heftigem Wind liegen können.
Monkey Island Cayo Santiago
Vor Monkey Island liegen wir ganz allein. Meist kann man rund um INVIA herum stehen, so flach ankern wir im sehr klaren Wasser. Der Captain meint stirnrunzelnd, den niedrigen Tiefgang von INVIA noch nie so ausgereizt zu haben. Logenplatz für die Beobachtung des Geschehens an Land. Auf der Cayo Santiago leben seit 1939 Affen, die zu Forschungszwecken angesiedelt wurden. Dabei geht es um Erforschung der Gesundheit und des sozialen Gefüges in der Affenkolonie.
Seit Hurrikan Maria 2017 die kleine Insel verwüstete, sind den Affen zumindest auf der einen Inselhälfte nur wenige Bäume verblieben. Ernähren können sich die Affen in der kargen Gegend nicht selbst. Sie werden von Wissenschaftlern gefüttert, die in Schutzkleidung auf die Insel kommen. Denn die Affen sind mit dem Herpes B Virus infiziert, der zwar nicht die Affen gefährdet, aber die Menschen. So sitzen die Menschen auf der Insel in Schutzräumen hinter Gittern, während die Affen frei herum streunen. Verkehrte Zoowelt quasi.
Die Wissenschaftler stellten nach dem Hurrikan Änderungen im Sozialverhalten der Affen fest. Außerdem vermehrte Todesfälle, obgleich die Affen den Durchzug des Hurrikans unverletzt überlebt hatten. Bei Menschen würde man wohl posttraumatische Belastungsstörung diagnostizieren.
Das große Affengeschrei, das ich zumindest für den Abend und Morgen erwartet hatte, bleibt aus. Zwar gibt es offenbar immer mal Streit mit großem Gezeter, dann aber herrscht wieder Ruhe. Wir können die Affen bei einer Runde mit dem Dinghy um die Insel und auch von der Invia gut sehen. Die Insel betreten dürfen wir nicht.
Puerto Rico, die Palmeninsel
Nach einer ruhigen Nacht geht es an der Süd(ost)küste Puerto Ricos entlang nach Westen. Klares Wasser und viele viele Palmen begeistern uns. Auf keiner anderen Insel haben wir so viele Palmen gesehen. Sie schmücken nicht nur Strände, sondern stehen als ganze Wälder entlang des Ufers.
Sogar vor einem Zementwerk wachsen Palmen.
Je weiter wir nach Westen segeln um so karger wird das Land, wie man auf den beiden obigen Fotos sieht. Die grünen Berge und Hänge werden zunehmend braun. Zunächst stehen dennoch Palmen am Ufer. Dann sind Mangroven das einzige sichtbare Grün vor braunen kargen Hängen.
Durch den Höllenmund nach Jobos
Durch eine schmale und von Riffen gesäumte Einfahrt mit dem bedrohlichen Namen Boca del Infierno – Höllenmund – fahren wir in die Bucht von Jobos ein.
Wir wähnen uns auf einem großen ruhigen See, von dem etliche Kanäle abzweigen. Alles ist von Mangroven gesäumt. Im Hintergrund ein großes Werk, dessen Arbeit hörbar ist. In den Kanälen teils kleine Motorboote dicht an dicht. Offenbar dort, wo es eine Bar gibt, wie zumindest in einem der Kanäle. Laute Musik dröhnt von dort rüber. Im übrigen ist es still. Und weit. Und zugleich in den Mangrovenkanälen eng. Beeindruckend ist das.
Wir ankern Invia am Rande eines der großen Seen und gehen mit dem Dinghy auf Entdeckungstour durch die zahlreichen kleinen Kanäle und Seen. Ganz alleine sind wie hier. Leider sehen wir keine Rundschwanzseekühe, Manatees, die hier im Wasser Seegras fressen, 6-10Stunden am Tag, um dann 6-10 Stunden schlafend zu treiben. Nur ganz aus der Ferne sieht jeder von uns Teile auftauchen, die vielleicht zu einem Manatee gehören. Und hört ein quiekendes Geräusch, vielleicht ein Manatee.
Die Fahrt durch die Mangroven ist aber auch so faszinierend. Mangroven wachsen im Salzwasser und scheiden das aufgenommene Salz über ihre Blätter aus. Das Wasser in Mangrovengebieten ist undurchsichtig grün. Dort, wo Salzwasser zwischen den Mangroven eintrocknet, riecht es charakteristisch. Muscheln und eine Art Flechte wachsen an den Stämmen der Mangroven. Quallen besiedeln den Boden einer flachen Bucht. Sie liegen mit dem Kopf am Boden, die Tentakeln nach oben gestreckt. Cassiopea oder upside down jellyfish genannt. Sie siedeln sich dauerhaft in Mangrovengebieten am Boden an und absorbieren Sonnenlicht. Einige wohl abgerissene treiben herum. Wir sehen das nur in einem der Seen, der klareres Wasser hat. Andere der Seen verlanden oder haben braunes undurchsichtiges Wasser, wieder andere sind groß mit trübem grünen Wasser.
Ums Eck nach Salinas
Am nächsten Morgen gehen wir durch einen der Mangovenkanäle weiter nach Salinas, wollen an diesem Sonntag vielleicht mal ein Restaurant besuchen. Uns kommen Scharen von Motorbooten und Jetskis entgegen, die für den Sonntagsausflug auf dem Weg in die Mangrovengebiete von Jobos sind. Bei der Einfahrt in die Bucht von Salinas erinnern wir uns an die Lagune von Sint Maarten. Wie dort gibt es hier wohl etliche Dauerlieger, die fast festgewachsen und nicht mehr segeltüchtig bzw fahrtüchtig scheinen. Es ist aber auch wirklich sehr geschützt in dieser Bucht. Für uns ist es zu voll und trubelig.
Die Sarg-Insel des Todes
Wir gehen weiter auf die Isla Caja de Muertos oder Coffin Island. Coffin heißt Sarg. Im 19.Jahrhundert soll der Pirat Jose Almeida eine Lady aus Curacao geheiratet und mit auf See genommen haben. Sie weigerte sich unter Deck zu bleiben und wurde in einem Feuergefecht an Bord des Piratenschiffs getötet. Almeida balsamierte ihren Körper ein und begrub ihn in einer Höhle auf der Insel, wo sie Jahre später von einem Engländer entdeckt wurde. Er gab der Insel daraufhin den Namen „Coffin Island“. Weniger anrührend ist die andere Erklärung für den Inselnamen, wonach die Silhouette der Insel wie ein auf einem Tisch liegender Toter aussehe, daher der Name „Sarg“.
Von Osten kommend sehen wir einen größeren schmalen felsigen Inselrücken verbunden über einen natürlichen Felsensteg mit einem kleinen Inselhügel. Sieht sehr unbewohnt aus. Auf der Leeseite der Insel dann Strände und türkisblaues Wasser, in dem große Schildkröten schwimmen. Der Schildkröten wegen und wegen einzigartiger Fauna und Flora ist die Insel Naturreservat. Ausflugsverkehr ist aber gestattet. Und so genießen Leute mit Motoryachten und Jetski die schönen Strände. An Land Gebäude mit einem ehemaligen Museum, sanitäre Anlagen, Picknikplätze und ein Steg für die Tagesausflügler vom Festland. Seit Hurrikan Maria und den Erdbeben von 2020 sind diese Bereiche abgesperrt wegen „Gefahr“ und der Fährverkehr vom Festland ist eingestellt.
Am späteren Sonntagnachmittag geht es für die Tagesausflügler zurück zum Festland. Wir und unsere Nachbarn Ian & Diane mit ihrer Blue Infinity bleiben allein in der Herrlichkeit. Die kleine Wanderung zum verlassenen Leuchtturm am nächsten Morgen führt über eingewachsene Wege. Picknikplätze unterwegs zeigen, dass man hier früher leichter wandern konnte. Vom Leuchtturm haben wir herrliche Ausblicke auf die Bucht mit Invia und das Festland von Puerto Rico.