Einklarieren in den BVI: Giftzwerg in Aktion

Wir gehen von der Lameshur-Bay auf St John (USVI) nach RoadTown (BVI) zum Einklarieren. An einem Sonntag. Das gestaltet sich, entgegen unseren bisherigen Erfahrungen, als wahrer Hürdenlauf.

Die Beamten sowohl vom Zoll als auch von der Immigration sind extra mies drauf und schikanieren mich nach Strich und Faden.

 

Gut – als ich ankomme kam ebenfalls grad die Fähre aus St John an. Ich werde wieder weg geschickt, weil man jetzt keine Zeit für mich hat. Völlig in Ordnung, ich gehe (mit der capitania, die unerlaubterweise aber professionell & streng under cover mit gekommen ist) erstmal etwas trinken.

Als ich wiederkomme, lässt man mich rund 10 Minuten warten weil einer der Officer grade am PC ein Action-Game spielt. Und die anderen zugucken. Auch noch in Ordnung, es ist ja Sonntag. Widerwillig reicht man mir dann die Formulare fürs Einklarieren. Es ist komplett leer in der gesamten Halle, und es stehen verschiedene Tische herum. Ich bereite auf einem davon meine Unterlagen aus, um mich ans Ausfüllen zu machen. Ein sehr untersetzter Zollmitarbeiter (das Wort „Giftzwerg“ würde auf ihn passen……) beobachtet mich. Erst als ich alles ausbereitet habe und ansetze zum Schreiben, ruft er mir zu: Hier an diesen Tischen darf ich mich nicht aufhalten. Ich packe meine Sachen und will mich auf eine Wartebank setzen. Nein hier darf ich nicht sitzen, die Bank ist reserviert für Gäste die auf die Fähre warten (die gesamte Halle war leer – die nächste Fähre geht erst in ein paar Stunden). Schlussendlich darf ich vor einer Infotafel des Nationalparks an einer Art superkleinem Fenstersims die Formulare ausfüllen. Die vielleicht erhoffte Jongliererei mit den Pässen usw. gönne ich dem officer aber nicht, denn ich kenne inzwischen meine Passnummer genauso auswendig wie die der capitania.

Das Spielchen geht weiter. So mault er mich u.a. an warum ich mit der INVIA denn nicht hier festgemacht hätte. Ich frage ihn verdutzt, dass das hier ja der Anlegersteg für die Fähre sei und ich das doch gar nicht dürfe. Er meinte spitz: Wer mir denn gesagt habe dass das nicht erlaubt sei? Er will, dass ich ihm genau beschreibe wo INVIA liegt. Ich ankere vorschriftsmässig draussen in Sichtweite und bin mit dem Dinghy rein gefahren. Der Ankerplatz hat einen konkreten Namen – den er nicht kennen will. Zum Glück kann ich ihm INVIA vom Fenster aus zeigen. Usw. usw. Ganz offensichtlich ist er auf Konfrontation aus. Er versucht noch ein paar Fangfragen. So soll ich zum Beispiel meine Frau herein rufen denn sie müsse auf dem Zollformular auch unterschreiben. Ich erkläre aber, dass die capitania sich auf dem Schiff aufhalte denn sie dürfe zum Einklarieren doch gar nicht mit. Er will dann, dass ich für sie ein eigenes Blankoformular unterschreibe. Was ich nicht tue, ich fülle genauestens aus was für Waren sie ins Land bringt. Wer weiss was der Giftzwerg sonst hinterher alles reinschreibt? Usw. usw. Ich übe mich in Entspannungstechnik und lasse alles gelassen über mich ergehen – eine andere Wahl habe ich auch gar nicht.

Bei der Immigration erklärt man mir, dass unsere erlaubten 30 Tage Aufenthalt abgelaufen seien. Sie seien nicht, wie wir dachten (und wie uns diverse andere Mitarbeiter zuvor, auch beim Ausklarieren, versicherten) durch unseren Aufenthalt in den USVI unterbrochen worden. Wir dürfen nur noch bis 13.3. bleiben. Verlängerungen sind möglich – dazu müssen wir aber ins Hauptamt der Immigration kommen. Dieses liegt in RoadTown, im Stadtzentrum.

Von der Nanny Kay Marine nehmen wir, während B+G Marine Services an den Problemen unserer WCs arbeitet, für 8$/Person ein Taxi und fahren am 12.3. um 07:15 zur Immigration. Die erreichen wir 15 Minuten später, 1h vor der Öffnung. Isabelle und Peter von der Lady Aquamarine, die hier auf dem Trockendock liegt, gaben uns den Tipp möglichst früh da zu sein – dann sei die Schlange noch nicht so lang.

Hier haben wir das umgekehrte Bild, und so wie wir es von der Karibik auch gewohnt sind: Ein sehr freundlicher & menschlicher Umgang miteinander. Mit einem Augenzwinkern – die Beamtin wusste aufgrund unserer Schilderung dass wir vorher ja schon 2x ein- und wieder ausgereist sind –  erklärt sie uns noch: Wir seien ja erst am 8.3. hier eingereist und daher dürfe selbstverständlich auch INVIA die vollen 30 Tage bis zum 9.4. hier bleiben. Erst danach sei die ab dem 31. Tag fällige temporäre Importgebühr von 200 USD zu zahlen. Und sie hoffe doch sehr dass es uns hier gefällt und wir uns hier wohl fühlen.

Na denn!

Ansonsten spüren und merken auch wir Segler die zunehmenden Restriktionen. Vor jedem Schalter, auch an der Kasse der Marina oder des Schip-Chandlers, ist eine Linie auf den Boden gezogen die man nicht überschreiten darf. Damit die Mitarbeiter Distanz wahren können zu den möglicherweise infektiösen Kunden. Viele Inseln erlassen Einreisebeschränkungen oder sperren gar komplett. Wir sind gespannt wie das weitergeht und ob wir wirklich unsere Reise bis zur US Ostküste fortsetzen dürfen! Es wäre ein großes Problem wenn nicht, denn die Hurricanezeit rückt langsam näher. Und dann wollen wir aus dem Hurricane-Gürtel raus – also weit genug im Norden sein. Das bedeutet eben US-Küste, irgendwo rund um die Chesapeake Bay.

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