Der Weg zurück zur INVIA

Bloss keinen Schimmel!

Fast 2 Wochen lang hatte die capitania INVIA´s Innenleben geputzt und gewienert. Und mich damit an den Rand der Verzweiflung gebracht. Alles musste raus, umgedreht, mehrfach mit Essigwasser abgewaschen, getrocknet usw. werden. So sehr saß ihr der Schrecken noch im Nacken, als wir im Januar diesen Jahres nach Grenada zu INVIA zurück kehrten. Und vieles mit einer feinen weißen Schimmelschicht überzogen war.

Selbst Gummistiefel oder die Metallstützen des Tisches hatten damals eine weisse Schimmelschicht – siehe diesen BLOG Beitrag: Saftladen Grenada Marine

Inzwischen glauben wir die Ursache zu kennen:

Auch vor der Einlagerung in Grenada auf dem Trockendock hatten wir INVIA gründlich gereinigt. Dazu literweise sogenannten „rubbing alcohol“ verwendet. Keine Ahnung mehr warum, ich glaube er wurde uns von irgendwem empfohlen. Weil uns die 1. Tranche ausging, hatten wir nachgekauft. Eine andere Marke, aber ebenfalls „rubbing alcohol“. Nun fanden wir heraus, dass dieser 75%ige rubbing alcohol mit einer kleinen Menge Zitronenöl versetzt ist. So – und was passiert, wenn man alle Oberflächen von INVIA und jeden Gegenstand mit sowas einreibt?

    1. Der Alkohol verdunstet
    2. Zurück bleibt – eine Schicht Zitronenöl!

Offensichtlich der perfekte Nährboden für die Schimmelsporen Grenadas.

Das soll uns kein 2. Mal passieren. Also wird alles, und ich meine wirklich alles, jedes auch noch so kleine Teil, mit Essigwasser abgerieben. Klarer reiner Essig, verdünnt mit klarem Wasser. So gründlich, wie es  nur die capitania macht. Ich stehe mehrmals am Rande des Nervenzusammenbruchs, mache aber brav mit. Natürlich werden auch alle Bezüge und Stoffe gewaschen und in luftdichten Säcken einvakuumiert. Auf dass nur ja alles sauber bleibt wenn wir INVIA zurück bekommen.

Ein letzter Blick zurück zur INVIA. Bevor wir uns auf nach Washington D.C. machen. Um von dort aus nach Zürich zu fliegen.

Wie kommt INVIA in die Karibik?

INVIA also liegt in Annapolis (MD). Zurück bekommen wollen wir sie aber in St. Martin. Denn zum einen haben die USA wegen der Delta-Variante nach wie vor eine Einreisesperre für Nicht-Staatsbürger aus Europa (diese wurde Anfang November  aufgehoben – aber das wussten wir da noch nicht). Wir hätten 14 Tage in einem anderen Nicht-Schengen Staat verbringen müssen, bevor wir in die USA dürften. Das wollten wir nicht.

Und zum anderen wird es im November, dem geplanten Starttermin für die neue Segelsaison, in der Chesapeake Bay richtig kalt. Und der Weg von der US Ostküste zurück in die Karibik ist meist am oder hart am Wind. Gegen die Wellen. Machbar, ohne Frage. Aber nicht schön. All das wollten wir nicht. Deswegen haben wir einen delivery captain engagiert, der uns INVIA nach St Martin bringen soll.

Sommer in Europa

Bis dahin verbringen wir den Sommer in Europa.  Besuchen Freunde & Familie. Gehen Wandern in der traumhaften Schweizer Bergwelt.

Sehen uns gute 3 Wochen lang die Insel Zypern an. Um zu eruieren, ob sie als Domizil für die Zeit nach INVIA in Frage kommt.

In der Zwischenzeit erledigt Paul etliche Arbeiten. Er liegt mit seiner Moonshadow neben INVIA und leitet die Annapolis Niederlassung von B&G Yacht Management. So wissen wir INVIA in guten Händen. Nicht billig. Aber gut. Zumal INVIA diesen Sommer im Wasser bleibt, nicht aufs Trockendock geht.

Hochwasser in Annapolis!

Etwas mulmig wurde mir jedoch, als ein außergewöhnliches Hochwasser Annapolis heimsucht. Ursache sind zum einen lange Regenfälle und zum anderen starke Ostwinde, welche Atlantikwasser in die ganze Chesapeake Bay hinein drücken.

Die Stege stehen bereits unter Wasser, und das Wasser steigt weiter. Der Höchststand war 2m Wasser ÜBER den Holzstegen, sodass man nur schwimmend von oder an Bord könnte. Das Problem dabei: Die Pfähle sind allesamt nur in den Boden gerammt. Und nicht auf Zugbelastung senkrecht nach oben ausgelegt. Wenn so ein Pfahl dann von einem daran befestigten schwimmenden Schiff nach oben gezogen wird gibt es – dank gleichzeitig starken Winden – eine Kettenreaktion.

Aber alles geht gut.

Anfang November….

…. fliegen Maas Hanen und Christina Figuera von St. Martin nach Washington. Die beiden leben auf ihrer Outremer – und liegen in St. Martin, dem Zielort von INVIA. Maas und Christina sollen INVIA von Annapolis nach St Martin bringen.

Gespannt verfolgen wir INVIA´s Tracker. Als ich sehe dass INVIA plötzlich umdreht und zurück geht, weiss ich vor Nervosität weder Ein noch Aus.

Was zum Henker ist da los?

Endlich meldet sich Maas per Satellitentelefon. INVIAs Unterboden hatte starken Bewuchs, und auch die beiden Propeller sind mit Muscheln besetzt. Die Motoren drehen bei Vollast nur bis 2.000 rpm und selbst unter beiden Motoren schafft INVIA nicht mehr als 5.5 kn.  Maas hatte das natürlich bereits bei der Fahrt durch die Chesapekae Bay gemerkt. Er hatte aber ein passendes Wetterfenster, das sich bald wieder schliesst und dachte, das meiste würde im Salzwasser abfallen. Weil die Biologie im Süsswasser der Chesapeake Bay eine andere ist. Nur: Das passierte nicht. Also umdrehen, zurück an Land. Wegen Wind & Golfstrom ging er nicht nach Beaufort N.C. sondern zurück nach Norfolk. Dorthin wo sie vor 2 Tagen raus gesegelt sind. Erneut nun 2 Tage zurück, Grmpf. Rein in die nächstbeste Marina und einen Taucher organisiert, der Propeller und Unterwasserschiff reinigt.

So sahen die Propeller aus (Bild vom Taucher)

Die von unserem delivery captain organisierte zusätzliche Crew, bestehend aus Vater & Tochter, die Maas & Christina bei der Wache unterstützen sollten, gehen dabei wieder von Bord. Aus Termingründen, so hören wir, können Sie den Törn jetzt nicht mehr mitmachen. Maas & Christina machen die Überführung also alleine.

INVIA motort durch die spiegelglatte See de Chesapeake Bay (Bild von Maas Hanen)

INVIA auf dem Weg in den Atlantik (Bild von Maas Hanen):

Einen Taucher hatten wir übrigens vorab schon in Annapolis beauftragt, aber da lief wohl irgendwas schief. Entweder kam der gar nicht (und stellte uns nur die Rechnung), oder machte nicht wirklich sauber, oder es war zu früh und das Zeug ist binnen 4 Wochen wieder so schnell gewachsen.

Grundgereinigt geht INVIA wieder los und erreicht am Mittwoch den 24.11. wohlbehalten St Martin. Wir warten bereits, unser Flug war schon vorab für den 19.11. fixiert. Ein Umbuchen hatten wir kurz überlegt – aber 5.000 Euro extra zahlen wollten wir nicht. Und ausserdem war das Wetter in Europa schon mies und nasskalt. In den Bergen lag Schnee. Dann lieber in ein schönes Hotel auf St. Martin!

Flughafen Paris: Immer wieder gut für Nervenkitzel

Am Vorabend des Abflugs, etwa gegen 21:00 – wir sind bereits am Airporthotel Zürich (der Flug am nächsten Tag geht viel zu früh, als dass es anders gegangen wäre) – bekomme ich eine Email von Air France: Das Sicherheitspersonal am Flughafen Paris streikt am 19.11. Mit starken Verspätungen und zahlreichen Flugausfällen ist zu rechnen. Wir könnten kostenlos umbuchen. Hmpff – hätten wir das ein paar Stunden vorher gewusst, hätten wir tatsächlich verschoben.

Jetzt aber riskieren wir es. Da wir in Zürch starten und in Paris „nur“ umsteigen, haben wir die Hoffnung dass es klappt. Weil wir in Paris nicht mehr durch die Sicherheitskontrolle müssen.

Offenbar aus Solidarität streiken in Paris aber auch die Beamten der Grenzkontrolle. Die Schleusen für die maschinenlesbaren Pässe sind abgesperrt. Ganze 3 Grenzpolizisten versehen bummelnd ihren Dienst. Knapp 2h stehen wir an – erreichen aber noch unseren Flieger! Und das gar nichtmal auf den letzten Drücker, weil der Abflug wegen des Streiks um 1h nach hinten verlegt wurde.

Geschafft! Im Flieger von Paris nach St Martin
Landeanflug auf St Martin

Hier noch ein Video von mir, gedreht im Januar 2020 vom Strand aus (In dem Flieger sassen wir natürlich nicht drin sondern standen am Strand und guckten zu):

5 Antworten auf „Der Weg zurück zur INVIA“

    1. Would be so great to see you again! Hopefully this new Covid mutation will still allow us to travel. I am getting scared our plans might become undoable

        1. Not a serious issue with Dorothees shoulder, will just take some time.

          I am more concerned that the new Covid mutation Omikron might lead to another border – closing! Hopefully not.

Kommentar verfassen

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.