Der Dinghy-Motor streikt!

Wenn bei einem Live Aboard das eigene Schiff dem Haus entspricht, dann entspricht das Dinghy dem Auto. Sagt man. (Mit „Live Aboard“ bezeichnet man Menschen wie wir, die auf einem Segelschiff leben).

Stimmt so nicht! Denn wenn das Auto defekt ist – oder man gar keines hat – gibt es Bus, Zug, Tram, Taxi usw. Oder das Fahrrad. Oder man kann auch einfach zu Fuß gehen. Was aber macht man als Segler ohne Dinghy? Mit Schwimmen kommt man nicht weit und ist vor allem nass.

White Bay aus der Vogelperspektive. Am Strand beachen wir das Dinghy.

Gestern noch beachen wir unser Dinghy am White Beach, um die Gummileine zu erneuern welche die Stoffabdeckung hält. (Mit „Beachen“ bezeichnet man das Anlanden des Dinghys an einem Strand). Die Stoffabdeckung trägt u.a. unser INVIA-Logo und schützt das Hypalon-Material des Dinghys vor den Einflüssen der UV Strahlung. Diese Gummileine hält idR. 1 Jahr – dann haben Salz & Sonne das Material zermürbt.

Auf dem Rückweg vom Strand fängt der Motor an zu stottern, bringt uns aber zum Glück noch sicher durch die Brandungswellen. Danach geht – nichts mehr. Ich nehme das Gehäuse ab und mache mich auf Fehlersuche. Auf den Nachbarschiffen registriert man meine Bemühungen. Uwe, zusammen mit seiner Frau vor 2 Jahren aus Rosenheim auf Langfahrt gegangen, kommt mit seinem Dinghy vorbei um mir zu helfen. Wir kommen zur Überzeugung dass Schmutz im Vergaser wohl die Ursache ist. Weil es schwellt und schaukelt, ich keine Möglichkeit habe den schweren 4 Takt Aussenborder mal an Bord zu holen (bzw. dort zu befestigen) unterlasse ich den Versuch, selbst den Vergaser zu zerlegen: Alles ist extrem kompakt verbaut, an etliche Schrauben kommt man nur ran wenn man das Gehäuseunterteil abnimmt.

Ach wie viel einfacher sind doch die japanischen 2 Takter aufgebaut – noch dazu sind sie viel leichter. Aber in Europa ist der Verkauf verboten, ergo hatten wir seinerzeit keine andere Wahl. Allerdings hat der 4 Takter hier in der Karibik einen echten Vorteil: Weil man hier noch neue 2 Takter kaufen kann, will kein Mensch so ein Ding haben. Es besteht kaum Gefahr, dass ein Dinghy mit 4-Takter geklaut wird. Einen gebrauchten 4 Takter verkaufen geht aber auch nicht. Ich habe schon etliche Segler getroffen, die tatsächlich ihren noch fast neuen 4 Takter weggeworfen haben weil sie sich hier einen 2 Takter besorgen konnten.

So oder so – es bleibt uns nichts anderes übrig, als unseren Motor ins Spital zu bringen. Zum Glück ist ein HONDA Marine Servicestützpunkt nicht weit: In Road Town, Tortola, nur 12 Seemeilen entfernt. Dort kommt der Motor auf den OP Tisch.

Unser Dinghy wird vom Krankenwagen aufgesammelt
Mit dem Trailer auf dem Weg zum HONDA-Spital
Ein kleiner Racor für den Dinghy Motor

Schnell ist der Fehler gefunden: Der Motor ist völlig in Ordnung, aber es ist zu viel Wasser im Benzin!

Wieder mal schlechten Sprit eingeschenkt bekommen. Diesmal in St. John (USVI): Dort hatte ich den Tank das letzte Mal befüllt. Zum Glück nur den Tank und nicht auch die Reservekanister: Die haben alle noch guten Sprit aus Antigua.

Um zukünftigen Fällen vorzubeugen, kaufe ich mir gleich einen Racor Filter mit Wasserabscheider. Die sind (vom selben Hersteller, nur in größerer Ausführung) bereits bei den Volvo Penta Dieselmotoren der INVIA verbaut und haben sich bestens bewährt. Ich kann die Racor Filter nur jedem wärmstens empfehlen. Bei unseren Volvos habe ich bereits auf den Kanaren die anfälligen, oft undichten Vetus Filter rausgeworfen und durch Racor ersetzt.

In Europa und vor allem in den USA günstig erhältlich, hier in der Karibik muss man für alles deutlich mehr berappen.

 

Eine Antwort auf „Der Dinghy-Motor streikt!“

  1. Danke für den Tipp. Muss morgen gleich mal schauen, welchen Vorfilter ich beim Volvo habe. Jedenfalls hatte ich noch nie Probleme damit (auch kein Wasser im Diesel). Lieber Gruss aus der Dom Rep

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