Zu Ostern keine Eier, dafür eine Hausnummer

Francis Bay, Hausnummer 93

Ostereiersuche im Meer ist ja nicht ganz üblich. Die US Virgins haben sich daher ein anderes Ostergeschenk für uns ausgedacht:

Wir bekommen eine Hausnummer!

Ok – Haus stimmt nicht so ganz. Es ist unsere Bojen-Nummer. Die Bojen wurden Ende letzter Woche von den Park-Rangern geprüft und mit neuen Nummern versehen. Wozu das gut ist, wissen wir seit ein paar Tagen: Seit heute sind die Bojen wieder gebührenpflichtig. 26 USD / Nacht. Oder die Hälfte, wenn man einen Pensionärs-Ausweis hat.

Den es grundsätzlich für 80 USD bei der Nationalparkverwaltung gibt, sofern man US-Bürger und über 65 Jahre alt ist. Nur momentan ist er zum Leidwesen etlicher Mitsegler nicht neu erhältlich, weil die Parkverwaltung wegen des Coronavirus geschlossen ist.

Schade dass es keinen Discount gibt, wenn man länger bucht. Aber wir wollen nicht meckern: Die Virgin Islands sind nunmal teuer. Das haben wir heute auch wieder gespürt, als wir in der Cruz Bay waren, um Lebensmittel einzukaufen. Dorthin mussten wir ohnehin, um unsere Boje zu bezahlen. Das sonst übliche System der schwimmenden Bezahlstation ist ausser Kraft gesetzt.  Man kann sich aber „seine“ Boje für bis zu 1 Monat reservieren – und muss nicht, wie sonst üblich, nach max. 7 Tagen woanders hin. Wir haben dazu heute neu eine kleine Boje mit unserer Hausnummer bekommen, die wir an der großen Boje hinterlassen, wenn wir Segeln gehen. Sind wir da, soll die kleine Boje am Schiff hängen als Zeichen für die Parkverwaltung, dass wir bezahlt haben. Angeblich wird das in der kommenden Woche kontrolliert, mal sehen.

Wir haben unsere Nummer 93 erstmal für 14 Tage gebucht; ob wir verlängern, entscheiden wir später. Der Vorteil ist, dass wir jetzt einen wirklich schönen & gut geschützten Platz sicher haben. Eine kleine Segel-Tagestour, eine Insel-Umrundung mit der INVIA, ein Besuch auf der großen Insel St Thomas zum Befüllen unserer Sodastreamkartusche, ein kurzer Ankerstopp zum Schwimmen & Schnorcheln an der Küste oder vor einem der vielen Felsen etc. etc. ist jetzt wieder möglich. Ohne Angst haben zu müssen, diesen schönen Platz zu verlieren. Solange wir bezahlt haben gehört die Boje uns und wir können abends einfach zu ihr zurück.

Normalerweise denke ich so überhaupt nicht – die Freiheit ist ja grade das Schöne am Segeln! Wenn uns unterwegs z.B. eine Bucht gefällt, werfen wir dort eben Anker und bleiben erstmal. Gefällt es nicht, geht man halt weiter.

Aber die USVI sind zur Zeit rappelvoll, und ¾ der Küstenlinie von St John ist Nationalpark. Im Nationalpark herrscht Ankerverbot, man kann nur an eine der ausgelegten Bojen. Und die auch bei wechselnden Winden geschützten Ankerplätze sehen recht voll aus. Wir sehen uns das alles mal in Ruhe an und entscheiden später wie es weiter geht.

Lebensmittel-Einkauf

Der Lebensmitteleinkauf war entspannt und zügig. Kein stundenlanges Anstehen wie es uns andere Segler z.B. aus Antigua berichten. Die beiden größeren Märkte waren gut bestückt und anders als bei den letzten beiden Einkäufen fast leer. Zahlreiche Angestellte im Starfish-Market – wo die capitania am liebsten einkauft – sind damit beschäftigt, regelmässig die Griffe und Scheiben z.B. der Kühltheken zu desinfizieren.
Strikte Regelungen wie auf den französischen Inseln gibt es auch nicht: Man darf zum Einkaufen jederzeit auf die – leergefegte – Strasse.

Gemüse müssen wir gar nicht besorgen – das hat unser Nachbar von der „Queen of Hearts“ organisiert. Die capitania ist begeistert ob der Frische und des vielen unbekannten Neuen: Bok Choi, Tat Soi, 4Angel-Bohnen – keine Ahnung wie das alles schmecken wird. Ich bin sehr gespannt!

Was gibt es sonst so zu berichten?

Wir kommen gut über die Runden. Es gibt eine Müllabfuhr per Boot, diverse Lieferdienste, Pizza oder Bagel (US-amerikanische Art von Brötchen in Kringelform. Mit Sesam oder Mohn oder Zwiebel usw. ) usw. usw.

Die Pizza vom Lieferservice war sehr lecker

Gestern waren wir zum Sundowner auf die dänische Yacht VERA eingeladen. Wobei – stimmt so nicht. Wir wahren strenges social distancing. Deswegen treffen wir uns nicht auf der VERA, sondern jeder bleibt unten in seinem Dinghy. Auch die Gastgeber selbst, damit sie nicht von oben herab zu uns sprechen müssen sondern trotz Abstand mit dabei sind:

Die INVIA Crew
Martina & Daniel von der VAIREA
Kirsten & Jens von der VERA

Danke an Martina von VAIREA für die Bilder!

Sperren

Alle Strände sind gesperrt, und leider auch die Wanderwege. Die Polizei patroulliert und überwacht. Unser Taxifahrer sagte heute, er habe in seinen 34 Jahren auf der Insel die Strände noch nie zuvor leer gesehen. Selbst nach Hurrikans seien die Leute an den Strand gegangen. Wir Segler dürfen schwimmen, mit dem Kajak oder dem SUP paddeln etc. Letzten Freitag nahm ich zum 1. Mal an der Aqua-Gymnastikrunde mit so einer Poolnudel teil – ohne den Boden zu berühren. Wichtig: Alles vom Schiff, nicht vom Strand aus!

Unser Nachbar fuhr gestern mit dem Dinghy an den Strand, um mit dem Auto einkaufen zu fahren (er hat hier ein Auto, welches am Strand gegenüber parkt). Auch das darf man. Als er aber auf dem Rückweg vom Auto ins Dinghy erst nochmal ne Runde schwimmen wollte, bekam er Ärger mit der Polizei. Jegliche Freizeit-Aktivitäten vom Strand aus sind untersagt. Klingt auf den 1. Blick unlogisch, aber es hat seinen Sinn. Schliesslich dürfen die Einheimischen den Strand nicht betreten – wieso sollten es dann die Segler? Weil wir Segler rein technisch bedingt mit dem Dinghy an den Strand müssen, um Besorgungen zu erledigen, den Hund Gassi zu führen, weil die Frau sich die Beine vertreten muss, etc. etc. ist es uns dafür, und nur dafür, erlaubt den Strand für das Anlanden des Dinghys zu betreten. Allerdings müssen wir ihn dann auf direktem Weg verlassen. Spaziergang am Strand ist nicht erlaubt, den muss man auf die Straße hinter dem Strand verlegen. Genauso wie Hund ausführen etc.

Quarantäne ist anstrengend!
Immer wachsam auf Kanal 72 um den neuesten Tratsch nicht zu verpassen.

Ich bereue inzwischen, mir doch keine Tauchausrüstung (inkl. 1 oder 2 Tauchflaschen) an Bord geholt zu haben. Es gibt etliche Taucher hier auf den Yachten, die sich an diversen Tauchspots treffen. Und einen hilfreichen Dienstleister, der mehrmals wöchentlich leere Tauchflaschen abholt und sie für 10 USD wieder befüllt. Weil die capitania nicht taucht, hatte ich auf die Ausrüstungsbeschaffung verzichtet und bin bisher immer mit lokalen Tauchunternehmen und von dort geborgter Ausrüstung los. Das geht derzeit nicht mehr, alle Tauchschulen u.ä. müssen geschlossen bleiben.

So eine Quarantäne kann tatsächlich langweilig werden!

Die capitania trifft das – noch – nicht. Sie versinkt in den von anderen Seglern geschenkten Puzzles.

Euch allen, ob in der Schweiz, Niederbayern, dem Schwabenland, jenseits des Weißwurst-Äquators, auf See oder vor Anker: Frohe Ostern – und bleibt gesund!

3 Antworten auf „Zu Ostern keine Eier, dafür eine Hausnummer“

  1. Frohe Ostern auch an Euch! Wünsche euch immer gute Gemüse-, Hausnummer-, Pizza-, Bagels-, Carib-, und Puzzleversorgung! Beste Gesundheit!

  2. Das mit der Tauchausrüstung ist wirklich Schade. Ich habe die gleiche Unterlassungssünde begangen, wenn auch nur teilweise: ich hab alles zum Tauchen, ausser die Flasche. Diese werde ich mir bei nächster Gelegenheit beschaffen 🙂

  3. Liebe Doro, ich sehe, es geht euch trotz corona wunderbar. alles liebe zum Geburtstag. Wir sind jetzt seit 4 wochen in inserem neuen Haus und haben dementsprechend viel zu tun. Wir wohnen jetzt wieder in Mühldorf. Euch weiterhin eine tolle Zeit. Genießt es

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