Weihnachten & Boat Owner´s Delight (Technik & Ersatzteile)

Am Mittwoch den 18.12.2019 fahren wir in die Simpson Bucht von Sint Marteen ein – eine riesige Lagune. INVIA wird dort in der Blue Perl Marina vertäut.

Freitag den 20.12.2019 besteigen wir den Flieger nach Amsterdam, von dort aus weiter nach Zürich. Denn Weihnachten feiern wir in den Schweizer Bergen mit unseren „Kleinen“.

Man stelle sich vor: Ich hatte angeboten, einen Flug zu uns in die Karibik zu sponsorn – aber Schnee & Kälte wollte keiner verlassen.
Also drehen wirs um. Und Sylvester feiern wir dann zu 6 mit den jeweiligen Partnern der Kinder – auch schön!

Über die Feiertage nach Graubünden: Blick aus unserem Fenster

Bisher blieb keine Zeit, den weltberühmten Anflug auf den Flughafen Sint Marteen selbst zu beobachten – zu viel gibt’s an der INVIA zu tun. Die beiden Videos aus YouTube (nicht von uns aufgenommen) sollen schonmal einen kleinen Eindruck vermitteln:

Überhaupt fehlt im BLOG noch ein Bericht über unsere Fahrt von St Kitts nach St. Barth, die Insel der Schönen & Reichen. Reichen, also Nach-Reichen, werden wir aber einen Bericht. Datiere ihn dann zurück, damit die Chronologie stimmt.

Hier ein Vorgeschmack:

St Barth kommt teuer

Panoramablick über Gustavia
Gustavia: Blick auf das erste Ankerfeld.
Hafenkino in Gustavia: Die Motoryacht SOL in der Bildmitte versucht (vergeblich) sich in die Lücke (am linken Bildrand) zu quetschen.
Am Sonntag morgen ankert dieses Kreuzfahrtschiff hinter INVIA und neben dem kleinen Segler. Gustavia wird voll, es geht Richtung Weihnachten.

Einiges gekostet hat uns St. Barth auch. Aber nicht, weil die capitania die dortigen High-End Boutiquen geräubert hätte.

Der Passatwind bläst kräftig, mit rund 25kn. Wir ankern 1 Nacht vor dem Hafen Gustavia. Dort haben wir zwar mit dem Dinghy guten Zugang zur Stadt – aber es ist recht rollig (wellig) und der Wind bläst zu sehr. Wenig gemütlich, wir verlegen uns daher in die schöne Colombier Bucht:

Schildkröte in Anse Colombier
Ankerplatz Colombier Bucht

Dort sind zahlreiche Bojen ausgelegt, um den teilweise mit Seegras bewachsenen Meeresboden zu schützen. Das Seegras wird gerne von den Schildkröten gefressen, die sich hier (und selbst im Hafen von Gustavia) tummeln. Unsere dortige Nacht ist etwas ruhiger, aber nicht wirklich entspannt. Und so beschliesse ich am nächsten Tag, auf eine inzwischen frei gewordene Boje in Ufernähe zu wechseln. Zuvor war ich mit dem Dinghy dort, habe mir die Leine der Boje zurecht gelegt um sie besser aufnehmen zu können. Und habe die Verankerung der Boje abgetaucht um evtl. Schwachstellen zu erkennen.

Wir sind aber dann nicht schnell genug – ein hereinkommender kleiner Charter-Kat mit etwa 10 Personen an Bord gibt Vollgas, überholt uns und schnappt uns die angesteuerte Boje weg.

Ist aber weniger ärgerlich als es klingt, denn wir stellen ohenhin fest, dass wir uns beide Festmacherleinen, mit denen wir an der ersten Boje festgemacht hatten, nahezu durchgescheuert hatten – es blieben nur noch ein paar Fasern. Nicht auszudenken, wenn wir das nicht gemerkt hätten – und am nächsten Tag wieder zu einem Spaziergang von Bord gegangen wären.

Bei dem starken Wind in der Bucht wären die Festmacher sicherlich gerissen und INVIA läge zerschellt am Riff!

INVIA an der Mooring Boje Anse Colombier

Die beiden Festmacher sind nicht mehr zu gebrauchen. Die Scheuerstelle war relativ mittig – es verbleibt einfach zu wenig Länge an den Reststücken.

Wir entschliessen uns zu ankern. In der Mitte der Bucht, dort wo keine Bojen ausgebracht sind und auch kein Seegras wächst, so daß wir die Natur nicht schädigen. Bei 5m Wassertiefe werfe ich den Anker und gebe inkl. Hahnepott 25m Kette.

Weil die Ankerkette durch ihr Gewicht die Schiffsbewegungen dämpft, liegen wir deutlich ruhiger. Dennoch rucken wir immer mal wieder in die Kette ein. Denn der Wind bläst dummerweise in der Bucht nicht konstant, er schwankt in Richtung und Stärke: Von 0 – 30 kn ist alles drin. Das führt dazu, dass das Schiff immer mal wieder etwas Fahrt rückwärts aufnimmt: Wenn der Wind zuvor gedreht hatte, dann ausblieb und plötzlich wieder mit 30kn anbrauste. Dann wird INVIA rückwärts getrieben – so lange, bis die Kette spannt und einruckt. Der Ruck wird zwar durch das Kettengewicht gedämpft – ist aber stark genug, um den Schäkel an der Ankerkette zu verbiegen. Trotz 12,5 Tonnen Bruchlast.

Dieser Spezialschäkel, aus hochfestem Edelstahl, hat eine Bruchfestigkeit von 12,5 Tonnen. Eine vergleichbare Qualität war bisher nicht in Sint Marteen aufzutreiben.

Auch an unserer Kette müssen wir arbeiten. Sie setzt Rost an. Es gibt viele Dinge an einem Segelschiff, an denen man sparen kann. Aber eines, eines würde ich niemals tun – und da verstehe ich sehr viele Segler überhaupt nicht: Niemals am Anker und niemals an der Qualität der Kette sparen! Daran hängt schliesslich ALLES – das gesamte Schiff. Es ist schlicht und einfach Blödsinn, ein paar Euro oder auch Hunderte von Euro an Anker & Kette zu sparen. Natürlich bringt es auch nichts, alles zu überdimensionieren. Aber sparen sollte man als Segler anderswo.

Unsere Kette hat nach gut 2 Jahren schon ordentlich Rost angesetzt

Mein ursprünglicher Plan war, in Sint Marteen eine neue Kette zu besorgen.

Zugbrücke zur Einfahrt in die Simpson Bay (Sint Marteen)

Aber auch bei der Kette hat Outremer in Sachen Materialqualität ganze Arbeit geleistet. So sehr ich mich über manche süd-französische Schlamperei geärgert habe, so sehr legt Outremer bei der Materialauswahl Wert auf Qualität. Das betrifft nicht nur die Auswahl des laufenden Guts (der Schoten oder „Leinen“ auf Nicht-Seglerisch): Nirgendwo gelang es mir bisher, Ersatz in derselben Qualität bekommen. Zwar konnte ich die diversen, inzwischen verschlissenen Schoten allesamt mit solchen gleicher Reiss- und Dehnfestigkeit ersetzen. Aber der Ersatz ist bei weitem nicht so geschmeidig zu handhaben wie die Erstausrüsterqualität.

Outremer hat aus Gründen der Gewichtsersparnis eine 10mm Kette gewählt. Katamarane anderer Hersteller dieser Grösse haben meist 12mm, manche gar 14mm. Aber: Outremer greift auf einen Hersteller zurück, der hochfesten Stahl in Premiumqualität verwendet. Die Bruchlast unserer Kette liegt bei 12.500 kg. Ich frage den Hersteller an, angeblich hat er sogar in St Martin (dem französischem Teil der zweigeteilten Insel) eine Niederlassung. Da ich aber nicht auf Französisch kommunizieren kann, ist es nach dem 2. Mailkontakt aus. Ich bekomme keine weiteren Antworten, geschweige denn ein Angebot. Das passiert mir erstaunlich häufig, wenn ich mit französischen Herstellern zu tun habe: Sobald klar wird dass ich Französisch nicht verstehe, hat kein Mitarbeiter mehr Lust sich mit mir zu beschäftigen. Ich kapiers nicht. Offenbar heisst es dann bei vielen französischen Unternehmen:

Wegen Reichtum geschlossen!

Ich kontaktiere diverse andere Händler. Das Beste, was ich auftreiben kann ist Grade 40. Bei 10mm Stärke bedeutet dies eine Bruchlast von 5.000 kg – weniger als die Hälfte dessen, was wir jetzt haben.

Nun verliert zwar unsere Kette durch den Rost sukzessive an Belastbarkeit. Aber so viel Rost, dass wir von 12.500 auf 5.000 kg Bruchlast sinken, hat sie nun auch noch nicht. Zumal die letzten 30m (wir haben 70m Kette) noch gut verzinkt sind. Weil wir in den kommenden Wochen kaum in grösseren Tiefen ankern werden, bei denen wir mehr als 30 – 35m Kette brauchen sollte, entschliesse ich mich dazu: Wir behalten unsere Kette und drehen sie einfach um. Bzw. werden sie einfach umdrehen, im Januar nach unserer Rückkehr. Denn die Zeit rinnt uns davon.

Was wir erledigen ist u.a. eine neue Schot fürs Daggerbord. Die alte wurde beschädigt, mitsamt der Abdeckplatte aus dem Rumpf gerissen, da ein nicht näher genanntes Crewmitglied entgegen der ausdrücklichen Anweisung des captains die Elektrowinsch zum Hochholen benutzte. Da das Daggerbord zu diesem Zeitpunkt aber bereits auf Anschlag oben war, wütet die Elektrowinsch mit voller Gewalt.

Daggerbord: Halterung der Umlenkung
Anheben des Daggerbords, um die Schot auszutauschen

Unsere Steuerbord-Wasserpumpe ist seit einigen Wochen defekt. Kein grosses Problem, wir können den Steuerbord-Tank mit der Backbordpumpe bedienen. Ausserdem habe ich einen Ersatz an Bord – jedoch nicht die passende Grösse. Denn aus irgendwelchen Gründen verbaut Outremer an Steuerbord die leistungsstärkere Marco UP6E, an Backbord die UP3E. Als Ersatz an Bord haben wir die UP3E. An sich auch kein Problem. Aber ich bestelle mir beim deutschen Versandhändler SVB gleich die passende UP6E. Zu liefern nach Sint Marteen. Lieferzeit soll 3 Wochen betragen – aber nach 4 Tagen ist sie schon da und wartet seither auf unsere Ankunft. Ich werde sie ebenfalls im Januar nach unserer Rückkehr verbauen:

Einen Tag vor der Abreise gibt zu allem Überfluss auch unsere Waschmaschine den Geist auf. Genau 2 Wochen nach Ende der Garantiezeit (wir hatten die Waschmaschine erst nachträglich einbauen lassen; daher ist sie „jünger“ als die gesamte INVIA).

Ich vermute, die Laugenpumpe ist defekt. Laut Bedienungsanleitung sitzt der Hersteller, eine Fa. SOBA, in der Schweiz. Die Fa. „SOBA International Trading“ entpuppt sich aber nicht als Hersteller sondern als reiner Händler, der mit allen möglichen Produkten handelt. Von Pfannen, Messern, Gemüseschneidern über Nudelwalzen ist so ziemlich alles im Programm. Man hilft mir dennoch weiter und verweist mich auf einen Ansprechpartner/Hersteller in Tschechien. Den frage ich an, ob er uns eine neue Laugenpumpe nach St. Martin oder in die Schweiz senden kann. Kann er, aber er hat einen besseren Vorschlag: Die Firma stellt ein baugleiches Modell für den Schweizer Elektrohändler FUST her. Er nennt mir die FUST Teilenummer – und so bestelle ich beim Schweizer Händler die neue Pumpe. In der Hoffnung, dass meine Diagnose korrekt ist und ich dieses Teil auch einbauen kann. Ohne die halbe INVIA zerlegen zu müssen.

Und eine Reihe weiterer Kleinigkeiten warten darauf, im Januar erledigt zu werden.

In Trinidad bei der „Wasser im Dieseltank-Aktion“ ging entweder der Sensor des Dieseltanks defekt, oder die Kalibrierung der Anzeige. Wobei ich (noch) nicht blicke, wie ich die Anzeige kalibrieren soll. Jedenfalls haben wir seit Trinidad keine Anzeige des Dieselvorrats im Steuerbord-Tank. Ich messe seither den Füllstand „zu Fuss“ indem ich ab und an eine kleine Leine in den Tank halte und dann nachsehe, an welcher Stelle sie mit Diesel benetzt ist.

Euch allen ein gesegnetes Weihnachtsfest – und einen guten Rutsch ins neue Jahr!

Erweiterte Bildergalerie:

2 Antworten auf „Weihnachten & Boat Owner´s Delight (Technik & Ersatzteile)“

  1. Mein damaliger 12m Kat wurde mit 8mm Kette geliefert. Meist war das ok, aber nach ich einen Ankerplatz nach unzaehligen Ankermanoevern aufgegeben musste (auf 15m Wassertiefe wurde die 90 m Kette gestreckt und der Anker ausgerissen), habe ich auf 10 mm gewechselt. Von dann an war Ruhe.
    Trotzdem eine Bemerkung: deine Kette scheint mir stark verrostet, das hatte ich bei meinen Ketten so nicht, trotz vielen, vielen Ankermanoevern zweimal um die Welt. Gut ich habe die Ketten jeweils nach spaetestens einem Jahr gedreht. Meine Markierungen waren in 15m Abschnitten, so dass nicht jedesmal neu markiert werden musste.
    Meine Bojenfestmacher habe jeweils mit einem Webleinstek oder 1 1/2 Rundtoern und zwei halben Schlaegen an der Boje belegt. Schont die Festmacher, macht aber das Ablegen etwas aufwendiger.
    Frohe Weihnachten aus der Waerme Floridas James

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