Wir liegen weiter in Puerto Sotogrande, haben eine 5te Nacht bis morgen dran gehängt. Auch wenn uns die exorbitante Liegegebühr von 139,17 €uro plus Strom, Wasser & WiFi auf den Keks geht. Aber die umgebende Infrastruktur ist nett und ruhig. Bei weitem nicht so offen und von Schauvolk überlaufen wie Puerto Banus in Marbella – die einzige andere Marina der Gegend in der wir sicher einen Liegeplatz bekommen hätten. Ankern in der Bucht von Gibraltar oder La Linea wäre zwar noch eine Option. Aber dazu machen wir uns jetzt vor dem ersten größeren Schlag auch nicht mehr auf.
Proviant bunkern
Die capitania ist mit dem Mietwagen nach La Linea zum Carrefour gefahren, Proviantvorräte aufstocken. Das geht easy denn wir können zum Ausladen mit dem Mietwagen bis an die INVIA ran fahren. Ich bereite mich und INVIA auf die Fahrt durch die Strasse von Gibraltar und weiter nach Lanzarote vor.
Ursprünglich wollten wir am 20.9. in Malaga Oliver als Mitsegler an Bord nehmen. Der hatte auch alle Flüge gebucht, und wir für uns alle die Genehmigung zur Besteigung des Teide-Gipfels auf Teneriffa, Spaniens höchstem Berg, eingeholt.
Leider musste Oliver aus dringenden familiären Gründen absagen. Wir hatten dann einige andere potentielle Mitsegler-Kandidaten kontaktiert und unseren Aufenthalt an der wunderschönen spanischen Küste einfach verlängert. Just dann aber, wenn jemand den wir auch gerne mitnehmen würden Zeit hatte, kündigte sich unpassendes Wetterfenster an. Die längerfristige Wind- & Wettervohersage geht derzeit davon aus, dass in ca. 1 Woche der Wind vor Gibraltar von West auf Ost dreht. Dann ist für ein Segelschiff ein Passieren zwar nicht unmöglich; aber für einen Katamaran wie unsere INVIA sehr erschwert. Durch die schmale Gasse zwischen Festland und dem Verkehrsgebiet der Großschiffahrt aufzukreuzen, das würde anstrengend und dauern. Zudem soll auf dem Weg zu den Kanaren etwas südlicher Wind aufkommen – den wollen wir auch nicht denn das hiesse wieder Wind von vorne.
Ich sage aber nichts. Denn ich weiss, dass die capitania noch immer ungern Nachtfahrten macht. Auch wenn wir dies nun schon mehrfach zusammen gemeistert hatten. Ich selbst hatte während meiner eigenen Segelkarriere des Öfteren auch längere Nachtschläge gemacht – aber eben immer in größerer Crew und nicht zu Zweit.
Es sieht gut aus!
Darum bin ich enorm erleichtert als die capitania von sich aus mit dem Vorschlag kommt: Dann gehen wir eben alleine! Yap, genau so machen wir es und dass die capitania selbst mit dem Vorschlag kommt nimmt jeglichen Druck von mir. Zudem gibt es mir die Möglichkeit, das wirklich passendste Wetterfenster auszusuchen.
So planen wir am morgigen Samstag gegen 08:30 auszulaufen. Wir haben etwa 12 sm bis zur Spitze von Gibraltar. Dorthin brauchen wir unter Motor etwa 2 Stunden, unter Segel je nach Wind. 1 – 2 Stunden, jeweils ohne Strom gerechnet. HW (Hochwasser) in Gibraltar ist am Samstag um 06:23. Ca. 4 Stunden nach HW Gibraltar beginnt an der Nordseite (der spanischen Seite) in der Strasse von Gibraltar die Strömung zu kentern und westwärts zu setzen. Genau die Richtung, die wir brauchen. Ca 6h nach HW Gibraltar erreicht an der spanischen Küste der westsetzende Gegenstrom mit bis zu 3kn die größte Kraft, bevor er dann weitere 3h später anfängt in die Gegenrichtung zu drehen.
Der Wind hat bereits ordentlich nachgelassen, die Wellen werden im Laufe des Tages und der Nacht spürbar zurück gehen. Wenn uns das Glück nicht verlässt, sollten wir morgen mit ca. 10 kn (in der Strasse verstärkt auf 25kn) Ostwind – also genau von hinten – wunderbar durchkommen. Für den weiteren Verlauf im Atlantik sind leichte NOliche Winde zwischen 3 und 4 Bft, max. 5 Bft vorhergesagt, charakteristische Wellenhöhe nicht über 1,35m. Das sind optimale Bedingungen!