Von Estepona nach La Grande Motte

Die etwa 600 Seemeilen lange Strecke nach La Grande Motte führt uns vorbei an den schönsten Küsten Spaniens.

Malerische Küstenabschnitte, angefangen von der Costa del Sol in Andalusien geht es über Murcia, Valencia vorbei an Barcelona zur Costa Brava und dort über die Grenze nach Frankreich.

Estepona & Landausflüge durch die Berge Andalusiens

Erstmal aber bleiben wir noch in Estepona, machen schonmal einen ersten Anlauf, auf INVIA klar Schiff zu machen. Wir reinigen alles, was von der langen Überfahrt über den Atlantik geblieben ist. In jeder Ecke des Schiffs gibt es Salz- und Schmutzreste – da ist Etliches zu tun. Es ist heiss und in der Marina windstill – INVIA heizt sich in der Sonne mächtig auf. Aber die Abende sind schon angenehm kühl und tagsüber haben wir  Landstrom, um die AirCon zu Hilfe nehmen zu können.

Auch für Ausflüge nach Estepona bleibt Zeit:

Der Wind steht ungünstig, soll aber in ein paar Tagen auf West drehen. Das wäre ideal – ergo nehmen wir einen Mietwagen und erkunden die Gegend bis es soweit ist.

Juzcar, die Schlumpf-Stadt

Wir fahren unter anderem durch die Berge Andalusiens nach Juzcar. Sony Pictures veröffentlichte 2011 den Kinofilm „Die Schlümpfe„. Technisch eine Mischung aus Real- und Computeranimationsfilm. Als Teil der Marketing-Maßnahme gewann man das idyllische Dörfchen Juzcar, das wie vieler andere Dörfer in den Bergen Andalusiens weiss gestrichen war. Die Bevölkerung von Juzcar stimmte zu, alle Häuser im Dorf schlumpf-blau anstreichen zu lassen. Einige Quellen behaupten, dass Teile des Films hier gedreht wurden. Tatsächlich aber war es eine reine Werbemaßnahme.
Sony wollte danach die Häuser wieder weiss streichen. Bei einer Abstimmung gegen Ende des Jahres wurden die Bewohner gefragt, ob die Häuser weiterhin blau bleiben oder in den weißen Ursprungszustand zurückversetzt werden sollen. 33 Bewohner stimmten für die Farbe weiß, 141 Bewohner für blau. Damit blieb Júzcar blau und gilt somit als das erste Schlumpfdorf der Welt.

Ronda

Auch Ronda ist definitiv einen Besuch wert. Die kleine andalusische Stadt liegt auf einer Höhe von 723 in der als Serranía de Ronda bekannten Berglandschaft, zu der auch die Naturparks Sierra de Grazalema und Sierra de las Nieves gehören.
Die Altstadt liegt auf einem rundum steil abfallenden Felsplateau. Vom jüngeren Stadtteil getrennt ist sie durch eine knapp 100 m tiefe, vom Río Guadalevín gebildete Schlucht. Überspannt wird der Abgrund von drei Brücken: die Puente Árabe („Arabische Brücke“), die Puente Viejo („Alte Brücke“) und die bekannteste, die im 18. Jahrhundert erbaute Puente Nuevo („Neue Brücke“).

UInterwegs treffen wir vielerorts auf Korkeichen, bei denen die Rinde zur Korkgewinnung abgeerntet wurde:

30% der weltweiten Kork-Produktin kommen aus diesr Gegend Andalusiens.

Segel setzen!

Als der Wind gen Westen dreht, machen wir uns mit INVIA auf den Weg. Richtung Osten, später Nord-Osten. Zurück nach Frankreich, zur Outremer Werft nach La Grande Motte. Viel Zeit lassen wir uns nicht: So richtig Lust zum Bummeln hat keiner: Wir wollen die Strecke zügig hinter uns bringen. Aber auch stressfrei, daher in Etappen ohne Nachtfahrten. Wir ankern jeden Nachmittag / Abend um den Tag bei einem Gläschen Wein ausklingen zu lassen. Meist ankern wir ausserhalb eines Stadthafens oder einer Marina und können mit dem Dinghy an Land fahren.

Am Morgen geht’s dann idR. weiter. Leider nicht immer unter Segeln – wir sind halt im Mittelmeer. Nicht ganz umsonst gilt unter Cruisern der Spruch:

Im Mittelmeer hat es entweder zu wenig Wind, oder zu viel.

Es fehlt halt der stabile Passatwindgürtel, der uns von den Kanaren in die Karibik bis etwa Puerto / DomRep begleitet hatte.

Besuch der zukünftigen Eigentümer

Bei Porto Garaff, etwa 20 nm südwestlich von Barcelona, ankern wir und nehmen am nächsten Tag Veronique & Laurent für eine Tagesausflug an Bord.

Es ist das erste Mal, dass wir und die neuen Besitzer der INVIA uns persönlich kennen lernen.

Und auch das 1. Mal, dass die beiden INVIA live zu Gesicht bekommen: Bisher kannten sie uns nur vom BLOG. Beide sind sehr nett, die Chemie stimmt auf Anhieb. Wir sind überzeugt, dass INVIA in gute Hände kommt – emotional ein nicht unwichtiger Aspekt.

Wir haben leichten Wind und können diverse Leichtwindsegel wie das Code 0 und das Code D ausprobieren. Weil Gewitter angersagt sind, gehen wir abends in die Marina bei Port Ginesta. Verabschieden uns von Veronique & Laurent.

INVIA, ein Schiff voller Drogen

Wir bleiben dann 3 Nächte, weil weiterhin Gewitter angesagt sind und wir ohnehin auf INVIA weiter klar Schiff machen müssen. Aufräumen. Einpacken was wir mitnehmen wollen. Entsorgen was nicht mehr gebraucht wird, wie Teile unserer Bordapotheke: Salz- und Ringerlösungen für intravenöse Infusionen, leichte und schwere Schmerz- und Betäubungsmittel sowie Morphine für den Fall schwerer Verletzungen an Bord usw.

Was für ein Glück, dass wie nie etwas davon gebraucht hatten!

Auch Dinge wie Holzbretter und Holzlatten, Segeltuchreste usw usw für potentielle Notreparaturen kommen in den Müll. Ebenso wie unser Bollerwagen der inzwischen doch etwas Rost angesetzt hatte. Alte Kleider usw. usw.

Und: Wir machen, mit dem ÖV, einen Ausflug nach Barcelona.

Was für eine herrliche Stadt!

Wir beschließen spontan, wieder zu kommen. Wenn weniger Touristen unterwegs sind. Vielleicht im Spätherbst, wenn INVIA aus dem Wasser geholt wird wo wir dabei sein wollen.

Der französische Zoll nimmt uns ins Visier

Kaum überqueren wir die Grenze nach Frankreich, bekommen wir Besuch vom französischen Zoll. Eine Frau und zwei Männer kommen an Bord, ein vierter Mann bleibt im Beiboot. INVIA wird gründlich durchsucht – wobei es dazu aus zolltechnischer Sicht keinen Grund mehr gibt, denn wir kommen aus der EU.

Aber INVIA steht im französischen Zollregister noch als Schiff mit Heimathafen Marshall Islands in den Unterlagen, wie ich dem Gespräch bei der Inspektion entnehme. Also geht’s wohl eher um die MwSt – womit die Inspektoren aber nicht gleich rausrücken. Die aber habe ich auf den Azoren bereits entrichtet. Und dabei nicht nur das Schiff sondern die komplette Ausrüstung, auch alle Rum-, Gin- und Weinvorräte mitverzollt und legal in die EU eingeführt. Wobei man diese gar nicht verzollen muss. Denn die Einfuhr von Waren die auf dem Schiff bleiben – bzw. nur an Bord konsumiert werden – und deren Besitz legal ist (also keine Drogen usw.), war bisher in jedem von uns besuchtem Land zollfrei. Unsere Ausrüstungsgegenständen wie PC, Fernglas usw. bleiben ja an Bord. Lebensmittel inkl. Getränke werden ebenfalls nur an Bord verzehrt und nicht an Land gebracht.

Dennoch wird INVIA gründlich untersucht. Vielleicht auch weil es etwas merkwürdig anmutet, dass wir so viel in Taschen, Rolltaschen und Kisten verpackt hatten? Wir waren ja bereits auf das Entladen in La Grande Motte vorbereitet. Nach etwa 45 Minuten ist aber alles erledigt. Es gibt trotz vorgefundener Alkoholika und einer einsatzbereiten Pfefferspray-Pistole, die wir seit unserem Erlebnis in Melia an Bord haben, keine Beanstandungen.

La Grande Motte

Ende August erreichen wir La Grande Motte. Es folgen anstrengende Tage, schliesslich wollen wir alles pickobello sauber hinterlassen.

Vom Flughafen Montpellier miete ich einen Kombi, den wir bis unter die Decke voll packen. One-way, die Rückgabe erfolgt später in Mulhouse nahe der Schweizer Grenze zu Basel (die Rückgabe in der Schweiz wäre nicht möglich).

Wir übernachten in Aigues Mortes, um INVIA nicht mehr zu verschmutzen und räumen am Folgetag den Rest aus. Dann gehts ab, in Etappen Richtung Schweiz.

Unter anderem machen wir eine Zwischenstopp in Lyon. Im Bild eine der „geheimen“ Häusereingänge in der Altstadt. Damit sind 2 Strassen miteinander verbunden – man muss nur wissen, welche Tür man öffnen kann umd dann durch das Haus hindurch zur anderen Seite zu gelangen. Und eine interessante Idee für ein öffentliches WC: Der Urin wird gesammelt und als Dünger verwendet.

Zwischenstopp am Schweizer Murtensee, an der Grenze der Kantone Vaud und Fribourg und somit an der franszöisch-deutschen Sprachgrenze:

Einen Teil unserer Ladung können wir dann bereits in der Garage unseres neuen Domizils zwichenlagern, bis dieses bezugsfertig ist. Der Rest kommt nach Lenzerheide in unsere Ferienwohnung.

Eine Antwort auf „Von Estepona nach La Grande Motte“

  1. Thanks for the nice words dear Stefan. It was indeed a great pleasure to get to know Dorothee and yourself, and we had a nice evening plus a great day together. The boat is right as we expected to be , and we promise we will take good care of her for sure… you will always be welcome on board to check it by yourselves 😊!
    All the best for your new “landlife” , enjoy !
    Veronique and Laurent

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