Unsere kleine Welt sozialisiert sich

Wie die capitania im Beitrag zuvor schon erwähnte, ist „unsere“ Bucht voll: Jede Boje ist belegt. Die Abstände der Bojen sind hier auf den USVI sehr großzügig, rund um jede Yacht ist viel Platz. Würde man ankern dürfen, wäre es hier inzwischen sicher viel dichter, denn immer mehr Segler haben inzwischen die USVIs erreicht.

Die Mehrheit sind US-Amerikaner, aber auch einige Kanadier und Europäer haben sich hier versammelt. Und natürlich auch Schweizer wie unsere Freunde von der VAIREA, die hinter uns liegt.

Keineswegs sitzen wir hier alle im selben Boot!

Nicht buchstäblich. Denn jeder sitzt in seinem eigenen Boot. Und hält die gebotene Sozialdistanz. Besuche auf anderen Booten finden praktisch nicht statt. Mit Ausnahme von Gruppen, die schon länger zusammen unterwegs sind. Wie zum Beispiel auf dem Kat neben uns mit Kindern an Bord, die sich schon vor einigen Wochen mit 2 anderen Yachten – ebenfalls mit Kindern an Bord – zusammen getan haben. So können die Kids miteinander auf einem der 3 Boote spielen und sich austoben. Ohne zusätzliches Ansteckungsrisiko. Auf einem Kat hat einer der Papas die Dirk als Schaukel & Schwingliane umfunktioniert (siehe Foto im letzten Beitrag) – natürlich ein Highlight!

Unser WiFi-Spender: Die geschlossene Tiki-Bar, deren Betreiber aber immer noch das WiFi laufen lässt.

Auch die Erwachsenenwelt sozialisiert sich.

Denn: Jede Yacht (und deren Crew) sitzt im selben Boot! So abgeändert stimmt die Redewendung perfekt. Weil die Parkverwaltung die Müllentsorgung eingestellt hat, wird das privat organisiert: Ein Inselbewohner, selbst Segler, hat die Situation mitbekommen und angeboten, an bestimmten Tagen den Müll mit seinem PickUp aufzusammeln und zur zentralen Sammelstelle zu bringen. Andere wollen nachziehen. Auch wenn mich der teils gedankenlose Umgang mit unseren Ressourcen nervt (siehe den bereits erwähnten Drang, trotz kühler Nächte die Motoren laufen zu lassen um nachts die AirCon zu betreiben): Hilfsbereit sind sie wirklich, die Amerikaner – und Gemeinschaftssinn haben sie auch. Defintiv ein großer Unterschied zu Europa!

Seit heute gibt es ein Cruiser-Netz für die Maho- & Francis-Bucht: Jeden Morgen um 08:00 auf Kanal 72 werden Infos ausgetauscht, angefragt wer Hilfe braucht und wer wo welches Problem lösen könnte usw. usw.

Auch ein Lebensmittel-Lieferdienst hat sich organisiert. Jemand anders bietet montags, mittwochs und freitags im Meer vor dem Strand Aquagymnastik, kostenlos natürlich. Abstand halten ist im Meer ja einfach, es hat genug Platz. Alles steht erst am Anfang, aber die Nachbarschaft wächst rasch zusammen. Grade kamen Paul & Monica von der Moonshadow mit dem Dinghy für einen kleinen Schwatz vorbei. Im Dinghy sitzen bleibend, damit keine Ansteckungsgefahr entsteht. Geht auch! Über das Angebot zum Puzzletausch denkt die Capitania noch nach. Sitzen da jetzt Viren auf den Teilen?

Wir waren heute nochmal zum Proviantieren im Hauptort von St John, in der Cruz Bay. Wie zuvor erwähnt mit dem Taxi, denn unseren tollen Bojenplatz hier in Pool-Position geben wir nicht leichtsinnig auf.

Blick auf die Feinkost-Käsetheke. Es gibt noch einen weiteren großen Kühlschrank mit Standardkäse. Im Hintergrund ein Ausschnitt des Gemüse- & Obstbereichs. Es fehlt an Nichts.
Ausschnitt aus der Feinkost – Käsetheke. Es hat echten französischen & Schweizer Käse – da kann ich nicht wiederstehen! Lecker sag ich, wirklich lecker so ein richtiger französischer Brie oder Camenbert. Oder höhlengereifter Schweizer Gruyere. Trotz 2stelliger Preise selbst für eine kleine Packung einfachen Standard-Käses wie Bressot. Aber dauernd den US-Cheddar-Käse essen mag ich auch nicht.

Der Ort ist derzeit wie ausgestorben. Wir sind später los gezogen, weil die frische Lieferung montags erst im Laufe des Morgens eingeräumt wird. Das war insofern nicht ganz geschickt, als viele Einheimische mittags einkaufen, wie wir heute gesehen haben. Nicht jeder hält Abstand, die meisten aber doch. An der Kasse muss man alle Artikel aufs Band legen und die Einkaufstaschen dazu. Dann hinter eine rote Linie treten. Die Kassiererin packt alles ein. Man soll nicht hinter ihrem Band selbst einpacken, um Distanz zu wahren. Die Kreditkarte muss in ein Körbchen gelegt werden, aus dem sie die Kassiererin nimmt. Bedrückend. Und für uns kein Alltag, weil wir im übrigen immer und leicht Distanz halten.

Absehbar steht kein Einkauf mehr an. Wir bleiben in unserer kleinen Welt.

Eine Antwort auf „Unsere kleine Welt sozialisiert sich“

  1. Wir sind auch Part in diesem kleinen Kosmos und liegen mit unserer kleinen Welt hinter der der Invia. Sind Euch Beiden sehr dankbar dafür, dass ihr uns völlig selbstverständlich mit frischem Gemüse und Früchten vom Einkauf mit versorgt habt. Gelebte Hilfe in der kleinen Welt.

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