So unterschiedlich

So unterschiedlich wie die Landschaft und der Küstenverlauf waren gestern auch die Segelbedingungen. Während die Cala San Pedro und die nachfolgende Küste bis zum Cabo Gato uns mit ihren imposanten und sowohl farblich als auch in der Gesteinsart wechselnden Landschaften beeindrucken, folgen nach dem Cabo Gato wieder endlose Plastikplanenlandschaften.

Von denen sehen wir aber schon sehr bald nur mehr wenig. Während wir bis zum Mittag bei klarem sonnigen Wetter und wenig Wind küstennah auf Sightseeing-Tour motort waren, kommt am Nachmittag ordentlich Westwind auf. Er bringt sehr diesiges Wetter und lässt uns auf Amwindkurs frösteln.

Möwen- und Fischfutter

Wir sehen einen großen Schwarm Möwen auf dem Wasser. Untrügliches Zeichen für Futter. Nur ist nicht wie sonst ein Fischtrawler zu sehen, der seinen Beifang ins Meer wirft. Wir sind neugierig. Der Skipper legt eine Q-Wende hin und wir meinen, zwei große tropfenförmige Pflanzenballen schwimmen zu sehen, in denen sich kleine Fische aufhalten. Aber so ganz passt das nicht. Der Skipper legt noch eine Q-Wende drauf und segelt uns ein weiteres Mal perfekt zum Möwentrubel. Jetzt sehen wir, dass die beiden Tropfen aus unzähligen sehr dicht beisammen schwimmenden kleinen Fischen bestehen. Sie werden von unten gejagt, denn große Fische sprengen die geschlossenen Fronten. Und von oben, denn wenn die geschlossene Form aufbricht, stürzen sich Möwen auf die oben schwimmenden Kleinen. Fressen und gefressen werden.

Morron Genoves

Vor dem Cabo Gato liegt Morron Genoves. An eine große einsame Sandstrandbucht schließt sich eine tolle Felslandschaft an, die in Sanddünen ausläuft. Unzählige kleine Sandstrände, die wohl nur zu Fuß oder mit dem Schiff erreichbar sind. Jetzt ist es dort ruhig. Aber wir lesen, dass die Spanier aus den umliegenden Orten im Sommer sehr gerne und in großer Zahl herkommen. Infrastruktur gibt es dort keine, wirklich etwas für Naturliebhaber.

Das Cabo Gato beeindruckt mit großen weißen Felseinschlüssen.

Bucht von Almeria

Wir segeln durch die diesige Bucht von Almeria. Der Amwindkurs trägt viel Salz auf die Invia. Dort verklebt er mit dem feinen rotbraunen Wüstensand, den der Wind rumträgt. Der Skipper reinigt die Solarzellen, um bei Sonne wieder volle Leistung zu erhalten. Den Rest müssen wir später mal säubern.

Je näher wir unserem Zielort Aguadulce kommen, desto häufiger springt der Funk an. Der Vessel-Service von Cabo Gato informiert, dass er wegen Rettungseinsätzen im Alboranmeer seine Dienste im Verkehrstrennungsgebiet von Cabo Gato nicht erbringen kann. Eine Küstenfunkstelle informiert über ein kleines Boot mit vielen Menschen an Bord im Alboranmeer zwischen Marokko und Spanien. Man ruft alle Schiffe auf, Ausschau zu halten und ggf. die Küstenfunkstelle zu benachrichtigen. Ich bin froh, dass die Spanier nach wie vor Rettungseinsätze im Gebiet fahren. Ein solches kleines Menschenbepacktes Boot sehen und nicht helfen zu können, wäre schrecklich. Und natürlich könnten wir nicht mehr tun, als über Funk Rettung zu rufen, falls wir ein Flüchtlingsboot sehen. Noch sind wir aber nicht im Gebiet vor Marokko, allerdings bereits im Alboranmeer.

Als wir uns Almeria nähern, das unweit vor Aguadulce liegt, wird der Schiffsverkehr dicht. Alle anderen wollen in die Marina Almeria, wir wollen weiter. Nicht immer ist klar, ob die Motorschiffe uns unter Segeln die gebotene Vorfahrt gewähren. Der Skipper funkt eines an, das unbeirrt mit hoher Geschwindigkeit auf uns zuhält. Ob man uns auch sieht, fragt er. Don’t worry, ist die Antwort. Und dann wird tatsächlich der Kurs so korrigiert, dass der Motorbrüller hinter uns durchgeht. Zum Glück, denn die, die dicht vor uns durchgehen, lassen uns auf ihren ordentlichen Heckwellen schwanken und die Segel schlagen. So wie der ziemlich abgewrackt klingende und aussehende Fischtrawler, in dessen Heck wir fast hätten einsteigen können, so dicht knattert er vor uns durch.

Anker fällt vor Aguadulce

Wir ankern vor Aguadulce. Als einzige, alle anderen gehen in die Marina. Das ist für uns aber gar nicht nötig, wir liegen sehr ruhig vor dem Strand. Die Marina besuchen wir abends per Dinghi. Sie hat unzählige Bars und einige Restaurants. Als wir weiter entlang der Strandmeile laufen, finden wir gefühlt in jedem fünften Haus eine Eisdiele. Aber kein offenes Restaurant. Die Spanier finden ja auch nichts dabei, erst um 22 Uhr Abend zu essen. Uns aber hängt der Magen durch. Also zurück in die Marina, die inzwischen auch von vielen wohl Appartementurlaubern aus dem Ort bevölkert wird.

Aguadulce vom Ankerplatz gesehen

Wir essen und trinken hervorragend. Anders als beim letzten Restaurantbesuch in Calabardina (siehe unseren BLOG zu Dieter Thomas Heck). Dort fanden wir in einem trostlos leeren Ort voller Ferienappartements nur mühsam einen kleinen Platz mit drei Bars. Wir wählten die, die sich auch als Pizzeria anbot. Bei TripAdvisor recht oben gelistet. Und bekamen ganz offensichtlich tiefgekühlten fertig gekauften Pizzaboden belegt mit Dauerware, nichts Frisches. Immerhin hatten wir mit 19 € inkl. Wasser und Wein für jeden noch nirgends so billig Abend gegessen wie in Calabardina. Und noch nirgends so teuer wie in Aguadulce. Das liegt aber wohl an unserer Auswahl. Wir haben nicht den Eindruck, dass es hier hochpreisig ist.

Heute waren wir mit dem Bus in Almeria. Dazu demnächst mehr. Zunächst verlegen wir uns ans Ende der Bucht von Almeria. Denn wir planen, morgen sehr früh Anker aufzugehen für einen Schlag über das Alboranmeer nach Melilla. Mal sehen, wie das wird. Der heutige Ausflug jedenfalls war sehr lohnend.

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