Pirates of the Carribbean

Ausgerechnet das, ausgerechnet jetzt!

Leider ist der Titel bitterer Ernst.

Bei der Überlegung, wo wir INVIA die Hurricane-Saison über lassen, spielte Sicherheit die dominante Rolle. Sicherheit in Form einer professionell geführten Marina. Sicherheit in Bezug auf die geographische Lage zum Hurricane-Gürtel. Sicherheit in Bezug auf Diebstähle und Überfälle. Unser Plan war und ist es, INVIA in Trinidad aus dem Wasser zu holen. Trinidad liegt weitab des Hurricane Gürtels. Trinidad verfügt über eine große Yachtausrüster-Infrastruktur; zahlreiche Betriebe haben sich auf die Unterbringung von Yachten während der Hurricane-Saison spezialisiert. Die meisten Marinas haben sichere & bewachte Lagerplätze an Land.

Vor einigen Jahren kam es schon mal zu einem Piratenangriff auf eine Yacht, die sich auf dem Weg nach Trinidad befand.

Es waren Piraten aus Venezuela. Als daraufhin immer mehr Yachties anfingen, Trinidad zu meiden, bekamen das die örtlichen Marinas wirtschaftlich zu spüren. Die Küstenwache verstärkte daraufhin ihre Aktivitäten. In den letzten 2 Jahren hat man nichts mehr von Piraterie rund um Trinidad gehört.

Und jetzt das! Am 14.April 2019, vor 2 Tagen, ging diese Meldung wie ein Lauffeuer durchs Cruiser-Netzwerk und die einschlägigen Facebook-Gruppen: Eine 53ft  lange Benetau (ein Monohull) wurde auf dem Weg von Trinidad nach Grenada von 8 bewaffneten Piraten – vermutlich Venezulaner – in einem schnellen Holzboot mit 2 Aussenbordern angegriffen. Die Piraten versuchten, die Yacht zu stoppen und an Bord zu gelangen. Dies ist ihnen misslungen, weil der Steuermann sich weigerte und im ZickZack bei kräftigem Seegang hin- und herfuhr. Bevor sie ihre Aktion abbrachen und abdrehten, feuerten die Piraten offenbar auf das Schiff, das mehrere Einschusslöcher aufweisen soll. Zum Glück wurde niemand getroffen.

Vor Wind & Welle habe ich großen Respekt, aber damit kann ich umgehen, das sind Naturgewalten. Gegen normale Diebstähle kann ich mich wappnen: Einfach alles sauber abschliessen & anbinden. Aber was ich nicht brauche, was ich wirklich überhaupt nicht brauche, wovor ich wirklich Angst habe, ist Gewaltandrohung durch Bewaffnete!

Morgen gibt es ein Treffen mit Vertretern der Küstenwache. Die Emotionen in der Seglergemeinschaft schlagen naturgemäß hoch. Wir werden daran natürlich teilnehmen und dann das weitere Vorgehen in Ruhe überlegen. Das Problem ist die Nähe zu Venezuela – nicht Grenada, nicht Trinidad. Voraussichtlich machen wir einen deutlichen Umweg. Es wird davon abgeraten, Details zu der geplanten Route zu veröffentlichen. Auch wenn ich kaum glaube, dass ein venezolanischer Pirat hier mitliest, halte ich mich dran. Nur soviel: Ich plane, weitab der üblichen Route zu gehen, auch wenn es länger dauert und einen Kampf mit den Wellen bedeutet. Wir überlegen, einen Konvoy mit mehreren Yachten zu bilden – aber mal sehen, was da so zusammenkommt. Es muss nämlich auch passen, wir haben nichts davon, wenn ein viel zu langsames Schiff im Konvoi alle aufhält.

Und wir dürfen auch nicht ausser Acht lassen: Dies war ein Einzelfall, einer bei Tausenden von Yachten, welche diese Strecke segeln. Die Küstenwachen beider Länder – Trinidad/Tobago und Grenada – sind nun in höchster Alarmbereitschaft und patroullieren verstärkt. Auch das sollte für zusätzliche Sicherheit sorgen. Es heisst ja, es wäre nie so sicher mit einem Flugzeug zu fliegen als kurz nach einem Flugzeugabsturz.

 

 

2 Antworten auf „Pirates of the Carribbean“

  1. Absolut krasse Geschichte. Unglaublich, dass die Typen in ihrem Frust geschossen haben. Wage mir nicht vorzustellen, was mit der Crew der Yacht passiert wäre, wenn die Enterung geglückt wäre.

  2. Ich fürchte als nächstes wird die Route zu den ABC Inseln via Los Roques (gehört zu Venezuela) attackiert. Denn dort ist noch relativ wenig passiert und leider kaum Coast Guard unterwegs. Seid daher sehr vorsichtig!
    Ich schiebe keine Panik, man muss das Risiko realistisch sehen. Aber auf jeden Fall werde ich die Route über die Ölplattformen meiden auch wenn mich das interessiert

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