Ja ich weiss: Ein neuer BLOG – Beitrag ist überfällig. Ich hatte keine Zeit. Keine Lust.
Zu viel.
Zu viel zu tun. Zu viel Frust über das, was zu reparieren ist. Und dann zu viel „Freizeitstress“, denn das Cruiser-Leben hat mich wieder.
Am 1. Februar ist es endlich so weit. Endlich. Mit Grenada Marine ging es einfach nicht schneller. Viele Arbeiten habe ich auf später verschoben, die mache ich selbst oder mit anderen Handwerkern, sobald INVIA im Wasser ist. Sonst liegen wir hier noch 3 Monate.
In der Prickly Bay legen wir uns an die Backbordseite der Sun Child von Denis aus Russland. Denis war wie wir in Barbados gestrandet. Von Inter Caribbean Airlines im Stich gelassen. Und hatte sich an unserem Privatflug von Barbados nach Grenada beteiligt. Wir mögen Denis, und die capitania erfährt hautnah dass Russland bzw. Russen ganz anders sind, als die deutschen Staatsmedien ihren Schäfchen gerne weis machen wollen. Russen sind nämlich auch ganz normale Menschen wie Du und ich, mit denselben Alltagssorgen, Wünschen und Träumen wie Du und ich.
Denis hat einen mit dem Down-Syndrom geborenen Sohn und will später mit Sohn & Frau um die Welt segeln. Dazu baut er sein Schiff, einen 25 (oder waren es 28 ?) Jahre alten Privilege Katamaran, um. Solange ist er erstmal alleine – Frau und Kind sind in St Petersburg. Sein Sohn hat keine gute Balance und Körperkoordination, also braucht er entsprechende Hilfsmittel und eine für ihn passende Kabine. Gleichzeitig aber sind seine finanziellen Mittel limitiert – nicht aber sein Mut, seine Lebenslust und seine Unternehmergene. Die sind dann doch wieder anders als bei vielen ganz normalen Menschen aus dem Westen: Ausgeprägter.
Cruiser-Leben Teil 1
„Wir segeln nicht um die Welt. Wir reparieren uns um die schönsten Ankerplätze der Welt“ lautet ein bekannter Spruch unter Langfahrern.
Genau so ist es.
Beide Starterbatterien sind defekt. Ich kann die Motoren nur über die Verbraucher-Batteriebank starten. Das sind Lithium-Zellen, die bringen zum Glück genug Power her. Auch wenn ihnen so eine Stoßbelastung auf Dauer nicht gut tut. Kein Problem, neue Batterien gibts in der Prickly Bay bei Budget Marine grade im Angebot. Nur:
Wie baue ich die alten aus?
Ich weiss nicht,was der Konstrukteur bei Outremer sich dabei gedacht hat: Die Original-Batterien sitzen in einer passgenauen Plastik-Box. Die mit 4 soliden Holz-Schrauben fest am Boden verankert ist. An einer Stelle, die so niedrig und eng ist, dass es unmöglich ist die Batterie nach oben raus zu heben.
Ich habe nur 1 Wahl: Ich muss beide Boxen zersägen und aufbrechen, um die alte Batterie heraus zu bekommen. Das ist schweisstreibend, ich fluche im engen Motorrenraum wie ein Rohrspatz. Zu allem Unglück sind dann auch noch einige Schraubenköpfe defekt und so unzugänglich, dass ich mit der Flex nicht rankomme. Ich muss beide Boxen daher mit dem Brecheisen rausbrechen. Grr… Der Einbau der neuen Batterien ist dann ein Kinderspiel. Die sind etwas grösser als die alten. Ich sichere sie einfach durch einen Spanngurt, den ich am Boden verschraube. Aber wenn ich den Kontrukteur von Outremer in die Finger kriege ….
Natürlich ist mein Lieblings-Bauteil an Bord auch mal wieder defekt: Unser Generator von Fischer Panda. Ist eben echte Qualität made in Germany, dieses kotzbesch…. verflu…. Sch…. teil! Das kann nur eines gut: Defekt sein.
Der Inverter des Fischer Panda muss ausgebaut werden. Bei Outremer geht man anscheinend davon aus, dass nur Zwerge ihre Produkte kaufen. Denn der ganze Generator ist so super-eng im Mastfuß verbaut, dass man mit Normnalmassen kaum noch Möglichkeiten hat, an irgendwas ran zu kommen. Der Ausbau des ansonsten nur mit ein paar Kabeln angeschlossenen Inverters direkt daneben dauert mehrere Stunden. Ja: Stunden, denn ich muss den halben Motor auseinandernehmen um ran zu kommen. Fischer Panda meint, es wäre diesmal der DC-DC-Wandler. Bisher war die Ferndiagnose der defekten Komponenten immer richtig, also baue ich drauf dass es auch diesmal stimmt. Ich bestelle einen neuen für mehrere Hundert Euro (bin ja ausserhalb der Garantiezeit) und lasse mir den nach St Maarten liefern. Dorthin wollen wir, und dorthin sind Lieferungen zollfrei und erfordern nicht viel Papierkrieg. Erspart mir zudem die MwSt – das gleicht dann die hohen Frachtkosten wieder aus.
Die Winschen müssen mal gewartet werde: Alles auseinander nehmen, vom alten Fett reinigen und frisches drauf. 6 Stück haben wir davon.
Und wieder geht ein Tag vorbei…..
Cruiser-Leben Teil 2
Kaum liegen wir in der Prickly Bay, kommt eine WhatsApp von Stefan. Sybilla und Stefan von der SAYA. Oder besser, ehemals SAYA, denn sie haben ihr Schiff verkauft und sind jetzt im Hotel. Die SAYA ist uns in den US Virgin Islands mehrmals begegnet, wir haben über die VAIREA als Relais-Station Kontaktdaten ausgetauscht. Zu einem persönlichem Treffen der Crew kam es irgendwie nie, aber Stefan hatte das AIS-Signal der INVIA als Alarm eingespeichert. So wusste er das wir in der Prickly Bay sind – ein Glücksfall, denn INVIA hat inzwischen eine neue MMSI, da sie die deutsche Flagge trägt. Nur ist die neue MMSI noch nicht ins AIS einprogrammiert – das erfolgt 2 Tage später. Jedenfalls piepste er mich auf WhatsApp an, und so verbringen wir zu 4 einen netten Abend zusammen.
Wenn wir abends nicht mit Denis unterwegs sind, treffen wir uns mit Ruth & Dave von der GIGI. Dave ist Profi-Skipper und vom Eigner der GIGI engagiert, das Schiff wieder flott zu bekommen. Seine Frau Ruth arbeitet idR. als Köchin und begleitet ihn. Die GIGI wird normalerweise wochenweise inkl. Skipper und Koch/Köchin an Gäste verchartert. Sie hatte einen Blitzschlag während der Lagerzeit in Grenada Marine, wodurch einiges an Elektronik & Elektrik defekt ging. Weil Grenada Marine bei der Reparatur wirklich jämmerlich schlampte und – man kann es nicht anders sagen – mehr vermurkste als zuvor defekt war, soll Dave die GIGI bis Antigua bringen. Dort wird sie auf ein Frachtschiff verladen und nach England transportiert. Wo dann die Schäden neu begutachtet und die Reparaturen fachgerecht ausgeführt werden sollen.
Der arme Dave muss die Strecke bis Antigua ohne Tiefenmesser (die GIGI hat einen Tiefgang von 3,5 Meter – das ist erheblich mehr als üblich und erfordert besondere Vorsicht) machen. Vor allem aber: Alleine ohne Autopilot. Der Steuercomputer wurde durch den Blitzschlag zerstört. Und der frisch nach Granada gelieferte nagelneue Computer, der auch diverse andere Systeme der GIGI steuert und rund 20.000 €uro kostet, wurde von Grenada Marine beim Einbau zerstört. Weil man mal wieder irgendeinen unmotivierten, unkundigen Arbeiter drauf los lies, der das Teil völlig falsch anschloss. Normalerweise hätte Dave diese Arbeit selbst erledigt – aber weil er sich öffentlich über Grenada Marine beschwert hat, hat er Hausverbot und darf nur am Wochenende am Schiff arbeiten. Wie wir hören, ist er nicht der einzige dem es so erging. Andere mussten sich per Gerichtsbeschluss Zutritt zu ihrem Schiff erstreiten.
Alle Details würden den Rahmen dieses BLOGs sprengen, aber wir erfahren Geschichten und Hintergrundinformationen zu Grenada Marine, die einfach unglaublich sind.
Lange kann es mit diesem Laden nicht weitergehen, denn wir erfahren, dass soeben die letzten 3 kompetenten Mitarbeiter gekündigt haben und das Unternehmen Ende Februar verlassen.
Zwischendrin ein paar kurze Ausflüge (zu Fuß) durch die Wohngegend rund um die Prickly Bay:
Irgendwann dann ist´s genug. Ein paar Sachen stehen noch an, aber die machen wir an unserem nächsten Ziel: St Maarten. Dorthin wollen wir nicht in 1 Stück. Vielmehr teilen wir uns die Route auf. Mehrere Inseln entlang der Strecke haben zugesagt, dass wir trotz strikter Covid-Beschränkungen 1 Nacht vor Anker liegen dürfen, wenn wir am nächsten Morgen gleich wieder weiter ziehen und zu niemandem Kontakt aufnehmen. Unser Freund Denis hat diesselbe Strecke vor sich. Leider können wir nicht zusammen gehen weil er noch länger mit Arbeiten an seiner Sun Child beschäftigt ist – wir aber los wollen bevor sich die Wettersituation etwas verschlechtert und wieder höhere Wellen bringt.
Also setzen wir die Segel zur 1. Etappe: Carriacou, was noch zu Grenada gehört.
Fair Winds für Euren Törn nach Sint Maarten, Wir sind gespannt was ihr dort von der aktuellen Lage berichtet. Wir wollten ursprünglich auch schon dort sein, haben dann aber beschlossen noch länger in Antigua zu bleiben und hier einige Bootsarbeiten zu erledigen.
Interessant was Ihr über Gigi schreibt, sie ist ja unser Schwesterschiff. Wir haben uns schon gefragt was mit ihr los ist. Mit dem vorigen Skipper haben wir uns regelmässig über WhatsApp ausgetauscht.
Liebe Grüße aus Antigua
Schön, das Ihr es geschafft habt und GM den Rücken und noch mehr… zeigen könnt!
Zum FP haben wir ja schon unseren Kommentar abgegeben, Kopf hoch Ihr seid nicht allein 🙈 Wo macht Ihr denn auf der Route nach Norden halt und wo muss man sich denn melden, würde uns interessieren.
Wär schön Euch noch auf Martinique zu sehen, macht’s gut liebe Grüße Petra & Herbert
Heute haben wir einen Stopp in Bequia eingelegt. Nächster geplanter Halt ist Rodney Bay.
Beide Inseln haben uns einen Übernacht – Stopp unter Q-Flagge genehmigt.
Sowohl Martinique als auch Guadeloupe haben einen solchen Sicherheitsstopp abgelehnt, rein formal dürfen wir also keinen Halt einlegen.