Manchmal muss einfach länger bleiben, und alles auf sich wirken lassen. Nein, nicht manchmal. Eigentlich immer. Sao Vicente, die Insel, ist doch nicht so übel. Mindelo im Grunde auch nicht. Wir brauchen nur etwas länger, um den Charme zu erkennen. Und den Kulturschock zu verdauen, der einen unweigerlich trifft wenn man von einer der anderen kapverdischen Inseln kommt.
Wir haben heute gelernt : Mindelo, das ist auch Morabeza. Morabeza ist eigentlich nicht zu übersetzen. Es heißt in etwa „Gastfreundschaft auch dem Unbekannten gewähren„, ihn ohne Ansehen der Person zum Essen und Trinken einladen. Erfahren haben wir das auf unseren heutigen beiden Inselfahrten mit dem Sammeltaxi, dem Aluguer.
In Mindelo fahren blaurote und weiße Busse, die verkehren aber nur in der Stadt. Freundliche Menschen halfen uns, die richtige Stelle fürs Losfahren nach Sao Pedro im Westen von Sao Vicente, und in die andere Inselhälfte nach Calhau an der Ostküste zu finden. Dorthin fahren nur die Aluguers. Alle Aluguers starten am Gemüsemarkt in Mindelo. Und so eine Aluguerfahrt ist immer ein Erlebnis. Erstmal heißt es warten, gut 20-30min können das schon sein, bis das Sammeltaxi voll ist. Unseres nach Sao Pedro war eigentlich voll, als noch ein österrreichisches Touristenpaar kam. Kurzerhand bekamen die einen etwa 9 jährigen Jungen auf den Schoß, der zuvor seinen eigenen Platz gehabt hatte. Eine Mama nahm ihre Tochter auf den Schoß und schwupps hatten alle Platz. Laut wars, eng wars und lustig wars!












Sao Pedro
in unmittelbarer Nähe des Flughafens gelegen, hat einen wunderschönen Strand und ist ein Surferparadies. Zum Schwimmen ist es dort – wie so oft trotz gelbem Sandstrand mit türkisem Wasser – nicht geeignet: Die Brandung tost an den Strand. Wahrscheinlich wirkte deshalb das schöne neue Ecohotel im Ort so verlassen. Der Ort selbst ist trostlos, fanden wir. Staubige Schotterstraßen zwischen einfachen Häusern, nur zwei kleine Läden und eine Bar am Strand sahen wir. Aber die Menschen wieder sehr nett. Man kümmerte sich darum, dass wir das Aluguer zurück nach Mindelo auch bekamen.






Auf dem Rückweg nach Mindelo fahren wir an einem der offenbar vom Passatwind angetriebenen und in der Bucht gestrandeten Schiffe vorbei. Gespenstisch sehen die aus und mahnen, die Macht der Natur nicht zu unterschätzen.

Die Fahrt mit dem Aluguer an die Ostküste nach Calhau führt offenbar durch ein ehemaliges Flusstal, in dem Süßwasser mit Brunnen gefördert werden kann. Grün, Gärten, Landwirtschaft gibt es dort. Das Aluguer befördert ua etliche Martfrauen vom Gemüsemarkt Mindelo mit ihren nicht verkauften Waren nach Hause. Sie werden bis vor die Haustür gebracht, teils über Schotterpisten. Der Fahrer weiß genau, wo eine jede wohnt.



In Calhau sehen wir etliche schöne Ferienhäuser. Wohlhabende Einwohner Mindelos kommen am Wochenende her. Auch wenn wir im Fels eine Leiter ins Meer sehen, ist schwimmen wegen der Brandung sicher nicht einfach. Sie tost immer mal wieder in ein Felsloch, schießt wie eine Fontäne hoch.




Im Ort werden wir angesprochen aus dem Garten eines Hauses heraus, in dem gegrillt und getrunken wird. Woher wir kommen, ob wir etwas Hähnchen und zu trinken haben wollen. Und dann wird uns Morabeza erklärt. Mit dem Schlenker, dass man in Mindelo Fremden gegenüber wegen des Hafens viel aufgeschlossener sei als im Übrigen auf den Kapverden. Das können wir zwar nicht nachvollziehen. Aber es war sehr nett. Und noch netter ist, als wir abends von ihm in seiner Bar begrüßt werden und er uns sagt, wann immer wir etwas bräuchten, sollten wir zu ihm kommen. Natürlich hatte er bei uns für seine Bar geworben. Aber auf eine zurückhaltende Art, so dass wir gern kommen. Und seine Herzlichkeit wirkt ehrlich, so wie er uns beide stolz mit Handschlag in seiner Bar begrüßt.
Zurück in Mindelo weckt laute Trommelmusik unser Interesse. In einem Innenhof übt eine große Jugend-Sambatruppe. Umgeben von Kunstwerken. Überhaupt die Musik und die Kunst. Livemusik findet man abends in Mindelo viel und sehr gut. Im Kulturzentrum direkt gegenüber vom Hafen gibt es neben einer Kustausstellung auch Events. Z.B. jeden Donnerstag Kino, freier Eintritt.












Es lässt sich auf Sao Vicente gut leben, auch wenn sie nicht unsere Lieblingsinsel werden wird.
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