Die Marina von Melilla empfängt uns freundlich. Wir nutzen die günstigen Dieselpreise und legen zunächst an der Tanke an, um INVIA zu füttern. Den Papierkram können wir gleich anschließend erledigen udn dafür an der Tanke liegen bleiben, praktisch! Der Skipper braucht lange… wie er berichtet, geht die Hälfte der Zeit für den Kauf eines Internetpaketes drauf. Der arme Marinero muss dafür offenbar unzählige Formulare ausfüllen. Und meint dabei, er sei nicht sicher, ob das Wifi überhaupt bis zu unserem Liegeplatz reichen würde. Zum Glück tut es das.
Wir können ganz bequem längsseits anlegen. Entdecken aber recht bald, dass wir am allgemeinen Meeting Point im Hafen liegen. Hierher geht die Jugend, wenn man sich treffen möchte. Wie der coole Motorradfahrer, zu dem wenig später zu Fuß eine hübsche Muslima mit Kopftuch hinzu kommt. Oder wie die Gruppe von Mädels, die sehr freizügig gekleidet mit Bustier und knappen Shorts ein paar Jungs direkt neben unserem Schiff treffen. Es gibt alles in dieser Stadt und man lebt offenbar gut miteinander. Wir hören auf der INVIA viertelstündlich Kirchenglocken genauso wie Gebetsrufe.
Was uns dann aber doch viel wird ist, als sich die Gruppe Jugendlicher mit direktem Einblick in unseren Salon positioniert und anfängt zu gestikulieren. Ich gestikuliere zurück, was das eigentlich soll. Ein Mädel sieht das und gibt wohl den anderen Bescheid. Zwei Mädels müssen noch in Kleidung ins Wasser geschubst werden, um dann von ihrem Schubser tropfnass und beiderseits lachend aus dem Wasser gezogen zu werden, dann zieht man ab.
Auf dem Weg vom Hafen in die Stadt begegnen uns viele Jogger. Anders als vielfach in Italien, wo man in aktueller Sportkleidung etwas schnelleren Schrittes für sein Morgensportprogramm geht, läuft man hier wirklich. Überhaupt scheinen mir die Spanier sportlich.
Besuch der Altstadt
Wir entscheiden uns für den Weg rechts aus dem Hafen zur an der Hafeneinfahrt auf einem Fels liegenden Altstadt. Die links liegende Neustadt heben wir uns für den nächsten Tag auf.
Die Altstadt erscheint uns untouristisch. Es gibt zwar mehrere Museen. Aber wir finden keine offene Bar oder gar ein Restaurant, nur einen kleinen Laden sehen wir. Dafür entdecken wir aber eine Vielzahl kleiner Räume und Plätze, die wohl für kulturelle Veranstaltungen genutzt werden. Man wohnt und lebt in der Altstadt, vermarktet sie aber nicht.
Wir haben Hunger und gehen zurück runter zur Neustadt. Vorbei an parkartigen Plätzen und durch dicke Mauern.
Zurück in der Marina, Diebe an Bord!
Im Hafen nehmen wir in einer der Bars noch einen Drink nach dem Essen in der Neustadt. Gleich werden wir von drei Spaniern vom nächsten Tisch angesprochen. Sie kamen in vier Tagen von Barcelona her, um für eine Regatta im nächsten Jahr zu trainieren. Und sind enttäuscht über zu wenig Wind auf dem Weg her. Ich dagegen war sehr froh über wenig Welle und Leichtwindsegel. INVIA macht auch unter diesen Bedingungen gut Speed.
Die Bars der Marina spielen lange sehr laut Musik, dennoch schlafen wir erschöpft von der Nachtfahrt ein. In der Nacht werde ich aufgeschreckt von lautem Geheul und Geschrei des Skippers. Es kommt von oben. Wir hatten erstmals die Türen vom Salon über Nacht geschlossen, weil uns die offen zugängliche Lage nicht behagte. Rauf gerannt sehe ich den Skipper draußen unterm Bimini und zwei dunkle dünne junge Männer vom Schiff weg rennen. Unsere kleine Wetterstation, die immer unterm Bimini hängt, liegt auf dem Tisch. Aus der Backskiste wurde einiges ausgeräumt, das aber vor der Kiste steht. Am Morgen vergewissern wir uns, das nichts fehlt. Die Männer kamen uns nicht gefährlich vor. Arme Gelegenheitsdiebe, jung, dünn, marokkanisch, so denken wir. Und wollen wie geplant noch eine Nacht bleiben. Schließlich wollen wir INVIA waschen, putzen, Wäsche waschen, Internet nutzen und vor allem noch weitere Teile der Stadt sehen.