Los Haitises

Los Haitises liegt im Südwesten der Bucht von Samana. Das mehr als 800 Quadratkilometer große Gebiet ist einer der bedeutendsten Nationalparks der Dominikanischen Republik. Berichte auf den BLOGs anderer Segler wie der FLORA und der VAIREA hatten uns schon zuvor richtig neugierig auf dieses Gebiet gemacht. Auch Uli & Martina von der BARADAL waren begeistert. Da müssen wir hin!

despacho

Zurück aus Santo Domingo verarbeiten wir am Abend noch die Eindrücke von dort. Um 08:30 am nächsten Morgen mache ich mich dann auf zur Armada, also dem Marine-Militär, um ein despacho einzuholen.

Denn frei bewegen darf man sich als Segler in der DomRep nicht. Man darf nur ausgewiesene Ankerplätze ansteuern – und dies auch nur mit Genehmigung der Armada. Los Haitises ist zudem ein geschützter Naturpark, der Aufenthalt ist zeitlich limitiert. Im Sekretariat der Armada spricht niemand Englisch (oder gar Deutsch). Aber alles läuft super-freundlich ab, und die Soldatin gratuliert mir zu meinen Spanisch-Kenntnissen. Ha – Google Translate ist doch wirklich hilfreich! 4 Nächte genehmigt sie mir. Aber die Genehmigung muss vom Kommandanten unterzeichnet werden – der ist grade beschäftigt. In 1h soll ich wieder kommen. Mache ich, und die Genehmigung ist auch schon unterzeichnet.

Aber so einfach Aushändigen geht nicht:
Bei jedem despacho muss ein Offizier der Armada persönlich aufs Schiff und ein Foto machen, auf dem der captain, das Schiff und das despacho zu sehen sind. Also begleitet mich ein Offizieller den etwa 5-6 min langen Fussweg zum Dinghy-Dock. Es ist gerade recht schwellig und die vielen Dinghys schaukeln hin und her. Kurzerhand begnügt sich der Offizielle daher mit einem Foto von mir, dem despacho und unserem Dinghy. Und drückt mir das ersehnte Papier danach in die Hand.

Unsere 3 Ankerplätze in Los Haitises. Von links nach rechts:

Ensenada de Naranjo

Tipp: Um ein Bild zu vergrössern, einfach drauf klicken

Ensenanda de Naranjo VOR dem Regen. Danach: Siehe weiter unten.

Das soll unser 1. Ankerplatz werden. Als wir uns annähern zieht uns die Natur sofort in ihren Bann. Unzählige stark bewachsene grüne steile Hügel gehen ineinander über. Wir denken fortwährend an Filme wie „Jurassic Park“. Wie aus Urzeiten oder zumindest aus Fantasy sieht diese Landschaft aus.  Alles ist satt-grün. Die Bäume wachsen bis ans Ufer, die Äste reichen teilweise ins Salz(!)wasser.

Und wir haben alles für uns, liegen völlig alleine dort. Nur ein paar Fischerboote kommen vorbei, lassen uns aber unbehelligt.

Mangrovenwald

Wikipedia berichtet: „Besonders beeindruckend sind die so genannten mogotes, steile Hügel, die an die Buckel riesiger Schildkröten erinnern und sich mitunter fast 100 m in die Höhe erheben.
Um die Hügel gibt es Mangrovenlandschaft, wie wir sie so nicht kennen. Aus der Karibik kennen wir Mangroven als halbhohe Strächer. Hier sind es teilweise hohe Bäume, die im Salzwasser wurzeln. Darin und darüber kreisen Vögel, auch Raubvögel sind dabei.

Die Hügel bestehen aus Kalkstein, der auf Vulkangestein aufliegt, Karstgebiet genannt.

Das vulkanische Gestein ist wenig wasserdurchlässig. Deshalb sammelt sich das Wasser und tritt als Fluss oder Quelle aus. Wir erleben das bei unserem Besuch besonders stark, weil eine Nordwindfront starke Regenfälle bringt, die Gebiete überfluten. Der Kalkstein hingegen ist porös, so es dass im Park zahlreiche Höhlen im Karstgestein gibt.

Los Haitises war bereits durch die Ureinwohner des Landes bewohnt oder zumindest besucht, die Taino. Von ihrem Wort für „hügeliges Land“ leitet sich der Name des Gebietes ab. Die Taino hinterließen in einigen der Höhlen Felszeichnungen. An unserem 1. Ankerplatz haben wir davon noch keine gefunden, aber die zahlreichen Höhlen und Einschnitte begeistern uns auch so.

Eine der Höhlen
Höhlenmonster
Enge Durchfahrt

Noch eine enge Durchfahrt
Die vielen Regenfälle haben das Wasser braun gefärbt
Die Ensenada de Naranjo nach einem starken Regenguß

Wir bleiben 2 Nächte in der Ensenada Naranjo, auch weil es oft wie aus Kübeln giesst und wir die meiste Zeit an Bord der INVIA verbringen. In den wenigen regenfreien Minuten erkunden wir ausschließlich mit dem Dinghy die Gegend. Eine Möglichkeit zu einem Landausflug haben wir nicht entdeckt. In der 1. Nacht suchen uns mehrere Gewitter heim, wir bleiben aber von einem Blitzeinschlag verschont. Das hätte uns auch noch gefehlt! Wir haben inzwischen etliche Yachten getroffen, deren Elektronik, teilweise auch gesamte Elektrik, durch Blitzeinwirkung ausgefallen ist und aufwändig erneuert werden musste. Angeblich soll es auch kräftigen Wind geben- sagt zumindest Predict Wind und berichtet auch Uli von der in St. Barbara gebliebenen Baradal. Davon bekommen wir nichts mit, ich messe max. und für nicht mal 30 Sekunden 14 kn – der Rest bleibt unter 10.

Auf NoForeignLand habe ich unseren exakten Ankerplatz markiert. Es hat dort genug Platz für mehrere Schiffe – Abenteuerlustige mit geringem Tiefgang könnten wohl noch weiter rein und zwischen den Felsen ankern. Aber wir wollen niemandem zu seinem Glück zwingen.

Los Pajaros

Am Freitag gehen wir Anker auf, ein Stück zurück nach Los Pajaros.

Los Pajaros Überblick

Wieder ein toller Ankerplatz, direkt neben dem Eingang zu einer beeindruckenden Höhle. Mit Zugang oberhalb der Wasseroberfläche, aber auch per Schnorcheltrip erreichbar. Die Höhle ist eindrucksvoll, besteht aus mehreren grossen Kammern und mindestens 2 Unterwasserzugängen. In einer der Kammern tropft es auf einen Stein der geformt ist wie ein Altar, siehe Video:

Einer der Zugänge zur Höhle direkt vom Wasser aus

Und auch ausserhalb der Höhle wieder: Atemberaubende Natur. Wieder haben wir sie ganz allein für uns. Die übrigen Segler scheinen jedenfalls derzeit alle nur die Bahia de San Lorenzo zu besuchen.

Mit dem Dinghy könnten wir stundenlang die einzelnen Creeks, Kanäle und kleine Buchten erkunden.

Das Wetter ist immer noch instabil, immer wieder regnet es ergiebig und der Wind bläst frisch. Durch den Tidenstrom dreht sich INVIA quer zur Welle, was den Platz auf Dauer ungemütlich macht. Wir gehen daher am Nachmittag weiter in die Bucht San Lorenzo.

Bahia San Lorenzo

Die Einfahrt zu dieser grossen geschützten Bucht hatten wir auf dem Weg zu unserem 1. Ankerplatz schon passiert. Nun geht es direkt hinein. Wieder beeindruckt uns die Natur, ein „Wow“ folgt auf das andere. Das Wasser ist zwar schlammig-braun. Kein Wunder, entdecken wir doch am Ende der Bucht zahlreiche Flussläufe, die hier münden. Und die aufgrund der heftigen Regenfälle der vergangenen Tagen sehr viel Wasser, aber auch abgerissene Pflanzen mit sich führen. Und, leider, wie so oft hier in der DomRep, viel, sehr viel Müll.

Einen der Flussläufe erkunden wir tags darauf mit dem Dinghy.

Mit dem Dinghy fahren wir durch die von Mangroven gesäumte Flusslandschaft.
Nester von Webervögeln

Kleine Brücke. Links geht es zur Lodge. Bis hierher sind wir dann nicht ganz gefahren, das Wasser wurde mir zu wild.

Während wir in den letzten Tagen nur undurchdringlich dicht bewachsene Hügel und Mangroven gesehen hatten, lichten sich nach längerer Dinghyfahrt plötzlich die Mangroven und wir sehen Wiesen. Viele einfache Holzboote liegen hier vor etwas wie vielleicht einer kleinen Siedlung. Wir machen das Dinghy fest und gehen weiter zu Fuß entlang an satt grünen Reisfeldern. Die unbefestigte Straße gabelt sich nach links und rechts. Wir gehen zunächts rechts und erreichen die Cano Honda Lodge und die oberhalb gelegene Lodge Cano Honda Alto, wo ich später auf dem Rückweg einkehre und mir ein kleines Bierchen und etwas Salat gönne. Während die capitania noch etwas weiter herumläuft.

Es soll hier einen schönen Wanderweg durch den tropischen Regenwald geben, den die capitania bei ihrem Streifzug auch entdeckt. Wegen der starken Regenfälle steht aber derzeit viel unter Wasser. So laufen wir einfach der unbefestigten Strasse entlang und entdecken auch so sehr viel Sehenswertes.

Kanäle zur Bewässerung der Reisfelder. Angesichts des starken Regens quillt alles über

Man beachte das gut genährte Hausschwein in der rechten Bildhälfte
Wir sehen etliche Kühe. Sie klettern die Hänge hoch.
Überschwemmte Wiesen

Auch hier hat es unzählige Höhlen:

2 grössere sind für den Besucher erschlossen und zugänglich.

Einfahrt zur Höhle La Linea (durch Mangrovenwald)
Dock am Ende des Mangrovenwaldes bei der Höhle La Linea

Die touristisch erschlossene und gut besuchte Höhle La Linea hat etliche Zeichnungen der Tainos. Die Ureinwohner hatten eine besondere mythologische Beziehung zu Höhlen. Sie glaubten ihr Volk entstamme der Höhle Cacibajagua und Nicht-Tainos kämen aus einer anderen Höhle. Für Tainos waren Höhlen die Verbindung zu ihren Vorfahren, denn Höhlen liegen aus Taino-Sicht zwischen Unterwelt und Welt über der Erdoberfläche. Die Tainos glaubten, die Geister ihrer Vorfahren transformierten sich in Fledermäuse und versteckten sich tags in den Höhlen, um dann nachts herauszufliegen und Früchte zu essen. Die Petroglyphen der Tainos – Gravuren in Fels außerhalb von Höhlen – und die Pictogramme – Zeichnungen in Höhlen- haben wohl zum Teil mythologischen Hintergrund, zum Teil sollen sie auch verschriftliche Information sein. Solche sehen wir in der Höhle: Haie, Wale, Babies, ein Schamane usw.

Haie
Schamane
Gezeichnete Babies. Einige Tafeln in der Höhle erklären.

Weniger als eine halbe Meile entfernt gegenüber von unserem Ankerplatz befindet sich die Ranger-Station mit der zweiten touristisch erschlossenen Höhle. Auch dort sehen wir 2 Ranger die Aufsicht führen. Werden aber nicht behelligt oder zur Kasse gebeten.

Bildergalerie:

3 Antworten auf „Los Haitises“

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