Grenada gefiel uns anfangs nicht so recht. Schwülheißes Wetter, kein klares Wasser, windverblasene Ankerbucht Prickly Bay mit Atmosphäre wie in einer Reihenhaussiedlung mit wöchentlichem Veranstaltungsprogramm, viel entwickelter als die Inseln zuvor. Wir vermissten das karibische Flair, dass wir zuletzt auf Carriacou so genossen hatten.
Inzwischen haben wir das öffentliche Minibussystem weidlich genutzt und oft staunend aus dem Fenster der Busse geschaut ob der landschaftlichen Schönheiten. Übergrün, wasserreich, fruchtbar. Wandern ist zwar mangels Kartenmaterials nicht einfach zu planen und die Wege können sehr anspruchsvoll sein. Wir sind dennoch sehr begeistert vom Wandern durch die Regenwaldgebiete.
Erschöpft von einer Wanderung fand der Skipper Trost und Zuspruch – Frauentausch auf Grenada?
Grenadas Hauptstadt St George’s hat mit der „Carenage“ eine schöne Uferbebauung. Historische Gebäude, heute zumeist für Ministerien genutzt, geben ein pittoreskes Stadtbild. Die Stadt dahinter hat allerdings wenig Atmosphäre. Das große Kreuzfahrtdock hinter der Stadt beliefert die Insel regelmäßig mit Touristen, die dann in gecharterten Ausflugsbussen über die Insel hoppen. Ein Tunnel führt vom Terminal in die Stadt für die, die nicht die Hügel rauf und runter laufen wollen. Autos und Fußgänger teilen sich eine schmale Röhre, bei uns undenkbar.
Wir bevorzugen die öffentlichen Minibusse, die von unserem Ankerplatz in der Prickly Bay gut erreichbar sind. Mit dem Dinghy geht es zur Budget Marina, von dort rechts raus an der Straße entlang bis zum Verkehrskreisel. Die Minibusse mit der Ziffer 1 fahren werktags alle Naselang dort vorbei, allerdings ohne festen Zeitplan. Einfach hinstellen, Hand raus, wenn der Bus kommt, und für 2.50 Eastcaribbean Dollars, das ist weniger als 1 Euro, auf nach St George ’s. Der Minibus fährt bis zum Busterminal. Routenpläne der Buslinien gibt es online oder auf Anfrage in der Touriinfo. Am Busterminal hängen Preislisten aus, die auf Nachfrage auch jeweils im Minibus erhältlich sind. Im Regelfall erspäht am Terminal ein hilfreicher Geist den ankommenden Touri und hilft, den passenden Anschluss zu finden. Warten, bis alle Plätze voll sind, dh zumeist in jeder Reihe vier Leute mit engem Körperkontakt und angezogenen Beinen (gut, dass meine nicht so lang sind), und los geht die Fahrt.
Meistens mit geöffneten Fenstern, lauter Musik, Gasgeben bis der Bus um die Kurven kreischt. Die Hügel runter hatten wir einen Busfahrer, der nichts von Motorbremse hielt. Der Gestank von qualmenden Bremsen zog in den Bus. Zum Glück kamen wir heil an.
Wir genießen diese Fahrten mit viel Lokalkolorit. Und haben oft erlebt, wie uns Einheimische den besten schattigen Ort fürs Warten auf den Anschluss zeigen und für uns den Bus anhalten, um dem Fahrer zu erklären, wo wir hin wollen. Für ein paar Dollar extra sind auch Umwege drin, um an einem bestimmten Ziel abgesetzt zu werden. Für uns das perfekte Verkehrsmittel, um die Insel zu erkunden. Braucht etwas Zeit, aber die haben wir ja.
Mit dem Minibus erreichen wir auch den Grand Etang, den größten Süßwassersee auf Grenada. Der Zutritt kostet und führt zunächst zu touristischer Infrastruktur, die man sich an Tagen mit Cruiseship mit vielen Menschen teilt. Wer wie wir direkt zum See geht, lässt die Massen aber schnell hinter sich. Auf unserer Wanderung vom See auf den Mount Quaqua begegnet uns eine Wanderin. Die anschließende Wanderroute zu den Concord Falls haben wir für uns allein.
Der Weg auf den Mount Quaqua ist leicht zu finden, stellenweise matschig und rutschig, lässt sich aber gut gehen. Ein beschilderter Abzweig führt zu den Concord Falls, drei übereinander gelagerten Wasserfällen. Der Weg dorthin ist ziemlich nass und stellenweise sehr schmal. Gegen Ende findet man gelbe Plastikbänder an Bäumen als Markierung und auch Seile für Halt auf dem rutschig steilen Grund. Davor ist man auf sich gestellt und sollte gut greifende Schuhe tragen. Schwindelfreiheit ist auf den teils schmalen Wegen entlang steilerer Hänge wichtig. Und ausreichende Balance, um mehrfach ein Flussbett über Steine zu queren. Belohnt wird man auf der doch anstrengenden Tour mit herrlicher Landschaft.
Leider kamen wir nicht an den Wasserfällen vorbei. Internet für die Routenplanung gibt es im Wald auf dem Weg nach Concord nicht. Wanderkarten existieren wie bereits berichtet auf Grenada nicht. Man kann teils Tourenvorschläge im Internet finden oder einen local Guide buchen oder einen sogenannten Hash mitmachen, wenn man nicht alleine auf gut Glück losziehen will.
Der Hash ist eine organisierte Tour mit anschließender Party. Termine und Anmeldung gibt es über das morgendliche Cruisernet auf VHF 66 um 7.30 Uhr. Da wären wir wieder bei meinem anfänglichen Statement über die Reihenhaussiedlung mit Programm. Wer Kontakt und Veranstaltungen sucht, ist in der Prickly Bay oder auch in den umgebenden südlichen Ankerbuchten richtig. Die anderen Buchten sind zwar nicht an das Minibussystem angeschlossen. Dafür gibt es aber organisierte Shoppingbusse, die wiederum über VHF 66 angekündigt werden.
Aber zurück zur Wanderung nach Concord. Die nette Dame, die den Skipper auf dem Beitragsbild begleitet, arbeitet im Tourishop an der Straße zu den Wasserfällen. Sie läuft jeden Tag ca 30 min vom Ort Concord zu ihrer Arbeitsstelle. Gemeinsam mit ihr geht es für uns nach der Wanderung zum Ort, wo wir in den Minibus einsteigen. Und nein, kein Frauentausch beim Skipper. Nur nette Unterhaltung wie zB auch beim Morgenschwimm mit Linda von der Argon, unserem Nachbarlieger.
Was haben wir noch erlebt auf Grenada bisher? Viel. Neben der Landschaft hat uns ein nächtlicher Besuch bei den Lederschildkröten am Levera Beach im Nordosten Grenadas am meisten beeindruckt. Man ahnt es schon, wir haben die Tour über das morgendliche Cruisernet gebucht.
Die Lederschildkröten leben ausschließlich im Meer. Nur die Weibchen kommen zur Eiablage an Land und bevorzugen dazu den Ort, an dem sie selbst zur Welt kamen. Wir erreichen den Strand gegen sieben Uhr abends und dann heißt es warten und nochmals warten. Eine Organisation kümmert sich um den Schutz der Schildkröten und wacht darüber, dass sie bei der Eiablage nicht gestört werden. Man darf in Gruppen bis zu 13 Leuten heran, wenn die Schildkröte ihren Nistplatz erreicht hat. Um ein schädliches Blenden der Schildkröte zu vermeiden, darf nur rotes Licht eingesetzt werden.
Die Größe der Schildkröte mit ca 1,60m Länge war schon allein für sich beeindruckend. Und das war noch ein kleineres Exemplar. Beeindruckend war auch der ganze Prozess der Eiablage, ein sehr intimer Moment, geteilt mit 2 Gruppen von Zuschauern.
Auf den Fotos sieht man Mitglieder der Schutzorganisation beim Zählen der abgelegten Eier. Befruchtete Eier sind tischtennisballgroß, nicht befruchtete sind kleiner. Zwischen 100-150 Eier kann die Schildkröte in ein Gelege ablegen. Insofern klar, dass sie in einer Art Trance ist bei der Ablage. Diese Masse und Größe rauspressen. Nach der Ablage bedeckt die Schildkröte ihr Gelege in einem langwierigen Prozess, indem sie mit Hilfe ihrer Vorderflossen Sand nach hinten schaufelt und mit den Hinterbeinen über das Gelege schiebt. Beendet war alles um 24 Uhr. Zwischen 6-7 Mal wird die Schildkröte insgesamt zur Eiablage abends an den Strand kommen. Zwischen den Gelegen wird sie erneut Eier befruchten, bevor sie wieder an Land geht. Trotz der langen Wartezeit hat sich der Besuch für uns definitiv gelohnt.
Schön ist auch ein Spaziergang von der Prickly Bay vorbei an den südlich gelegenen Nachbarbuchten Hartmann Bay, Hog Island und Clarks Court Bay bis nach Woodland. Faszinierend der Wechsel zwischen Mangrovenlandschaft zu Beginn bis hin zu üppig grüner Regenwaldlandschaft in Woodland.
Bei einem Besuch in Lauras Herbs and Spice Garden erfahren wir viel über die medizinischen Anwendungsgebiete der heimischen Kräuter. Und sehen zahlreiche Gewürze am Baum bzw Strauch. Die Führung ist zwar kurz, aber für uns hat sich der Ausflug ins grüne Inselinnere, angefüllt von Kakoa- und Mangobäumen, gelohnt.
Was immer wieder fasziniert ist der Umgang mit dem Tod. In Grenville erleben wir einen Leichenzug, der von einer Frau mit geschlossenem Regenschirm angeführt wird. Sie schwenkt den Schirm im Takt zu sehr lauter Gospelmusik, die für unsere Ohren fröhlich klingt. Und in Woodland sehe ich eine Anzucht diverser Pflanzen in Blumentöpfen vor dem Haus, wohl zum Verkauf. In einem der Töpfe steckt ein weißes Holzkreuz mit der Aufschrift „Mama Jack“. Ich halte für denkbar, dass sich in dem Topf Asche gemischt mit Erde befindet, habe aber niemand dazu befragen können.
Wir haben inzwischen auch eine Schokoladenfabrik auf Grenada besucht. Angesichts der vielen Kakaobäume hier ein Muss. Und captains Wunsch nach Besuch einer Rumdestillerie wurde auch erfüllt. Beides sehr spannend. Aber das berichten wir ein anderes Mal.
Ergänzung des captains
Mit dem Titel des Beitrags bin ich gar nicht einverstanden, hat ja nun wirklich nix mit der Realität zu tun. Aber seis drum. Hier noch eine Bildergalerie mit allen Bildern und noch mal etwas Leid klagen. Genau: Wir reparieren uns um die schönsten Ankerplätze….. Aber hey: Der Kühlschrank läuft wieder! Ein neues Thermostat – ein anderes Fabrikat – wurde passend gemacht und verbaut.
Danke für den wie immer tollen Bericht. Was lerne ich daraus: für diese Wanderung werde ich die Flipflops im Rucksack mittragen und anstatt dieser die Wanderschuhe montieren ?