Auf Ragged Island gibt es die einzige Siedlung in der gesamten Inselkette der Jumentos. Und auch den einzigen Mobilfunkmasten, in dessen Reichweite wir Internet haben. Bis vor kurzem existierte auf der Insel eine Salzindustrie, die im 19. Jahrhundert von Duncan Taylor gegründet wurde. Nach ihm wurde auch die einzige Ortschaft, eben Duncan Town, benannt.
Mit der INVIA können wir Duncan Town nicht erreichen, zumindest nicht bei den in der Karte genannten Wassertiefen. Vermutlich wäre es bei Spring-Hochwasser möglich, aber das Risiko gehen wir nicht ein. Zudem haben wir ohnehin grade Nipp-Zeit, da etwa Halbmond. Da sind die Gezeitenunterschiede am niedrigsten: Wir haben dann weniger Tiefwasser bei Ebbe, und weniger Hochwasser bei Flut.
Die capitania hasst längere Dinghy-Fahren – ist aber gleichzeitig extrem neugierig darauf, Duncan Town zu erkunden. Also heisst es die mit dem Dinghy zurück zu legende Strecke so kurz wie möglich zu gestalten. Daher gehen wir um kurz nach 10:00 morgens mit INVIA von Hog Cay Anker auf, um so nah wie möglich an Duncan Town wieder vor Anker zu gehen. Helena und Steve von der Amalia begleiten uns. Nach etwa einer halben Stunde fällt auf etwa 1,7m Wassertiefe der Anker. Den Rest müssen wir mit dem Dinghy machen.
Duncan Town und damit Ragged Island wird ausschließlich über ein Postboot versorgt. Das kommt 3x im Monat, meist an einem Samstag. Die gar nicht mal so kleine Landebahn, an deren Ende wir im Kanal zwischen Ragged & Little Ragged zuvor geankert hatten, wird nur sehr selten von Charterflugzeugen angesteuert.
20 Einwohner soll Duncan Town & Ragged Island noch haben. 20 Jahre zuvor waren es noch 127, wie wir einer Jubiläumstafel entnehmen.
Die meisten Bewohner von Duncan Town sind direkte Nachfahren der ersten Siedler und tragen Namen wie Curling, Lockhart, Maycock, Munroe, Wallace und Wilson. Die Gräber eines Teils der Wilson Familiy können wir in Duncan Town besuchen.
Die Insel wurde im September 1960 von Hurrikan Donna verwüstet und in der Folge von vielen Bewohnern verlassen. Am 8. September 2017 wanderte Hurrikan Irma mit seinem Auge über Ragged Island und seinen Hauptort Duncan und hinterließ große Verwüstungen.
Wir staunen, wieviel jetzt in Duncan Town investiert wird. Bei nur 20 Bewohnern wird beispielsweise ein neues großes Gemeinschaftszentrum errichtet. Im Gespräch vor der örtlichen Bar erfahren wir, dass es derzeit 5 Kinder in Duncan Town gibt. Sie haben Unterricht nur online. Es sollen aber mehr Kinder werden, wie man uns versicherte. Und dafür soll im Gemeinschaftszentrum eine Schule angelegt werden.
Maxine lädt uns zum Valentines Dinner für das kommende Jahr ein. Jedes Jahr am ersten Samstag nach dem Valentinstag veranstalten die Bewohner von Duncan Town im Hog Cay Yacht Club einen Lunch für die Cruiser. Von anderen Seglern hören wir, dass dies ein tolles Event ist. Dee von der Meshugga hatte über das von 2020 gebloggt: http://blog.mailasail.com/mace/posts/2020/2/16
Nach einer Erkundung des kleinen Ortes kehren wir in der örtlichen Bar direkt neben Maxines Laden ein. Mehrere Einheimische, vor allem eine ältere direkte Nachfahrin der Wilson Familie, haben Spaß an der Unterhaltung mit uns. Wir erfahren, dass ursprünglich reger Handel zwischen Ragged und Kuba sowie der Dominikanischen Republik herrschte. Ragged Island lieferte Salz im Gegenzug für Frischware aus Kuba und der Dominikanischen Republik. Dieser Handel war einem der Inhaber größerer Supermärkte auf den Bahamas ein Dorn im Auge. Verhinderte er doch weitere einträgliche Geschäfte mit Frischware. Kurzerhand behauptete der gewissenlose Geschäftsmann, die Ware aus Kuba und den Bahamas sei verseucht mit Fruchtfliegen. Die Einwohner von Duncan Town meinen, dies sei der Anfang vom Ende des Handels gewesen. Unser Sailing Guide hingegen meint, die schwierige Erreichbarkeit des Inselhafens sei der Grund. Leicht erreichbar ist Duncan Tauch heute definitiv nicht.
Am frühen Nachmittag gehen wir wieder zurück nach Hog Cay, für einen kurzen Stopp um Helen & Steve abzuliefern. Gleich darauf gehts wieder Anker auf, wir machen uns auf zu einem neuen Ankerplatz: