Die Ruhe vor dem Sturm

Dieses Sprichwort kommt nicht von ungefähr – es beruht auf Tatsachen. Heute ist der Wind nahezu vollständig eingeschlafen, und das bisschen, was noch da ist, dreht um 360 Grad. INVIA dreht sich am Anker entsprechend mit. Heute abend solls los gehen mit dem starken Nordwind, wie im letzten BLOG schon angekündigt.

Wir haben die Befestigung unseres Hahnepotts an der Kette verstärkt. Seit Mitte letzter Saison nehmen wir eine Dynema-Schlaufe, mit der wir selbigen an der Kette festmachen, anstatt des Metallschäkels. Der Schäkel hatte sich beim Ankeraufholen öfters mal quergestellt und dann verbogen. Mit der Folge, dass wir beides – Schäkel wie Hahnepott – erneuern mussten. Die Dynema-Schlaufe hat einfach genommen eine Bruchlast von 1 Tonne. Wir nehmen sie idR 2-fach, um auf 2 Tonnen Bruchlast zu kommen. Für den angekündigten Sturm nehmen wir eine dritte, längere Dynema-Schlaufe, die man 3 fach nehmen kann, und zwar zusätzlich. Dann sollte hier zumindest keine Schwachstelle vorliegen.

Bleibt der Hahnepott selbst, aber der zeigt keine kritischen Verschleißerscheinungen, sodass ich ihn lasse, wie er ist. Hahnepott, das sind die beiden Festmacherleinen, je eine backbord und steuerbord ganz vorne an den Rümpfen der INVIA. Der Hahnepott verhindert, dass ein Katamaran im Wind hin- und herpendelt. Weil die Kette bei einem Katamaran mittig sitzt, zudem noch der Krafteinleitungspunkt nicht ganz vorne, sondern oft mehr Richtung Trampolin-Mitte oder Mastfuß geht.

Schnell noch ein paar Bilder mit der Drohne geschossen.

Hinweis: Auf ein Bild klicken, um es vergrössert anzusehen

Die unbewohnte Hog Cay ist  herrlich. Kristallklares Wasser und ausreichend Wanderwege für die capitania.

Für die Markierung der Wanderwege gibt es an den Stränden genug Zivilisationsmüll. Der Puppenarm ist nur ein Teil davon.
Schuhe, Schuhe, Schuhe. Werden wirklich so viele ins Meer gespült?
Der Kleinkindcowboystiefel hat sicher einen Weg aus kälteren Gefilden hinter sich
Ausgetrockneter Salzsee
Am Salzsee treffen sich die vielen scheuen wilden Ziegen

Poröse Kalksandsteinfelsen an der Ostküste

Segler sind auf Hog Cay wirklich willkommen. Maxine, die Besitzerin des kleinen Marktes der 20-Seelen-Gemeinde Duncan Town auf Ragged Island, hat Segler unterstützt, auf Hog Cay eine nette kleine Hütte zu bauen. Das weiß Rita, die eine schier unerschöpfliche Quelle an Informationen ist. Sie sagt, sogar die Regierung der Bahamas habe beim Bau der Hütte unterstützt. Der „Hog Cay Yacht Club“ dient uns allabendlich als netter Treffpunkt.

Beachvolleyball, dahinter Platz für Müllverbrennung, an alles wurde gedacht

Auch eine schöne Grillstelle hat es, an die alle vor Anker liegenden Segler gestern zu einem geselligen gemeinsamen Abendessen zusammen fanden. Am Lagerfeuer danach war es mit Marshmallows und Gitarrenmusik von Steve, HR Amalia, sogar etwas romantisch.

Müllentsorgung

Nicht romatisch ist das Müllaufkommen an der Ostküste von Hog Cay. An die dem Wind ausgesetzten Strände spült das Meer den Zivilisationsmüll. Sogar Rollerblades, einzelne, finden wir. Definitiv nicht von den Bahamas. Und erstaunlich viele Bauarbeiterhelme.

Angeschwemmter Müll an der Ostküste von Hog Cay
So viel vom Meer zerschreddertes Plastik, dass man hier nicht barfuß über den Strand gehen kann. Und noch mehr Plastik, mikrofein, bleibt im Meer und schädigt Tier- und Pflanzenwelt.
Das war wohl mal ein Rollerblade.
Bauarbeiterhelm vom Strandmüll. Vielleicht mal auf einer Tour durch eine der vielen Felshöhlen brauchbar?

Die Müllentsorgung ist hier auf den entlegenen Inseln der Bahamas Eigenverantwortung. Auch auf den spärlich bewohnten Inseln gibt es zwar einen „Trash Dump“. Aber der Müll liegt dort oft wochen- oder monatelang. Kommt Wind auf, fliegt gerne das leichte Plastik usw. von dannen und weht ins Meer. Der Rest wird verbrannt oder verscharrt – auf den meist flachen Inseln oft, ohne ausreichend abgedeckt werden zu können. Mit der Folge, dass bei Sturm so manches wieder im Meer landet.

Als wir unseren Müll bei Ankunft in Great Inagua entsorgten, war uns das noch nicht bewusst. Wir haben dazu gelernt. In Zukunft werden wir, wie die anderen Segler auch, organischen Müll auf offener See entsorgen und alles, was brennbar ist – selbst verbrennen. Eine entsprechende Stelle ist nahe des „Hog Cay Yacht Clubs“ vorhanden und ich schreite zur Tat:

Die Ruhe ist vorbei

So – es ist 14:45 Ortszeit und die Ruhe ist wirklich schlagartig vorbei. Die ersten Böen treffen ein. Noch sind es Vorboten, aber die Nacht wird unruhig werden. Lieber wäre es mir, wenn der ärgste Teil tagsüber durchziehen würde, als in der dunklen Nacht. Aber das Wetter ist nunmal kein Wunschkonzert.

Bildergalerie:

2 Antworten auf „Die Ruhe vor dem Sturm“

  1. Super was ihr da alles erlebt!! Der Abfall, das leidige Problem. Wir versuchen, bereits schon in der CH angewendet, nichts in Plastiktueten, Styropor abgepackt oder dergleichen einzukaufen. Das gelingt uns recht gut, und unser Abfall haelt sich recht klein. Ausser Koebis Bierdosen, da kann und will er noch nicht verzichten!

    1. Eine Mindestmenge an Hopfen ist für den männlichen Körper auch unabdingbar. Ich weiss, Frauen können das nicht nachvollziehen aber die haben eine andere Verdauung und brauchen dieses wichtige Enzym nicht!

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