Crooked Islands – Ankerwinde – French Wells – Long Cay & Albert Town

  • Covid Test in der Landrail Point Clinic auf Crooked Island
  • Unsere Ankerwinde gibt den Geist auf
  • Ins Flachwasser bei den French Wells
  • Long Cay und Albert Town

Crooked Island

Im Norden von Crooked Islands treffen wir auf Barbara & Ralph vom Schweizer Kat Lille Venn. Sie sind am selben Tag in Great Inagua angekommen wie wir und müssen ebenfalls noch den am 5. Tag fälligen Covid-Schnelltest machen. Zusammen suchen wir die Landrail Point Clinic auf, und dürfen bald alle 4 mit dem Ergebnis – wie erwartet negativ – abziehen. Wir erfahren bei der Gelegenheit, dass sämtliche „Kliniken“ – wir sehen sehr kleine Einrichtungen, werden dort unglaublich freundlich behandelt – auf den Bahamas in pink gestrichenen Gebäuden angesiedelt sind.

So, jetzt nur noch die kommenden 9 Tage den täglichen Gesundheits-fragebogen auf der speziellen Website ausfüllen – dann sollten wir vorerst wieder unsere Ruhe haben.

Am Strand von Crooked Islands entlang bis zum Flugplatz
Dieses Haus steht in Strandnähe direkt beim Flughafen. Vermutlich ebenfalls ein Hurricane-Opfer, nur wundern wir uns warum so viele Fenster noch intakt sind, der Wohnbereich aber voller Felsbrocken. Die Hintergründe fanden wir nicht heraus.
Dort gibt es tatsächlich eine recht lange Runway.

Die Bar am Airport: Diverse Alkoholika stehen hinter dem Tresen. Im Kühlschrank Cola, Fanta usw. Nur – niemand ist da.
Hinter dem Airport: eine neue Marina. Wir treffen dort auf eine brasilianische Familie, deren Monohull wegen eines Schadens an Ruder und Kiel die mehrere hundert Seemeilen lange Strecke nach Fort Lauderdale geschleppt werden soll für Reparaturen dort
Die Einfahrt zum Landrail Point ist schmal und führt durch einen aus dem Fels gehauenen engen Kanal, durch den die Wellen einfallen. INVIA passt nicht durch, aber unser Dinghy.
Dahinter weitere Kanäle, fast ein bisschen wie in Italien

Unsere Ankerwinde – das ist das Teil, welches die schwere Kette und den Anker fallen lässt und vor allem wieder hochholt – verhält sich seltsam. Scheint ein Problem am Elektromotor zu sein. Gar nicht gut, denn von Hand lässt sich unsere Ankerwinde nicht bedienen. Ich müsste bei einem Ausfall zum Ankern die Kette von Hand geben – das geht noch einfach. Später aber, wenn wir wieder Anker auf gehen, müsste ich mühsam von Hand hochholen. Das letzte Stück mit dem schweren Anker könnte ich unter Zuhilfenahme der Winde am Mast (mit der normalerweise das Fall für die Vorsegel bedient wird) Meter für Meter hochholen. In der Facebook-Gruppe der Outremer Eigentümer kommt der Hinweis, dass vermutlich die Bürsten bzw. Kohlen des Motors abgeschliffen sind und der Abrieb für Probleme bei der Stromübertragung sorgt. Klingt logisch – aber um den Motor zerlegen zu können, muss ich erstmal das Ding mitsamt dem Getriebe ausbauen. Genau das sind die Momente, in denen man mich besser nicht fragen sollte ob ich wieder eine Outremer kaufen würde! Ich setze mich fluchend ans Werk, denn es ist mal wieder recht verwinkelt verbaut. Wenn auch nicht ganz so dämlich wie die beiden Starterbatterien für die Diesel-Motoren.

Kurz bevor ich die letzte Schraube ganz löse, will ich aufgeben. Denn: Ich würde die Winde später alleine kaum wieder montiert beklmmen. Wie gerufen erscheint genau in diesem Augenblick Ralph von der Lille Venn und spricht mir nicht nur Mut zu. Sondern auch seine Tatkraft. Gemeinsam reinigen wir die 4 Bürsten und schaffen es danach zu zweit sogar relativ zügig, die Winde wieder an Ort und Stelle zu montieren.

Ergebnis: Läuft wieder wie am Schnürchen, Problem gelöst!

Wir verbringen noch einen schönen Abend zusammen auf der INVIA, bevor wir uns erstmal wieder verabschieden. In der Hoffnung, die beiden bald wieder zu sehen.

French Wells

Der Name stammt tatsächlich von den Brunnen, die von Franzosen gegraben wurden. Und zwar von französischen Piraten, die dort ein Versteck hatten. Der Kanal in French Wells wird von Long Cay auf der einen und Crooked Island auf der anderen sowie sowie der flachen Bucht von Acklins recht gut geschützt.

Dadurch konnten die Piraten-Schiffe versteckt bleiben und die Handelsschiffe über die Crooked Island Passage angreifen. Um die anhaltende Bedrohung durch Piraterie zu minimieren, errichteten die Briten eine Festung in Gun Point.

Die Einfahrt ist auf den 1. Blick nicht ganz einfach, aber anhand der Rasterkarte gut zu meistern. Wir sind nahe am Vollmond und haben daher Springzeit. Das heisst, die Gezeiten (Ebbe & Flut) sind in diesen Tagen am höchsten. Ebenso die Gezeitenströme, wenn also z.B. Meerwasser aus dem tiefen Ozean bei Flut in eine flache Bucht einläuft, bzw. bei Ebbe wieder abläuft.

Der Kanal in die French Wells ist bekannt für heftige Gezeitenströme. Ich wollte daher – und auch um ausreichend Sicherheit bei der Wassertiefe zu haben – knapp nach dem Hochwasser einlaufen. Wegen eines Problems mit unserem Hahnepott, der sich um die Ankerkette gewickelt hatte, verzögern wir uns allerding. Ich musste erstmal ins Wasser und schwimmend die Leinen lösen, damit die capitania sie auf dem Trampolin stehend wieder entwirren kann.

Wir laufen etwa 2 1/2h nach Hochwasser ein. Haben immer noch etwa 0,5m mehr Tiefe als auf den Karten als Basis zugrunde gelegt. Aber bereits rund 2kn Gegenstrom. Ich passiere mit max 4 kn Fahrt durchs Wasser die flachsten bzw. wegen der Korallenköpfe gefährlichsten Stellen. Das heisst ich mache nur etwa 2kn Fahrt über Grund und habe Zeit genug zu reagieren. Gleichzeitig kann ich sehr gut steuern, denn wie erwähnt: 2kn Fahrt über Grund bedeuten wegen dem Gegenstrom 4kn Fahrt durchs Wasser. Da reagieren die Ruder sehr exakt und zügig. Weil der Wind mit etwa 20kn aus derselben Richtung kommt wie der Strom, gibt es auch keine Welle und die Sicht auf den Boden ist glasklar. Wir lassen den Anker fallen und ich schnorchle den Boden ab. Der Ankergrund ist nur sporadisch gut haltender Sand. Und nach der Ebbe kentert der Strom, d.h. er wechselt die Richtung. Insbesondere der einlaufende Strom (wenn die Tide wieder steigt) soll laut Karte 5,6 oder gar 7 kn betragen können. Kann ich mir zwar kaum vorstellen, aber da wir bereits beim Einlaufen 2kn durch auslaufendes Wasser hatten, ist vielleicht doch etwas dran.

Wenn also der Strom kentert und Wasser in die Bucht zurück fliesst, heisst das: Der Strom schiebt von hinten während der Wind von vorne drückt. Lässt der Winddruck nach oder nimmt der Strom zu, werden wir über den Anker geschoben, drehen uns ggf. hin und her. In einem engen Kanal.

Alles in allem haben wir beide kein gutes Gefühl, hier über Nacht zu bleiben. Wir drehen daher um und verlassen die French Wells wieder. Anders als beim Einlaufen muss ich jetzt zwingend mind. 4kn Fahrt über Grund machen, damit ich mit 2kn Fahrt durchs Wasser noch ausreichend Druck auf die Ruder habe. Denn der Strom schiebt mich von hinten – und dazu auch noch der Wind. Recht kräftig sodass ich streckenweise beide Motoren rückwärts laufen lasse um etwas zu bremsen. Denn ich will nicht mit Karacho einen Felsen, einen Korallenkopf oder auch nur eine Sandbank rammen. Geht aber alles gut, an der seichtesten Stelle hatte ich mal 1m Wasser unterm Kiel, ansonsten immer mehr.

Unser Track in die French Wells auf der topaktuellen & korrekten Rasterkarte

Hier nur zum Vergleich auf Navionics und CMap:

Long Cay

Mit dem Dinghy gehts vom Ankerplatz der INVIA Richtung Albert Town
Wir „beachen“ unser Dinghy. D.h. wir landen es einfach am Sandstrand an

Wir gehen weiter nach Long Cay, aber nicht mehr ganz in den Süden wo wir bei der Fahrt zum Landrail Point Halt gemacht hatten. Sondern legen uns etwa 1,4 nm nördlich von Albert Town. Albert Town ist keine Stadt mehr, eigentlich auch keine Siedlung. Früher einmal besiedelten um 4000 Menschen die Insel. Die goldenen Zeiten sind aber längst vorbei. Heute sind viele Häuser – zuletzt nach dem Hurricane 2015 – verlassen und aufgegeben. Vor der zerstörten Kirche – der ältesten anglikanischen Kirche in den Bahamas –  treffen wir auf De-Angelo, der aus das Haus gegenüber kommt. Ganze 6 Personen würden noch in Albert Town leben, meinte er. Er selbst wohnt eigentlich auf Crooked Island, besucht aber seinen Freund auf Long Cay. 14 weitere Personen sollen irgendwo sonst wohnen auf der Insel, meint De Angelo. Wir finden trotz langen Fußmarsches in Staub und sengender Sonne bis zur anderen Inselseite nur Reste früherer Siedlungen, und davon viele. Außerdem alte Brunnen und weite Gebiete, in denen früher Salz gewonnen wurde.

Menschen begenen uns keine mehr. Man muss schon recht einsiedlersich veranlagt sein, um sich hier wohl zu fühlen.

Die Kirche von Albert Town. Ganz links hinter der roten Tür hat man einen kleinen Flügel restauriert und mit einem Dach versehen. Dort wird gelegentlich eine Messe gehalten. Der Priester muss dazu von einer anderen Insel kommen.

Wir durchqueren die Insel – der Breite nach von einem Ende zum anderen. Infrastruktur gibt es hier abgesehen von der Straße, Strom und einem Funkmasten keine. Allerdings sind wir uns beim Wasser nicht sicher. Es gibt alte Brunnen und zerstörte Wasserleitungen. Eventuell ja auch doch noch ein heute funktionierendes System, aber wir sehen keines. Laden – no have. Aber das Mailboot versorgt auch die wenigen Menschen  hier, erzählt De Angelo. Mailboot bedeutet, es kommt sporadisch an festgelegten Tagen ein Frachtschiff und liefert bestellte Waren. Auch die Lebensmittelläden auf den südlichen Bahamas werden so beliefert. Wir haben bisher dort keine Frischware eingekauft, um den Menschen  auf den Inseln ihre wenigen frischen Güter zu belassen. Noch zehren wir von den Vorräten aus Puerto Rico und teilen die ein.

Erst abgeschleppt und dann stehen lassen. Im Innern wurde kräftig ausgebaut, so einiges konnte man doch noch brauchen.

Ein alter Brunnen. Immer noch in Funktion und offenbar sporadisch genutzt

Sind das nicht einfach traumhafte Farben?

Alte Computer vor einem nach dem Hurricane aufgegebenen Haus

Bildergalerie

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