Ausgeliefert in St Kitts und Nevis

Unser Törn Führer tituliert den Staat St Kitts und Nevis als „the islands that brushes the clouds“. Die Berge auf beiden Inseln halten die Wolken fest und die sowie deren nassen Inhalt hatten wir zu Genüge. Während Nevis (93 Quadratkilometer klein, 11.500 Einwohner) uns ruhig und sehr nett in Erinnerung bleiben wird, hinterlässt St Kitts (fast doppelt so groß, 39.000 Einwohner) einen  zwiespältigen Eindruck. Wir sind froh, die Insel unbeschadet verlassen zu können.

 

Charlestown Nevis

Sowohl St Kitts als auch Nevis haben eine wechselvolle Kolonialzeit hinter sich. Die vulkanischen Böden sind fruchtbar, so dass Engländer und Franzosen sie für den Anbau von Zuckerrohr und Baumwolle begehrten. Die Besatzer hinterließen schöne Kolonialzeitbauten.

Charlestown Nevis
Museum Charlestown
Charlestown
Weihnachtsschmuck Charlestown

Das Fort George auf dem Brimstone Hill von St Kitts zeugt von den Auseinandersetzungen um die Inseln. Beeindruckend ist die Leistung der Briten, die auf einem abgeflachten Berg im Nordwesten von St Kitts im 17.Jahrhundert mit der Errichtung einer massiven Verteidigungsanlage begannen. Britische Armeeingenieure hatten geplant, aber gebaut wurde das Fort von afrikanischen Sklaven.

Brimstone Hill
Brimstone Hill
Brimstone Hill Fort
Brimstone Hill
Brimstone Hill
Brimstone Hill

Noch heute profitiert St Kitts von der damaligen Leistung. Das Fort ist seit 1985 britischer Nationalpark und seit 1999 in die Liste des UNESCO Welterbes aufgenommen. Zahlreiche Kreuzfahrttouristen wollen das sehen und so kann in St Kitts ein Kreuzfahrtterminal mit unzähligen Läden existieren, die im Grunde alle das Gleiche anbieten über billige Kleidung und Kosmetik hin zu Uhren und Schmuck. Wir sahen 3 Kreuzfahrtschiffe gleichzeitig im Hafen von Basseterre, dem Hauptort von St Kitts.

Kreuzfahrtschiff mit Pilotboot
3 Kreuzfahrtschiffe vor Basseterre
Folklore im Cruiseship Terminal
Basseterre
Basseterre
Basseterre
Basseterre
Basseterre

Die Touristen können die Windward Seite der Insel per Zug bereisen. Die Zugstrecke stammt aus den Zeiten des Zuckerrohranbaus. Auf der Leeward Seite heißt es dann umsteigen in offene Busse, die zu den historisch und lanschaftlich interessanten Orten transportieren, zB zu den Vulkan Felsen Black Rocks an der Windward Seite.

Alte Eisenbahn
Unser „Taxi“
Touribus
Black Rock
Black Rocks

Statt dieser Tour buchen wir eine private Tour. Auf unserem Spaziergang aus der Ankerbucht Salt Plage bei Christophe Harbour hält ein Kleinwagen an und wir kommen mit dem Fahrer ins Gespräch über Taxifahrten. Das hat schon öfter so funktioniert und wir lassen uns auf den Deal ein, zunächst mit ihm nach Basseterre zu fahren und am nächsten Tag eine Inseltour mit ihm zu machen. Er fährt gut, aber sein Inselenglisch, eine Mischung aus Englisch und Creol, ist nicht immer zu verstehen. Und viel Regen an dem Tag sowie ein Autounfall auf der einzigen Straße an der Windward Seite verhindern, dass wir alles besichtigen können.

Mehr Pech als das erwartet uns auf der Rückfahrt zum Salt Plage. An einem Kreisel zwingt ein schwarzer SUV unseren Fahrer zum Halten. Die Unterhaltung der zwei ist in großen Teilen für uns unverständlich. Der Kleinwagen gehört dem Fahrer des SUV und der lässt keinesfalls zu, dass wir weiter gefahren werden, soviel wird klar. Offenbar war der Kleinwagen funktionsunfähig und hatte unser Fahrer seine Batterie in den Wagen eingebaut, so dass er nun fahrtüchtig ist. Er leitet daraus scheinbar ein Nutzungsrecht ab. Der Eigentümer hingegen erklärt, wenn er den Fahrer nun weiterfahren lasse, werde er ihn nicht mehr erreichen können, weil der nie ans Telefon gehe und er seinen Wagen dann nur zufällig auf der Straße finden könne wie eben heute. Unser Fahrer telefoniert sein Adressbuch ab und versichert uns, er werde für unseren Rücktransport sorgen. Mehrfach erklärt er, seine Tochter werde mit ihrem Auto kommen. Sie arbeite beim Zoll im nahe gelegenen Büro.

Irgendwann wird uns das Warten mit den beiden Streithähnen zu viel. Wir halten einen Taxibus an.   Im Kleinbus sitzt eine Familie, die gerade am Flughafen von St Kitts angekommen ist und ins Marriott Hotel möchte. Das liegt wie der Salt Plage im touristischen Süden der Insel.

Ferienappartements
Ferienappartements
Frigate Bay Development
Feriensiedlung Frigate
Luxusvilla im Inselsüden

Wir sind gerade froh, dem Streit zuvor entronnen zu sein, als der Taxifahrer vorn anfängt zu schimpfen über die bösen Menschen, die ihn als „bad“ bezeichnen. Was er im Einzelnen sagt, ist nicht verständlich. Aber er steigert sich immer mehr herein und fährt Schlangenlinien, beschleunigt und kracht über Bodenschwellen, zieht den Wagen von links nach rechts und zurück. Je näher wir dem Marriott Hotel kommen desto schlimmer wird es. Ich schreie, er solle stoppen. Die andere Frau im Bus beschimpft den Fahrer, er gebe einen sehr schlechten ersten Eindruck von der Insel, er soll doch bedenken, dass er auch Botschafter seines Landes sei. Wir sind heilfroh, als wir mit der Familie heil am Marriott ankommen und steigen mit ihr aus dem Bus.

Wir beschweren uns bei den Taxifahrern rund um das Hotel, unser Fahrer sei betrunken und habe uns gefährdet und beschimpft. Sie alle kennen ihn. Sein Nickname ist „Bumpy“, das heißt wohl, es haben noch mehr Fahrgäste ähnliche Erfahrungen wie wir gemacht. Ein ehemaliger Boxer sei er. Wenn wir etwas tun wollten, sollten wir uns an den Tourismusverband wenden. Das tun wir noch am selben Tag, erhalten aber jedenfalls bis zum Folgetag keine Antwort. Allerdings ist das auch ein Samstag. Vielleicht hören wir ja in der drauf folgenden Woche etwas.

Wir sind heilfroh, mit einem dritten Fahrer in Salt Plage anzukommen. Die Bucht liegt an einem Salzsee, aus dem früher Salz gewonnen. Wir lagen dort sehr ruhig am Anker, allerdings erzählten andere Segler, ihr Schiff sei auf Drift gegangen. Es gilt also den Ankergrund gut anzuschauen. Das Dinghy kann man sehr gut an der Bar am Salt Plage vertäuen, ggf in Absprache mit der Security der Bar. Am Strand Salt Plage wurde früher das Salz aus dem See verarbeitet und verschifft. Heute steht dort eine Bar am Ufer, die zum Christophe Harbour in der benachbarten Bucht gehört. Dort ist eine Marina für Superyachten entstanden mit einem tollen Marina Gebäude. Von den geplanten Villen und dem Golfplatz drumherum gibt es noch nicht viel. Investoren werden gesucht. Die Preise sind nicht in der lokalen Währung Eastcarribean Dollar ausgewiesen, sondern in US-Dollar. Gleiches gilt für die zahlreichen gehobenen Restaurants und Hotels auf beiden Inseln. Man kann sehr gute Qualität bekommen, zahlt aber auch entsprechend.

Bar Salt Plage mit Invia
Salt Pond Bay
Landschaft am Salzsee
Am Salzsee
Am Salzsee
Inselsüden, Atlantik und Carribean Sea
Christophe Harbour
Christophe Harbour

Auf beiden Inseln gibt es große Unterschiede in den Lebensbedingungen der Bevölkerungsschichten. Der Inselstaat zieht mit einem Investmentprogramm reiche Ausländer an, die gegen Zahlung von US Dollar 150.000 an das Government oder Investition von US Dollar 250.000 in ausgewählte Objekte die Staatsbürgerschaft von St Kitts and Nevis erwerben und damit visafreien Zugang zu über 100 Ländern der Erde erhalten, Schengenraum inbegriffen.

Investmentobjekt

Diese Investoren und die Gäste der Hotels und Ferienanlagen leben in Villen, besonders im Süden von St Kitts. Auf dem Gelände ehemaliger Plantagen sind wunderschöne Luxushotels entstanden.

Ab und zu sieht man auf den Inseln noch Holzhäuser. Viele sind durch Hurrikans zerstört oder verfallen, manche fallen auch Vandalismus zum Opfer. Besonders sind die Einraumhäuser aus den Zeiten der Sklaverei. Sie prägte die Inselgeschichte. Die Bewirtschaftung der Plantagen erforderte Arbeitskräfte. Ein Dreieckshandel entstand: Handelsgüter wurden aus Europa nach Afrika verschifft und dort gegen Sklaven eingetauscht. Die Sklaven wurden als Arbeitskräfte in die Kolonien gebracht. Waren aus den Kolonien wurden nach Europa verschifft. Als die Sklaverei abgeschafft wurde, konnte man die Plantagen in den Kolonien nicht halten. Ihre Bewirtschaftung war unrentabel geworden ohne die nahezu kostenfreien Arbeitskräfte.

Die Sklaven lebten zwar auf dem Gelände der Plantagenbesitzer. Sie konnten sich aber nicht dauerhaft häuslich einrichten. Denn der Plantagenbesitzer hatte jederzeit das Recht, sie zu verkaufen. Erlaubt war daher nur der Bau von Chattel Houses, einräumigen Holzhäusern, die ohne Nägel errichtet wurden und die der Sklave abbauen musste, wenn er verkauft wurde. Wir besichtigen sie im Freilichtmuseum auf Nevis. Im Einraumhaus lebte die ganze Familie eng zusammen. Die Eltern hatten ein durch Vorhang abgetrenntes Bett, die Kinder schliefen jenseits des Vorhangs. Wenn der Sklave sich bewährte, durfte er mit Einverständnis des Plantagenbesitzers für seine Familie ein zweites Einraumhaus als Erweiterung direkt neben das existierende bauen. Speziell auf Nevis sieht man noch solche direkt nebeneinander gestellten Holzhäuser.

Freilichtmuseum
Freilichtmuseum
Freilichtmuseum
Freilichtmuseum
Freilichtmuseum
Freilichtmuseum
Freilichtmuseum

Wir liegen bei Nevis vor dessen Hauptort Charlestown. Entgegen zahlreichen anderen Berichten war das Einklarieren freundlich und zügig. Schwierig ist das Parken des Dinghys vor Charlestown. Der Dinghysteg ist zerstört. Am Pier schwellt es, so dass man entweder eine der Moorings aufpicken muss, um das Heck zu sichern oder einen Heckanker. Solange es weniger Schwell hat, kann man das Dinghy auch unter das Pier legen. Kraxelig ist das Aussteigen in beiden Fällen.

Pier

Dinghy Parkplatz Charlestown

Etliche große Yachten ankern weiter draußen. Es heißt Bill Gates sei da. Einer seiner Gesellschaften gehört das 4 Seasons Hotel am Strand. Bis auf Fallwinde liegen wir ruhig. Ankern ist nicht erlaubt. Man muss eine Boje aufnehmen, selbst, ohne Boatboy. Das war im Süden der Karibik schon einfacher, als Boatboys gegen kleines Entgelt halfen. Dafür beschädigt hier kein Boy den Rumpf der Invia, wie uns das auf Union Island passiert war.

Am Abend bekommen wir Besuch. Die Coastguard fährt von hinten heran und bittet darum, an der Invia längsseits gehen zu dürfen. Vier Leute kommen an Bord. Einer davon mit schutzsicherer Weste und Helm, mit Waffe und Silikonhandschellen. Wir müssen unsere Papiere vorlegen, die Rettungswesten vorzeigen, die Epirb und die Notsignale. Die Ablaufdaten werden kontrolliert. Alles in Ordnung bei uns.

Kontrolle Coastguard
Kontrolle Coastguard

Schwierig ist das Parken des Dinghys vor Charlestown. Der Captain holt bei der örtlichen Polizei gegen Zahlung einen Führerschein für St Kitts und Nevis. Wir erkunden Nevis mit dem Auto und besuchen für Mittagessen und Kaffee zwei der wunderschön hergerichteten ehemaligen Plantagenhäuser auf Nevis, heute Hermitage und Montpelier Hotel.

Führerscheinerwerb in der Polizeistation
Polizeistation Charlestown
Mietwagenleihe im Drugstore
Unser Mietwagen auf Nevis
Hermitage Garten
Hermitage
Nevis Windward
Blick auf St Kitts von Nevis aus

Selbst die Haushunde haben ihr karibisches Holzhaus. Viele wilde Esel gibt es auf Nevis. Früher wurden die Esel als Lasttiere genutzt.

Haustiere auf Nevis
Haustiere auf Nevis

Das Segeln ist derzeit weniger gemütlich. Die Christmas Winds bringen regelmäßig zwischen Dezember und Januar stärkere Winde. Schauer mit kräftigen Böen und Nordschwell machen das Leben an Bord unkomfortabler als sonst.

Welle kommt…
Und Welle geht
Bildergalerie

Kommentar verfassen

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.