Heute am 9.Tag der Atlantiküberquerung ist es an der Zeit für einen Zwischenstand: Atlantiküberquerung, wie ist das so?
Atlantiküberquerung mit drei Männern an Bord und einer Frau. Da gibt es unterschiedliche Bedürfnisse und Stimmungen.
Unsere beiden Mitsegler scheinen die Zeit in vollen Zügen zu genießen.
Oli ermittelt mindestens dreimal täglich mit Hilfe seines Sextanten und umfangreicher Berechnungen unseren Standort. Nachts bei klarem Himmel sucht er Sterne und Planeten zu bestimmen. In beidem geht er offensichtlich gut gelaunt voll auf.
Sebastian genießt das Meer und wird nicht müde, die Aussicht auf Meer, Meer und nochmals Meer zu loben. Er hat einen unserer beiden außen gelegenen Drehstühle zu seinem "Sonnenstuhl" erkoren und sitzt dort sichtlich gern.
Beide Mitsegler gehen zuverlässig ihre Wache. Beide können auch kochen und jeder hat schon einen wichtigen Teil des Tages gestaltet, nämlich unser Abendessen. Während durch die unterschiedlichen Wachzeiten das Frühstück mal zusammen, oft aber getrennt stattfindet, essen wir alle zusammen Mittag und Abend. Das ist nett und jeder freut sich auf die leckeren Mahlzeiten am Abend, die die drei Köche tagsüber gemeinsam planen. Frei danach: Was haben die Gemüsebackskiste und der Kühlschrank noch und was muss weg? Bisher konnten wir jeden Mittag Salat essen. Der Einkauf auf dem Gemüsemarkt in Mindelo, das Lagern in Papiertüten in einer der Backskisten am Heck und die tägliche Kontrolle des Zustands bewähren sich. Und noch immer ist Frisches da. Den aus Gründen des Stromsparens abgestellten Gefrierschrank haben wir inzwischen ziemlich geleert. Den eingefrorenen Schwertfisch vom Fischmarkt in Mindelo gab es einmal mit Dillsenfsoße und einmal im Thai Curry. Das restliche Fleisch, von dem wir ohnehin aus Qualitätsgründen in Mindelo nicht viel eingekauft hatten, wird Oli heute Abend verarbeiten. Vom anderen Fleisch hatte Sebastian leckeres Geschnetzeltes mit Spätzle zubereitet.
Brot gebacken hatte ich auch bereits zweimal, das beim Bäcker in Mindelo gekaufte und tiefgefrorene Brot hält noch, und so sind wir bisher bestens versorgt. Zwar müssen wir beim Kochen und beim Essen wegen teils konfusen Wellengangs alles sichern. Anders als in einem Monohull können wir aber bequem, d. h. breitbeinig zum Abfedern der Wellen, stehen sowie für unsere Essenszubereitung schnipseln. Ein großer Vorteil.
Ja und wie ist die Atlantiküberquerung für den captain und mich? Wir sind sehr froh um die Unterstützung durch unsere Mitsegler. Auch mit deren Hilfe ist es aber nicht unanstrengend. Keine Nacht durchschlafen ist halt anstrengend, auch wenn jeder am Tag viel Zeit hat zum Erholen. Der captain spürt die Last der Verantwortung und ist immer mit einem Ohr an Deck, Tiefschlaf ist für ihn schwierig. Uns beiden war aber bereits vor dem Törn klar, dass wir diese Überquerung nicht wie viele andere als Genuss empfinden werden, sondern als notwendiges Mittel, um unser nächstes Reiseziel zu erreichen. Und genauso ist es für uns beide nun, wir zählen die Seemeilen und freuen uns auf das Ankommen.
Natürlich aber hat jeder Tag auch viel Schönes. Sonnenauf- und – untergänge, Sternenhimmel so klar, wie man ihn an Land nie sieht, Vögel so weit draußen auf dem Meer, Leuchtplankton und leuchtende Fische nachts, Lesen und Ruhen in der Sonne am Tag, und und…
Heute Morgen beträgt die Reststrecke bereits unter 700 sm und wir kommen gut voran. Die ersten Pläne für die Zeit in der Karibik werden geschmiedet und wir freuen uns vor.
Bild: Ein sauberes Solarpanel liefert deutlich mehr Strom als ein mit Salz verkrustetes. Regelmäßige Reinigung zahlt sich in Form zusätzlicher Ampere aus!