Rita vom Katamaran Como No bleibt eine Quelle der Inspiration und Information. Wanderwegbau auf Racoon mit Akkusäge und Conchfleisch mit Hammer und Messer auslösen, das ist ihr Programm von gestern. Wir dürfen dabei sein.
Amerikanische Siedler versuchten einst, auf Racoon mit Hilfe von Sklaven Baumwollplantagen anzulegen. Die Sklaven mussten Steinmauern um die Feldgrenzen errichten. Reste davon und von den Steinhäusern der Siedler sind noch heute auf Racoon zu sehen.
All die mühevolle Arbeit war umsonst, denn der Inselboden war für den Baumwollanbau nicht geeignet. Bereits im 2. Erntejahr hatte sich der Ertrag halbiert. Wie mühsam das urbar Machen des Bodens ist, können Andrea von der SY Easy One und ich erahnen, als wir Rita beim Freilegen des eingewachsenen Wanderweges vom Strand der House Bay auf die Windwardseite von Racoon helfen.
Rita ist mit einer Akkusäge ausgerüstet. Die und Andreas Machete sind auch nötig, um den Bewuchs zu entfernen.
Bewundernswert, wie die Pflanzen in dem wenigen Humus gedeihen, der sich im porösen Kalksandsteinboden mit teils rasiermesserscharfen Kanten sammelt. Die Witterung schafft messerscharfe Spitzen, so dass wir bisweilen wie die Fakire auf Felsspitzen balancieren. Teilweise befinden sich tiefe Löcher im Felsboden. Vermutlich haben sie eine ähnliche Entstehungsgeschichte wie die Blue Holes, nur einfach kleiner.
Am Nachmittag zeigt Rita auf Bitten von Andrea, wie man das Fleisch der Strombus gigas auslöst, zu Deutsch Fechterschnecke oder Rosa Flügelschnecke. Im Englischen heißt die große Muschel Conch, was von den Einheimischen „Konk“ ausgesprochen wird. Rita erklärt uns, wir sollten nur die Muscheln mit der breiten rosafarbenen Außenlippe nehmen, nicht andere kleinere Arten. Ausgewachsene Conch sind 20 bis 25 Zentimeter lang.
Die Schnecke hat einen Fuß, mit dem sie sich quasi hüpfend in ihrem Lebensraum, dem sandigen Meeresboden, bewegt. Um das Muschelfleisch auszulösen, schlägt Rita mit dem Hammer in den mittleren der drei Ringe der Muschelschale ein Loch. Durch das Loch führt sie ein Messer und schiebt die Schnecke an den Muscheleingang, um sie am Fuß herauszuziehen.
Der Schneckenfuß ist der essbare Teil. Rita hält die Schnecke am Fuß und schneidet die übrigen Teile des Körpers nach unten ab. Sie erklärt, so vermeide sie Schleimbildung. Der Fuß ist von einer festen Haut umschlossen, die Rita einschneidet und abzieht.
Das Fleisch wird als Eiweißlieferant geschätzt. Der Conch werden aber auch verschiedene therapeutische Zwecke zugesprochen. Zum Beispiel soll man Hauptprobleme wie Allergien kurieren können mit Wasser, das man über Nacht in der Conchmuschelschale stehen lässt und dann auf die Haut aufträgt. 2 Löffel vom Wasser eingenommen sollen Magenschmerzen und Verdauungsprobleme bessern. Mischt man das Wasser mit Rosenwasser und wäscht damit das Haar, soll es die natürliche Haarfarbe wieder erlangen.
Rita zeigt uns anschließend, wie sie das Conchfleisch am liebsten isst. Sie schneidet es in dünne Scheiben, die sie mit einem Fleischklopfer weich und flach klopft. Ohne das Klopfen ist das Fleisch zäh. Diese Schnitzel säuert sie für einige Zeit mit Orangensaft, wendet sie dann in Ei und Pankobröseln, bäckt sie kurz in sehr heißem Öl beidseitig aus und fertig sind die Conchschnitzel. Rita bevorzugt Orangensaft gegenüber Zitrone oder Limette, um den natürlich süßlichen Geschmack des Fleisches zu unterstreichen.
Es gibt unzählige andere Zubereitungsmethoden. Auch getrocknet kann man Conch bekommen. Diese Methode der Konservierung stammt aus Zeiten ohne Kühlung und wird heute noch praktiziert.
Die Anleitung ist perfekt. Der Captain und ich sind aber dennoch sehr sicher, dass wir nicht selbst zur Conchernte schreiten werden. Wegen Überfischung stehen die großen Schnecken unter Artenschutz. Im Ausland sind die Perlen begehrt, die bisweilen in den Schneckenhäusern zu finden sind. Der Conchfang zu Schmuckzwecken soll durch den Artenschutz eingeschränkt werden. Da wir ohnehin keine großen Fans des Schneckenfleisches sind, lassen wir sie gerne den Einheimischen. Die verzehren sie in großen Mengen, wie beispielsweise die vielen Haufen von Conchmuschelschalen bei Duncan Town zeigen.