Dean´s Blue Hole, Hamilton´s Cave & Shrimp Hole
Dean´s Blue Hole
Über die zahlreichen Blue Holes auf den Bahamas habe ich schon geschrieben: Siehe Racoon und Water Cay.
Mit einer Tiefe von 202m ist Dean´s Blue Hole auf Long Islands das 2. tiefste bekannte der Welt. Lange war es die Nummer 1, bis man im Jahre 2016 das Dragon Hole bei den Paracel Inseln im südchinesischem Meer entdeckte. Letzteres soll über 300m tief sein.
Vielen Dank an Peter von der La Boheme, der seine Drohne dabei hatte und mir dieses Video und alle übrigen Drohnenbilder auf diesem BLOG Eintrag zur Verfügung stellte!
Es ist wirklich surreal:
Man kann bis kurz vor der Kante noch im türkisfarbenen Wasser auf weissem Sand stehen – um dann in den 200m tiefen Abgrund zu blicken. Ich schnorchle auch drüber, die capitania hat zu viel Respekt vor der Tiefe und bleibt an Land. Fische hat es nur wenige und kleine, was aber auch nicht verwundert: Die Sandbank ausserhalb des Lochs ist sehr flach.
Wir beobachten etliche Flaschentaucher, die sich in die Tiefe aufmachen. Auf etwa 20m Tiefe soll es eine horizontale Erweiterung, eine Art offene horizontale Höhle geben, durch die man tauchen kann.
Laut einem Wikipedia – Eintrag gelang es 1992 Jim King als bisher einzigem Menschen, mit spezieller Ausrüstung und angepasstem Atemgas den Boden des Blue Holes zu erreichen. Für einen Sporttaucher ist idR. bei etwa 30m Schluss, bei allem was darunter liegt wird es aus diversen Gründen problematisch. Im Rahmen meiner Advanced-Ausbildung war ich kurzzeitig und in Begleitung eines Profis mal auf 40m. In dieser Tiefe fühlt es sich durch den hohen Druck fast nicht mehr an als würde man die Luft atmen, sondern eher trinken. Man kann zusehen, wie der Luftvorrat in der Flasche mit jedem Schluck abnimmt.
Dean´s Blue Hole erreicht man am besten von Land aus. Wir nehmen uns dazu einen Mietwagen, ebenso die Crews der Vairea und der La Boheme und sind mit 2 Fahrzeugen auf Tour.
Das weisse Rechteck in der Mitte der Dronenaufnahme ist nicht etwa INVIA, sondern eine Plattform für die Apnoe Taucher, also die Freediver die ohne Ausrüstung hier abtauchen. Von der Plattform führen mehrere straff gespannte Seile in die Tiefe, an der die Apnoe Taucher die Tiefe ablesen können. Der Weltrekord wurde 2016 mit 102m Tiefe aufgestellt (unter Zuhilfenahme von Gewichten)
Es gibt u.a. auf YouTube zahlreiche schöne Videos dazu. Wer mag: Einfach auf Google oder YouTube danach suchen. Ich verlinke hier eine kleine Auswahl, die einen guten Eindruck sowohl von Dean´s Blue Hole wie auch vom Apnoe Tauchen vermitteln:
Von den Gefahren dieser besonderen Gegend zeugt ein Mahnmal am Strand neben dem Blue Hole. Es erinnert an ein junges Mädchen und 2 Frauen, die 2008 umkamen, wobei uns der Hergang unklar ist. Der Unfall ereignete sich nicht einmal beim Freediving, das hier auch schon zu Todesfällen führte.
Kirchen & Sonntag
Es ist Sonntag, und auf Long Island steht gefühlt für jeden 2. Bewohner eine Kirche. Beim Mietwagenverleih und im örtlichen Laden hieß es: Bitte vor 10 Uhr kommen, danach ist wegen Kirchgangs geschlossen. Und unterwegs auf den Straßen bemerken wir auch eine deutliche Erhöhung des Verkehrsaufkommens kurz vor Messebeginn. Begegnete uns zuvor vielleicht 1 Fahrzeug in 30 min waren es nun um die 5. Eine andere Sonntagshauptverkehrszeit scheint so um 16 Uhr nachmittags zu sein, wenn die Familien an den Strand fahren.
Bei einer anglikanischen Kirche sehen wir einen mächtigen Silk Cotton Baum oder zu deutsch Kaprokbaum. Er hat dornenartige Spitzen auf Wurzeln und Ästen. Eine Einheimische sagt uns, der müsse um diese Jahreszeit eigentlich anders aussehen. Wir befragen Wikipedia: Der Baum produziert Blüten in der Zeit bis Februar, die sich nur nachts öffnen. Und wirft anschließend die Blätter ab. Wir sehen den Baum im April noch dicht beblättert, aber ohne Blüten. Laut Wikipedia gehört die Baumart zu den größten der Karibik, wird bis zu 500 Jahre alt und hat für die Einwohner spirituelle Bedeutung. Vielleicht steht er deshalb bei einer anglikanischen Kirche.
Flying Fish Marina und Clarence Town
Wir machen einen Mittagsstopp in der Flying Fisch Marine bei Clarence Town. Das Restaurant ist am Sonntag gut besucht, offenbar auch von Einheimischen. Im übrigen ist der Ort um die Mittagszeit wie ausgestorben.
Der Süden, Gordon’s Beach
Wir fahren bis ganz in den Süden von Long Island an Gordons Beach. Hierher kommen am Sonntagnachmittag die einheimischen Familien.
Auf dem Rückweg nehmen wir einen einheimischen Anhalter mit. Er wolle zur Kirche, verstehen wir. Als wir dort ankommen, sollen wir doch bitte vor der Kirche auf ihn warten. Aus der Kirche hören wir eine Diskussion um 5 bzw 20 Dollar, dann kommt unser Passagier wieder und möchte gerne weiter mitfahren. Er spricht viel und sehr laut, sein lokales Englisch ist aber für uns schwer zu verstehen. Der Ort Roses habe nur noch 1 Bewohner, verstehen wir. Die jungen Leute gingen von Long Island weg nach Nassau oder in die USA. Schließlich bittet der Herr um einen Stopp an einer Bar. Kirchgang und Bar im Schnelldurchlauf.
Hamilton´s Cave
Bereits auf dem Weg zu Dean´s Blue Hole wollten wir Hamilton´s Cave besichtigen, das grösste Höhlensystem in den Bahamas. Die Höhle und der umliegende Grund & Boden sind im Privatbesitz der Familie Cartwright. Die Höhle kann nur mit Führung besichtigt werden. Die Führung macht Mr. Cartwright selbst, der im kleinen Ort Hamilton lebt. Vor seinem Haus befindet sich eine Tafel mit Telefonnummern für eine Höhlentour. Allerdings ist er bei unserer Ankunft gerade nicht erreichbar, sondern befindet sich in der Kirche. Das bringen wir im örtlichen Laden in Erfahrung. Nach Ende der Messe kann ich ihn am Telefon erreichen. Er ist zu Hause und hat Zeit, sodass wir alle 6 von Dean´s Blue Hole ein Stück zurück fahren um die Höhle besichtigen.
Mr. Cartwright hat die Höhle mit Liebe zum Detail für seine Führungen ausgestaltet und ist sichtlich stolz auf sein Kleinod. Am Eingang gibt es eine Tafel mit seinem vollständigen Namen und weiteren Angaben. Dort zeigt er uns Knochenreste, die er in der Höhle gefunden hatte. Sowohl die Ureinwohner als auch Menschen auf der Flucht vor Stürmen haben sich hier aufgehalten.
Verwandte von Mr Cartwright haben Steine in der Höhle künstlerisch gestaltet.
Die Höhlenführung kostet 15 Dollar pro Person. Wir fanden die Höhle sehr spannend und den Besuch lohnend. Auch wenn die capitania nun wieder Angst vor Kakerlaken hat, die sie in den letzten Wochen mangels Sichtung an Land abgebaut hatte. In der Höhle gibt es davon sehr ausgewachsene Exemplare. Mr Cartwright meint achselzuckend, die ernährten sich vom Dung der Fledermäuse und man verwende auf der Insel Spray gegen die Kakerlaken. Er zeigt uns 3 verschiedene Feldermausarten in der Höhle. Eine ist gerade mal so groß wie ein kleiner Finger.
Shrimp Hole
Mr Cartwright empfiehlt, nicht nur das bekannte Blue Hole, sondern auch das Shrimp Hole zu besuchen. Wir haben zunächst etwas Schwierigkeiten, den Standort zu finden, weil die Befragung von Einheimischen uns mehrfach suggerierte, wir seien bereits nahe dran. Schließlich hat ein befragtes Paar Erbarmen und führt uns auf seinem Heimweg direkt hin. Schwierig ist das Auffinden eigentlich auch gar nicht, denn ein Schild an der einzigen von Nord nach Süd führenden Inselstraße zeigt den Standort. Die Einheimischen sollen hier am Wochenende baden und schnorcheln, erzählt Mr Cartwright. Kaum vorstellbar, wenn man die spitzen Felsen rund um das Süßwasserloch sieht. Hier leben rote Shrimps, wie wir sie auch schon in Flamingo Cays gesehen hatten.
Spannende Sache, die ihr da erlebt und auf den Bahamas entdeckt. Weiterhin viel Erfolg beim Erforschen von Land und Meer.